"Für mich ist das FDP-Ergebnis wie Weihnachten und Ostern am selben Tag", meint der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Meinhardt. Für die FDP habe sich ausgezahlt, dass sie bei der Koalitionsfrage Kurs gehalten habe. Die Wähler in Hessen hätten dem Wortbruch Ypsilantis eine Absage erteilt.
Der Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther von der CDU freut sich über das gute Ergebnis, das nun endlich eine stabile bürgerliche Regierung ermöglicht. "Linke Phantastereien" hätten die Quittung erhalten. Demokraten können nach Ansicht Wellenreuthers nicht mit der Partei Die Linke koalieren.
Dass die CDU nicht ein Wunschergebnis erhalten habe, müsse man auch vor dem Hintergrund sehen, dass im vorigen Wahlkampf gezielt gegen Koch vorgegangen worden sei. Selbstverständlich sei sein damaliger Wahlkampf nicht in Ordnung gewesen. Das Thema Jugendkriminalität sei sehr viel differenzierter zu behandeln, wie das in Karlsruhe auch geschehen sei. Doch schließlich sei die CDU gewählt worden, nicht Roland Koch als Person. Nur darauf käme es für das Land letztlich an.
Der Bundestagsabgeordnete Johannes Jung wie auch der Landtagsabgeordnete Johannes Stober, beide SPD, sehen eindeutig "hessische Gründe" für das katastrophale Ergebnis. Man habe zwar mehr als 25 Prozent für die SPD erhofft , meint Stober, das Ergebnis sei aber wegen der Fehler der hessischen SPD zu erwarten gewesen. Beide Abgeordnete würdigen den Spitzenkandidaten der SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel, der eine guten Wahlkampf gemacht habe, was auch zahlreiche Bürger bestätigen würden. Das Ergebnis habe wegen der hessischen Spezialsituation für den Bund keine Relevanz, so die gemeinsame Einschätzung Jungs und Stobers.
Die neu gewählten Landtagsabgeordneten müssten nun schnell zusammenfinden und sich auf eine gemeinsame Arbeit einigen, meint Jung. Die "reaktionäre Hessen-CDU" würde dazu genügend Anlass bieten. Stober ärgert sich, dass zwar der alte und neue Ministerpräsident Koch selbst schon mehrfach wortbrüchig geworden sei, zum Beispiel beim Nachtflugverbot in Frankfurt. Dass jetzt vor allem die SPD wegen ihres Wortbruches abgestraft werde, sei bitter.
Die Karlsruher Landtagsabgeordnete Renate Rastätter von den Grünen freut sich zwar über das kräftige Plus für die Grünen. Alles andere als glücklich mache der Zustand der SPD. Die habe eine doppelte Quittung bekommen: zum einen für ihren Wortbruch bezüglich ihrer Koalitionsaussage, zum anderen dafür, dass ihr Versuch so kläglich scheiterte, eine Regierung unter Tolerierung durch die Linke zu bilden. Profitiert habe davon die FDP und, wie sie sagt, "bedauerlicherweise" auch die CDU, welche sich jetzt im Aufwind sähen. Das Ergebnis der Hessenwahl sei stark hausgemacht und nicht unbedingt auf die kommenden Wahlen zu übertragen, ist sie sich mit ihren SPD-Kollegen einig.
Für die Grünen als "unabhängige ökologische Kraft mit starkem Bildungsschwerpunkt" komme es nun darauf an, deutlicher denn je für einen wirtschaftlichen Wandel zu wirken. Ziel müsse ökologische Nachhaltigkeit sein. Gerade Baden-Württemberg als stark exportabhängiges Bundesland könne nicht allein auf die Binnennachfrage setzen. Es müsse stattdessen einen Schwerpunkt auf nachhaltige Technologien wie neue Energiesysteme legen.
Die Bundestagsabgeordnete Karin Binder, Die Linke, sieht im Wiedereinzug ihrer Partei in den hessischen Landtag ein Signal, dass die Linke als politische Kraft inzwischen in der Bundesrepublik fest verankert ist. Für Binder geht davon auch eine klare Signalwirkung für das kommende Superwahljahr aus. Dass allerdings die CDU mit Roland Koch an der Spitze weiterregieren kann, sei ein "fast tragisches Ergebnis". Es sei ein "unverdienter Wahlsieg", der sich nur dem Lavieren der SPD verdanke. Auch sie sei letztlich durch reale Stimmenverluste abgestraft worden.
Einer der größten zukünftigen Aufgabe besteht aber nach Binder darin, den Trend bei der extrem niedrigen Wahlbeteiligung in Hessen zu brechen. Man müsse die Menschen motivieren sich aktiv zu beteiligen. Wählen sei ein wesentlicher Beitrag dazu in der Demokratie. Die Linke sei hier von zentraler Bedeutung, weil sie politische Alternative zu den etablierten Parteien sei.
Karlsruhe