War sie in ihren Anfangszeiten noch als Telefonberaterin aktiv, so wurde sie schon bald in den Vorstand gewählt. Mittlerweile ist sie als Geschäftsführerin überwiegend damit beschäftigt, Spenden an Land zu ziehen und Events zu veranstalten, um den eingetragenen Verein über Wasser zu halten. Karin Krauss ist eine zierliche Frau, dennoch strahlt sie eine ungeheuere Stärke und Energie aus, von der man sich gerne eine Scheibe abschneiden möchte. Bedenken, sich in ihrem Beruf mit der tödlichen Krankheit zu infizieren, hat die im Karlsruher Stadtteil Dammerstock lebende Frau nicht.
Vielmehr sieht Karin Krauss den Tod als Einheit mit dem Leben und zieht aus ihrer Arbeit und der Lebensfreude der etwa 150 HIV-Positiven, welche die Dienste der AIDS-Hilfe Karlsruhe in Anspruch nehmen, viel Kraft. Und wird ihr doch einmal alles zu viel, so entspannt sie sich beim Fahrradfahren und Schwimmen, oder gibt sich der Muse in Form von Bildender Kunst, Theater- oder Ballettbesuchen hin.
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Kurz und gut.
Was ist Ihre größte Stärke?
Die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Sehschwäche.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Als Kind Prinzessin. Das scheiterte aber daran, dass ich keine Lösung fand, wie das Krönchen beim Spielen hält, ohne herunterzufallen. Später dann Ärztin, Rettungsschwimmerin, Kriegsberichterstatterin, Fotografin, Schauspielerin und, und, und. Die besten Voraussetzungen für meine jetzige Arbeit.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Weisheit und Gelassenheit.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Das sage ich nicht.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Ich kann auf alles verzichten, nur nicht auf meinen Lippenstift.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Ich liebe den Mond zu sehr, da möchte ich niemand darauf wissen, den ich gerne auf den Mond schießen würde.
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Meine Freundin Uschi, die trotz 4.000 Seiten Stasi-Akten über sich, den Glauben an die Menschheit nicht verloren hat.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Das wechselt ständig. Als Klassik-Fan liebe ich Bach und Mozart besonders. Als Film ist mir Doris Dörries "Bin ich schön?" in guter Erinnerung.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
"Zusehen" von Lily Brett und "Nachtmusik" von Lilli Palmer. Ich lese meistens synchron.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Als Katze, aber nur wenn ich bei mir leben kann.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Auch nach längerem Nachdenken fällt mir kein Mann ein, mit dem ich auch nur einen Tag tauschen möchte.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Die Nähe zur Schweiz und zu Frankreich. Naja, auch der Schlossgarten ist ganz nett und die Albanlage und Rappenwört und die Biergärten...
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Den Verantwortlichen vom Stadtmarketing feuern, der für den unsäglich provinziellen Slogan "viel vor. viel dahinter." und die dazugehörenden Auswüchse wie die übergroßen Schilder verantwortlich ist. Das Geld, das für weiteren solchen Schwachsinn geplant ist, würde ich sozialen und kulturellen Einrichtungen geben.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Karlsruhe: Marie-Luise Kaschnitz, weil ich ihre Gedichte liebe und Freiherr von Drais, denn was wäre ich ohne mein Fahrrad! Deutschland: Heinrich Heine, weil er Deutschland nur aus der Distanz lieben konnte. Willy Brandt, weil er mit seinem Kniefall in Warschau Scham zeigte. Auch für die, die immer noch glaubten, sich nicht schämen zu müssen.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Bewegen: Heimweh nach meiner Rest-Familie, nach meinen Freundinnen und Freunden, sowie die Sprache. Abhalten: Schlechtes Wetter, die Verzagtheit und die Unfreundlichkeit.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Die Mutigen, die Unverzagten, die Gescheiten, die Herzlichen, die Großmütigen. Kurz: die Frauen!
Wie und wo möchten Sie sterben?
Im Alter von 100 Jahren und bei bester Gesundheit!
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Zu meinem Sohn in den Himmel natürlich.