Auf die Karlsruher Initiative hin wollen zwölf ehemalige Bewerberstädte anlässlich der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 einen europäischen Stadtbrief schreiben. Jede der beteiligten Städte wird ein Kapitel zu dem Thema "Was leisten Kunst und Kultur für die Zukunft der Städte?" schreiben. In einem Urkundenbuch werden die Beiträge gesammelt und in einem symbolischen Staffellauf von Stadt zu Stadt weitergereicht.
Ausgangspunkt der Idee war der Privilegienbrief, den Markgraf Karl Wilhelm von Baden 1715 erlassen hatte. In diesem Brief gewährte er all jenen, die sich in der Stadt Karlsruhe ansiedeln Religionsfreiheit, Gewerbefreiheit, Baurecht und Abgabenbefreiung. Ziel des Markgrafen war es, Menschen zu finden, die bereit waren, am Bau der neuen Stadt mitzuarbeiten.
"Privilegienbrief von 1715 war absolutistische Rechtssetzung"
"Der Privilegienbrief von 1715 war eine absolutistische Rechtssetzung", sagte Oberbürgermeister Heinz Fenrich in einem Pressegespräch. "Eine unmittelbare Anknüpfung daran ist heute nicht möglich, denn die europäische Stadt des 21. Jahrhunderts basiert auf den Werten der Demokratie mit den unveräußerlichen Menschen- und Bürgerrechten."
Im Stadtbrief 2010 wollen die ehemaligen Bewerberstädte nach Aussage der Stadt Karlsruhe ihre Bürger einladen, "die Bedingungen des städtischen Zusammenlebens zu überdenken, zu definieren und die Ideen nieder zu schreiben."
Bürgerbeteiligung bei Museumsplanung
Der Karlsruher Beitrag werde sich mit der Zukunft des Stadtmuseums und der Stadtgestaltung befassen, sagte Oberbürgermeister Heinz Fenrich in einem Pressegespräch. Kulturamt, Stadtarchiv und historische Museen würden mit unterschiedlichen Gruppen der Bevölkerung der Frage nachgehen, wie das Stadtmuseum der Zukunft aussehen solle.
Stadtplanungsamt verfasst Beitrag zur Stadtentwicklung
Im Hinblick auf das Stadtjubiläum 2015 werde das Stadtplanungsamt ein Kapitel zum Thema "Die Stadt neu sehen" verfassen. Der Beitrag zur Stadtentwicklung befasst sich mit dem demografischen Wandel, den Folgen der Klimaveränderungen, Nutzungsänderungen großer Gebäudebestände sowie der zunehmenden Bedeutung von Bürgerschaftlichem Engagement.
Im Januar wird Karlsruhe die Kassette mit der Urkunde an Essen übergeben. Der Stadtbrief wandert bis zum Juni in die Städte Görlitz, Kassel, Münster und Halle. Am Karlsruher Stadtgeburtstag im Juni wird sie wieder im Karlsruhe angelangt sein. Die Karlsruher Beiträge werden dann in den Stadtbrief eingearbeitet. Anschließend geht der Stadtbrief an die Städte Lübeck, Augsburg, Potsdam, Osnabrück, Regensburg und Bremen. Im Januar 2011 soll der Stadtbrief wieder zurück in Karlsruhe sein.