Im Juli rettete dieStadt Karlsruhe die Majolika-Manufaktur vor der Pleite. Für einen symbolischen Euro wurde das Traditionsunternehmen von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) abgekauft. Die Majolika wurde an eine Stiftung übertragen.
Die neue Majolika-Stiftung hat ihre Arbeit bereits aufgenommen und die Anteile von der Stadt - ebenfalls für einen Euro - zurückgekauft. Jetzt will die Stiftung das Traditionsunternehmen künstlerisch neu ausrichten und es wirtschaftlich wieder zurück in die Erfolgsspur bringen.
Majolika soll wettbewerbsfähig werden
"Künftig soll die Majolika marktfähige Produkte mit einem künstlerisch und qualitativ hohen Anspruch herstellen", sagte Karlsruhes Oberbürgermeister Heinz Fenrich bei der ersten Pressekonferenz der neuen Stiftung. Nur so könne die Majolika GmbH auf dem Wettbewerbsmarkt bestehen. Zur Hauptaufgabe der Stiftung gehöre zudem, Künstler und Kultur zu fördern, Kooperationen mit Kunsthochschulen auszubauen und Kunst-Veranstaltungen zu organisieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Majolika GmbH, Klaus-Dieter Rohlfs, dämpft die Erwartungen: "Wir werden keine riesigen Gewinne machen. Unser Ziel ist es kostendeckend zu arbeiten." Spätestens bis zum Stadtjubiläum im Jahr 2015 soll die "Schwarze Null" stehen, so das Ziel.
Produkte für jedermann
Die Strategie um die Keramik-Manufaktur aus der Verlustzone zu führen: Die Beziehung zu den Kunden intensivieren. "Die Majolika soll künftig wieder Emotionen wecken und stärker auf Kundenwünsche eingehen", so Majolika-Geschäftsführer Paul Weingardt. Ob ein Geschenk zur Geburt, ein Keramik-Präsent für die Freundin oder ein Unikat für Kunstliebhaber - die neuen Produkte sollen künftig jeden ansprechen. "Wir wollen die richtigen Produkte in der richtigen Qualität zum richtigen Preis", so Weingardt.
Vorstandsmitglied Klaus Lindemann betont, dass es wichtig sei, den Spagat zwischen Kunst und Kommerz zu bewältigen. Die Menschen sollen zur Majolika kommen, nicht weil sie die Produkte brauchen, sondern weil sie diese möchten. "Majolika-Produkte sollen wieder Premium-Produkte sein."
"Die Majolika braucht zwei Dinge, um am Leben zu bleiben: Spenden und genügend Aufträge", fasst Ehrensenator Wolfgang Eichler zusammen. Er appelliert daher an die Karlsruher Bürger und Unternehmer: "Habt Freude an der Majolika. Spendet wenn ihr könnt und wollt, um euch an der Majolika zu beteiligen." Die gesamte Region solle spüren, dass im Ahaweg eine wunderbare Tradition bestehe, die auch nach mahr als 100 Jahren fortgesetzt gehöre, betont Eichler.
Ende der roten Zahlen?
Der Stiftungsrat der Majolika-Stiftung besteht aus sechs, der Aufsichtsrat aus drei Mitgliedern. Die Stiftung hat derzeit ein Grundkapital von 160.000 Euro. Durch bereits zugesagte Spenden sollen bis Ende des Jahres weitere 90.000 Euro hinzukommen. Im Dezember soll die nächste Aufsichtsratssitzung stattfinden. Künftig soll einmal im Jahr von einem Kuratorium ein Majolika-Keramik-Preis an Künstler verliehen werden.
Die Manufaktur war 1901 auf Anregung des Malers Hans Thoma von Großherzog Friedrich I. von Baden gegründet worden. Künstler wie Max Laeuger oder Markus Lüpertz wirkten hier. Neben dem Fernsehpreis "Bambi" ist auch der in Baden-Baden jährlich verliehene Medienpreis eine Kreation der Karlsruher Manufaktur. Im Mai hatte die Landesbank mitgeteilt, die Manufaktur schließen zu wollen. Hinter den Kulissen wurde schon seit drei Jahren intensiv nach einer Lösung gesucht. Denn die Majolika schreibt seit Jahren tiefrote Zahlen.
Am Sonntag, 16. Oktober, um 17 Uhr lädt die Majolika zu einer Benefiz-Auktion im ehemaligen Lüpertz-Atelier zugunsten der Majolika ein. Vorabbesichtigungstermine finden von Freitag bis Sonntag ab 10 Uhr statt.
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