Der Countdown läuft: Derzeit gibt es bundesweit knapp 40 so genannte Umweltzonen, Baden-Württemberg liegt mit 18 Zonen bundesweit an der Spitze. Zu Jahresbeginn wurden in Berlin und Hannover Fahrzeuge mit roten und gelben Plaketten von der Einfahrt in die Innenstädte ausgeschlossen. Zum 1. Juli wird Stuttgart folgen, für "rote Dieselstinker" gibt es dann ebenfalls die "rote Karte".
Fast die komplette Kriegsstraße liegt in der Umweltzone
In der Fächerstadt erstreckt sich die zum 1. Januar 2009 eingeführte Umweltzone vom Durlacher Tor im Osten der Stadt bis zum Entenfang im Westen. Fast die komplette Kriegsstraße ist mit drin "in der Zone". Doch in Karlsruhe wurde bislang überhaupt nicht kontrolliert - die rund 70 Politessen des Amtes für Bürgerservice und Sicherheit sehen ihr Tätigkeitsfeld nach wie vor vorrangig in der Überwachung von "Parksündern".
Zudem, so wurde schon zu Jahresbeginn 2009 bekannt, möchte die Stadt Karlsruhe zusätzlich 23,50 Euro Verwaltungsgebühr auf die "Knöllchen" für die Umweltzonen-Sünder erheben. Beobachter sehen "in den exorbitant hohen Nebenkosten" eine Art Verhinderungsstrategie. Es sei überhaupt nicht beabsichtigt, die Einfahrt in die Umweltzonen zu kontrollieren, behaupten Kritiker.
Umweltministerin will eigene Plaketten für Karlsruhe vorstellen
Landesumweltministerin Gönner sah sich nun genötigt, selbst einzugreifen. Zum einen beabsichtigt die CDU-Politikerin - auf ausdrücklichen Rat der in Karlsruhe ansässigen Landesanstalt für Umwelt (LUBW) - den Zeitpunkt vorzuziehen, an dem ausschließlich "rot plakettierte Autos" nicht mehr in die Innenstadt einfahren dürfen. Zum anderen sollen - nach ka-news vorliegenden Informationen - künftig eigens für Karlsruhe entwickelte Plaketten ausgegeben werden.
Die angelehnt an die Karlsruher Stadtfarben in Rot-Gelb-Rot gestalteten neuen Einfahrtplaketten sollen eine "eigene Identität" und zudem eine bessere Akzeptanz schaffen. Erste Arbeitsentwürfe für Plaketten, die ka-news vorliegen und auf denen prominente Köpfe lokaler Politiker abgebildet sein sollten, wurden diesen Angaben zufolge schnell wieder verworfen.
Ab Dienstag werden die neuen rot-gelb-roten Plaketten ausgegeben
Beobachter gehen zudem davon aus, dass die Umweltministerin "der treuen CDU-Wählerschaft" in Karlsruhe mit der Sonderregelung "ein ganz besonderes Dankeschön" sagen wolle: Damit könne Karlsruhe endlich wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen, Stuttgart zuvor gekommen zu sein. In der Landeshauptstadt wird bekanntlich ab 1.Juli die Einfahrt in die Innenstadt für Fahrzeuge mit roter Plakette nicht mehr möglich sein. Karlsruhe, das seit Januar 2009 eine eigene Umweltzone hat, wollte diese "Ausschlusskriterien" ursprünglich erst ab 2012 umsetzen.
Nun kann die Fächerstadt sage und schreibe nicht nur 21 Monate früher, sondern auch noch drei Monate vor den Schwaben die Vorzüge einer funktionierenden Umweltzone in Anspruch nehmen. Und das mit einer bundesweit ganz und gar einzigartigen Plakette. Ab kommenden Dienstag sollen die neuen rot-gelb-roten Plaketten bei Kfz-Vertragswerkstätten sowie TÜV- und Dekra-Stellen ausgegeben werden.
Karlsruher Pilotversuch - als Vorbild für Umsetzung auch in Stuttgart?
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Berlin, ließ gestern in einem Telefonat mit ka-news seiner Freude freien Lauf: "Damit hat Karlsruhe nun eine echte Chance, die Feinstaubproblematik in den Griff zu bekommen."
Umweltministerin Gönner ist selbst tagtäglich von den hohen Feinstaubbelastungen am Neckartor in Stuttgart, einem Verkehrsknotenpunkt im Nordosten der Stadt, betroffen. Am Kernerplatz, nur wenige hundert Meter vom Neckartor entfernt, hat sie ihren Dienstsitz. Beobachter mutmaßen nun, dass die eloquente Ministerin die Erfahrungen mit dem Karlsruher Pilotversuch ab kommender Woche nun bald auch in Stuttgart anwenden würde können.