Berührungsängste gibt es viele. "Hospiz assoziieren viele mit Sterben", meint Flora Asseyer, Leiterin des Karlsruher Kinderhospiz-Dienstes.
Doch die ehrenamtlichen Mitarbeiter begleiten Familien nicht nur während der Sterbe- oder Trauerphase. Idealerweise beginnt die Betreuung ab der Diagnosestellung. Ziel der Arbeit ist eine Entlastung der Familien, die über viele Jahre hinweg unter einer extrem hohen seelischen und körperlichen Belastung stehen.
Wachsende Nachfrage
Rund 40 Familien in Karlsruhe und der Region haben ehrenamtliche Mitarbeiter seit der Gründung des Kinderhospiz-Dienstes begleitet. Dabei nehmen immer mehr Familien das Angebot wahr. Nicht immer stehe bei der Hospizarbeit das erkrankte Kind im Fokus. Gerade die Geschwister benötigten in dieser belastenden Situation Unterstützung, so Asseyer.
Als Beispiel nennt sie den Einsatz bei einer Familie, die nach der Krebstherapie des Sohnes in ständiger Angst vor einem Rückfall gelebt habe. Hier sei schwerpunktmäßig eine der Schwestern des Erkrankten begleitet worden, da diese stark unter der Belastung gelitten habe.
Flora Asseyer berät zunächst Familien, die das kostenfreie Angebot in Anspruch nehmen möchten und stellt gemeinsam mit ihnen einen "Hilfeplan" auf. Sofern gewünscht, besucht dann eine ehrenamtliche Mitarbeiterin regelmäßig die Familie. Die Betreuung umfasst einen halben Tag pro Woche. Die Ehrenamtlichen unterstützen beispielsweise bei den Hausaufgaben, lesen vor oder unternehmen mit den Kindern Ausflüge.
Nähe und Distanz - ein Balanceakt
"Da entsteht natürlich Nähe", sagt Asseyer. Das Thema Nähe und Distanz sei bei der Arbeit immer wichtig. Natürlich würden bei der Begleitung freundschaftliche Gefühle entstehen. Aber wenn die Familien signalisieren, dass sie wieder alleine klar kommen, würden sich die Ehrenamtlichen wieder zurückziehen.
Im Vorfeld werden die Ehrenamtlichen, die den Familien eine qualifizierte Form der Alltagsbegleitung bieten, gründlich auf ihren Einsatz vorbereitet. Die Ausbildung, die etwa ein halbes Jahr dauert, besteht aus 120 Unterrichtseinheiten und einem 40-stündigen Praktikum in einer Einrichtung. Während ihres Einsatzes begleitet die ehrenamtlichen Mitarbeiter außerdem ein Supervisor, damit sie das Erlebte reflektieren können.
Nun wurde der Caritasverband Ettlingen in die Trägergemeinschaft des Kinderhospiz-Dienstes aufgenommen. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Keck freut sich über die Zusammenarbeit. "Wir stellen uns der Verantwortung ideell und finanziell", so Keck. Für ihn sei die Arbeit des Kinderhospiz-Dienstes mit persönlichen Erfahrungen als Vater verbunden. "Ich habe großen Respekt vor dieser Arbeit", lobte Keck abschließend den Einsatz der Ehrenamtlichen.
Derzeit werden 25 Familien unterstützt
Der Karlsruher Kinderhospiz-Dienst war der dritte seiner Art in Baden-Württemberg. Mittlerweile existieren 33 solcher Einrichtungen, die Familien mit einem schwerkranken Kind oder Jugendlichen bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützen. Derzeit begleiten 25 ausgebildete ehrenamtliche Kinderhospizbegleiter 25 Familien in Karlsruhe und der Region. Hier gibt es rund 150 Familien, in denen ein Kind mit einer schweren oder unheilbaren Erkrankung lebt.
Der Kinderhospiz-Dienst wird weitgehend über Spenden finanziert und freut sich über finanzielle Unterstützung: Spendenkonto Diakonisches Werk Karlsruhe, Kennwort "Kinderhospizdienst", Kontonummer 9002205, Bankleitzahl 66050101, bei der Sparkasse Karlsruhe.