Die Karslruher Studenten des "KA-RaceIng-Teams" finden derzeit kaum Schlaf. Sie schrauben fast rund um die Uhr. Am Donnerstag soll ihr Rennwagen "KIT11"zum ersten Mal die Werkstatt verlassen und beim offiziellen "Rollout" der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Noch steht der Rennwagen aufgebockt in einer Werkstatt auf dem Gelände der Mackensen Kaserne. Lenkrad, Elektronik und Räder fehlen noch, doch der Rennwagen ist bereits als solcher zu erkennen.
Ziel des "Formula Student"-Wettbewerbs ist es, einen kleinen Formel-Rennwagen zu entwickeln, zu konstruieren und zu fertigen. Das KA-RaceIng-Team des KIT hat im September 2010 mit der Konzeption der zwei Rennwagen KIT11 und KIT11e begonnen. Der eine Rennwagen wird mit einem Verbrennungsmotor angetrieben, der andere mit einem Elektromotor. 62 Studenten des KIT aus den Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik sind an dem Projekt beteiligt.
Seit Anfang 2006 ist KA-RaceIng eine anerkannte Hochschulgruppe - nach fünf Jahren Erfahrung sollen nun die Jubiläums-Renner das Beste der Vorgängermodelle in sich vereinen. In den vergangenen Jahren konnten KIT09 und KIT10 die Juroren bereits mit technischen Highlights beeindrucken.
5.000 Einzelteile - 100 PS - 120 Stundenkilometer
Der Bolide KIT11 mit Verbrennungsmotor soll etwa 100 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern auf die Straße bringen. "Der Rennwagen wiegt etwa 200 Kilogramm und wird aus rund 5.000 Einzelteilen zusammengesetzt", sagt Moritz Berard, Maschinenbaustudent am KIT und bereits zum dritten Mal dabei. Die Arbeitsweise der Studenten sei ähnlich wie in der Automobilindustrie und orientiere sich an der Formel 1. So hätten die Studenten beispielsweise die Form des Cockpits akribisch erechnet und selbst aus Kohlenstofffasern geformt, erklärt Berard. In der Materialprüfanstalt der Universität sei das Material schließlich auf Sicherheit überprüft worden.
An Rennwochenenden treten die Fahrzeuge des "KA-RaceIng-Teams" gegen andere Hochschulen in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Allein für die "Formula Student Germany" haben sich bereits 78 Teams aus der ganzen Welt registriert. Neben der Leistung und Ausdauer - Renndistanz von 22 Kilometern - werden in verschiedenen Disziplinen auch Benzinverbrauch und Konstruktion sowie Innovation und Umsetzung bewertet. Im Cockpit nimmt ebenfalls ein Student Platz. "Beim Go-Kart-Fahren schauen wir, wer ein grundsätzliches Gefühl für eine gute Linie hat", so Berard. Letztlich würde aber die Testphase zeigen, wer es ins Cockpit schafft.
Wertvolle Erfahrungen für angehende Ingenieure
"Auch wenn jeder gerne gewinnen möchte, steht bei den Rennen der Sieg nicht unbedingt im Vordergrund", sagt Jonas Fuchs, Informatik-Student am KIT. Bei den Rennveranstaltungen herrsche ein sehr kollegiales Klima zwischen den internationalen Teilnehmern, so der Infiormatiker. Die studentischen Teams würden sich bei technischen Problemen sogar gegenseitig helfen und unterstützen.
Die Teilnahme am KA-RaceIng-Team ist freiwillig und wird nicht als Studienleistung gewertet, erklärt Fuchs. Daher sollten die Studenten schon eine gewisse "Faszination für Motorsport" mitbringen. Auch würden sich durch das Projekt für die Studenten gute Kontakte in die Automobilindustrie ergeben. "Man sammelt unglaublich wertvolle Erfahrungen", betont Fuchs.
"Formula Student Electric" seit 2010 auf dem Hockenheimring
Unterstützt wird das KA-RaceIng-Team bei seiner Arbeit unter anderem durch regional und international bekannte Firmen, aber auch durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen wissenschaftlichen Instituten des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
1981 wurde in den USA von der Society of Automotive Engineers (SAE) unter dem Namen "Formula SAE" ein internationaler Konstruktionswettbewerb für Studenten ins Leben gerufen. Das deutsche Pendant "Formula Student" wird seit dem Jahr 2006 vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) veranstaltet. Die "Formula Student Electric" findet seit 2010 auf dem Hockenheimring statt. Ziel des Wettbewerbs ist es, einen eigenen Formel-Rennwagen zu entwickeln.