Zu Beginn der Diskussion hielt Oberbürgermeister Heinz Fenrich ein flammendes Plädoyer für den Bau des Wasserwerks "Kastenwört". Zwar sei Wassermangel keine ernsthafte Bedrohung für Karlsruhe. Dennoch solle man die Situation in anderen Ländern im Hinterkopf behalten, wenn man über das Wasserwerk diskutiere. Schließlich könne es auch in der Region zu Engpässen bei der Wasserversorgung kommen, malte der OB in einem Szenario aus.
Das Werk im Durlacher Wald müsse unbedingt vom Netz. Also blieben nur die Werke im Hardtwald, im Mörscher Wald und im Rheinwald. Wenn das Werk im Hardtwald in Revision ginge und die Zuleitung aus dem Mörscher Wald defekt wäre, bräche die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zusammen. "Wir können es uns nicht leisten, die Grundverantwortung in den Hintergrund zu drängen", appellierte er an die versammelten Stadträte und forderte "ein klares Bekenntnis für eine sichere Wasserversorgung für 400.000 Menschen in der Region".
Unterstützung erhielt er von der CDU-Fraktion. "Trinkwasser ist das Schutzgut mit oberster Priorität - ohne Wenn und Aber", betonte die Fraktionsvorsitzende Gabriele Luczak-Schwarz. Sie begrüße das geplante schrittweise Hochfahren der Entnahmemenge innerhalb von zehn Jahren und auch die damit verbundenen Überwachungsmaßnahmen. "Sollten unmittelbar erhebliche Auswirkungen auf das Schutzgebiet zu Tage treten, müssen neue Maßnahmen eingeleitet werden", forderte Luczak-Schwarz. Damit schloss sie sich der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung an, die diesen Punkt gleichermaßen ausführt.
"Die Planung überzeugt uns in keinster Weise", begann Bettina Lisbach, Fraktionsvorsitzende der Grünen, ihren Vortrag. Die möglichen Alternativen zum Wasserwerk halte sie nicht für ausreichend auf ihre Umweltverträglichkeit hin geprüft, weshalb die Fraktion im Vorfeld bei der Stadtverwaltung einen Änderungsantrag eingereicht hatte. Darin hatten die Grünen gefordert, Alternativen, wie den Bau zusätzlicher dezentraler Trinkwasserspeicher und den Ausbau bestehender Wasserwerke, detailliert zu untersuchen.
Baitinger: "Vier Wasserwerke, die jeweils 25 Prozent der maximalen Wassermenge liefern"
Lisbach nannte den geplanten Bau einen "massiven Einschnitt in die Landschaft und den Naturschutz" und bezog sich dabei auf eine Einschätzung des Umweltamts, dass Ausgleichsmaßnahmen nie ausreichend sein könnten. Zudem sei die Prognose hinsichtlich des zu erwartenden Trinkwasserbedarfs von 5,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr zu hoch angesetzt und "ausgesprochen unwahrscheinlich". Sie hält das Werk für unzulässig, weil das Projekt hochumstritten sei und Alternativen möglich seien, die aber nicht im Detail untersucht worden seien.
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Doris Baitinger stellte sich deutlich hinter das neue Wasserwerk. Es sei Teil der Grundidee, dass Karlsruhe über vier Wasserwerke verfüge, die jeweils 25 Prozent der maximalen Wassermenge lieferten. Damit potenziere man die Versorgungssicherheit. "Die Versorgung der Bevölkerung in der Region mit sauberem Trinkwasser steht an erster Stelle", betonte auch sie ein weiteres Mal. Hinsichtlich der Eingriffe in den Naturhaushalt halte sie ein dynamisches Beobachtungsverfahren bei der Wasserentnahme für sinnvoll, weil nicht zu 100 Prozent planbar sei, wie die Natur tatsächlich auf den Eingriff reagiere.
Høyem: "Verzögerungsantrag der Grünen"
FDP-Stadtrat Tom Høyem nannte den Antrag der Grünen einen "Verzögerungsantrag" und warf ihnen vor, sich zwar vordergründig zum Karlsruher Trinkwasser zu bekennen, sich aber nicht für eine zukünftsfähige sichere Versorgung einzusetzen. Bei einer wachsenden Einwohnerzahl und ebenso wachsender Wirtschaft könne man nicht mit weniger Wasser als dem bis 2040 angenommenen Jahresbedarf rechnen. Er bezeichnete die Planungen mit dem schrittweisen Hochfahren der Entnahmemenge und den geplanten Überwachungsmaßnahmen als "sehr flexibles Entgegenkommen".
Auch KAL-Stadtrat Eberhard Fischer machte "ein klares Bekenntnis zum Karlsruher Trinkwasser". Zwar stehe er nach wie vor hinter dem neuen Wasserwerk, allerdings dürfe man weiterhin den Naturschutz nicht vernachlässigen, den auch die obere Naturschutzbehörde in ihrem Gutachten deutlich gefährdet sehe. So müsste bei der Prüfung möglicher Varianten nachgebessert werden. "Der Änderungsantrag der Grünen weist den Weg", sagte Fischer. Auch die errechnete Fördermenge müsse überprüft werden. Die Stadt könne es sich nicht leisten, mehr als 40 Millionen Euro zu investieren und dann erweise sich das Wasserwerk nach zehn Jahren der Hochfahrphase als nicht tragfähig und müsse abgeschaltet werden.
Fenrich: "Die Reserven für Notfälle müssen vorhanden sein"
Die Höhe der jährlichen Entnahmemenge verteidigte OB Fenrich abschließend mit der Annahme, dass sich die Bevölkerung Karlsruhes bis 2040 deutlich erhöhen werde. Gleichzeitig gehe die Stadt davon aus, dass sich weitere Unternehmen auf den städtischen Gewerbeflächen ansiedeln werden, was den Wasserbedarf zukünftig noch erhöhen werde. Dehalb dürfe man bei der Entnahme nicht zu eingeschränkt denken. Bei einem solchen Großprojekt müsse langfristig gerechnet werden, betonte Fenrich. "Die Reserven dafür, wenn mal etwas passiert, müssen vorhanden sein."
In der abschließenden Abstimmung stimmten die Stadträte mehrheitlich für das Wasserwerk und die Maßnahmen zur Überwachung der Entnahmemenge. Damit segneten sie ebenfalls ab, dass, falls sich erhebliche Auswirkungen auf den Naturhaushalt nicht mit Ausgleichsmaßnahmen vermeiden lassen, ein gesetzliches Ausnahmeverfahren eingeleitet wird, das den überragenden Belangen der Trinkwasserversorgung Rechnung tragen soll.