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Karlsruhe: KAL: Bessere medizinische Versorgung für Karlsruher Wohnungslose

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KAL: Bessere medizinische Versorgung für Karlsruher Wohnungslose

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    KAL: Bessere medizinische Versorgung für Karlsruher Wohnungslose
    KAL: Bessere medizinische Versorgung für Karlsruher Wohnungslose Foto: trs

    Gemeinsam mit Uwe Enderle, Leiter des Tagestreffs "Tür" vom Diakonischen Werk Karlsruhe, will die KAL ein neues Konzept erarbeiten und erneut in den Gemeinderat einbringen.

    Bereits im Oktober 2009 war der Zuspruch aus allen Fraktionen so positiv wie bei keinem anderen Thema: Schnell war man sich einig, dass darüber vernünftig im Sozialausschuss verhandelt werden müsse. Inzwischen gibt es sogar konkrete Vorstellungen, wie man es Wohnsitzlosen besser ermöglichen könnte, zum Arzt zu gehen.

    Wöchentliche Arztsprechstunden in den Tagestreffs anvisiert

    Nach den ersten groben Planungen bestünde ein Lösungsansatz darin, in den Tagestreffs "Tür" und "TafF" einmal wöchentlich zu einem festen Termin Arztsprechstunden in einem entsprechend ausgestatteten Behandlungszimmer einzurichten. Dabei müssten die Mediziner nicht ehrenamtlich arbeiten - wie dies beispielsweise derzeit schon geschehe. Konkret bedürfte es vorab eines geeigneten Raumes, professioneller ärztlicher Ausstattung, Medikamente und schließlich der Möglichkeit, den Ärzten ihre Kosten zu erstatten.

    Optimal wäre es nach Ansicht von KAL und "Tür", wenn Stadt, Krankenkassen, kassenärztliche Vereinigung und Krankenhäuser bei diesem Projekt kooperierten - was allerdings nach Einschätzung der Fraktion nicht realisierbar ist. Nicht zu träumen wagen die Beteiligten von einem mobilen Ärzteteam, das in einem "Medimobil" durch die Stadt fährt, wie dies besiepielsweise in Berlin oder Hamburg angeboten werde. "Aber sogar in Mainz gibt es das", betont KAL-Stadträtin Margot Döring.

    Die genaue Finanzierung des Projekts steht dabei noch genauso in den Sternen wie ein Kostenvoranschlag. "Wir rechnen mit bis zu 100.000 Euro für die Einrichtung, danach fallen wohl als laufende Kosten noch einmal ebenso viel an", mutmaßt KAL-Stadtrat Eberhard Fischer. Eine Berechnungsgrundlage müsse erst noch erstellt werden. Bis Mitte Januar könnte dies aber bereits spezifiziert sein, denn dann läuft für alle Fraktionen die Antragsfrist zum Doppelhaushalt 2011/12 ab. Die KAL werde es sich nicht nehmen lassen, sich mit diesem Kostenpunkt dann erneut an die Stadtverwaltung zu wenden, betont Döring.

    "Geruch und Aussehen stoßen in Arztpraxen oft auf Ablehnung"

    Die medizinische Versorgung ist für Obdachlose generell kein einfaches Thema. "Meistens stoßen sie aufgrund ihres Aussehens und oftmals schlechterem Geruch auf Ablehnung in Arztpraxen", schildert Enderle die Situation. Die "Tür" kooperiert deshalb seit vielen Jahren mit zwei befreundeten Hausärzten, die im Abstand von 14 Tagen eine ehrenamtliche Sprechstunde abhalten. Für Notfälle gibt es im Haus in der Kriegsstraße 88 auch ein Krankenzimmer. "Dies alles geschieht allerdings mehr oder weniger kostenlos", erläutert der Tagestreff-Leiter.

    Denn sofern die Obdachlosen Arbeitslosengeld II beziehen, können Sie sich theoretisch die Praxisgebühr erstatten lassen. "Belege sammeln geht aber schlicht an der Lebensrealität dieser Menschen vorbei." Hinzu kommt, dass viele Rezepte nur mit Rezeptgebühr beziehungsweise Zuzahlung ausgestellt werden können - dafür ist bei den Patienten kein Geld da. Viele sind außerdem gar nicht krankenversichert, denn einen Arzt konsultieren die Betroffenen von sich aus höchst selten.

    Frauenquote in Karlsruhe liegt bei 20 Prozent

    "Ihr Gesundheitszustand ist in der Regel nicht gut, und die Lebensumstände fördern ihre Gesundheit nicht gerade", betont Eberhard Fischer von der KAL. "Die meisten kommen mit Atemwegserkrankungen zu uns. Ein ganz großes Problem sind auch offene Wunden", berichtet Enderle. Er fügt hinzu, dass es sich bei den Erkrankungen oftmals auch um psychische Probleme handele. Hielten sich Obdachlose gelegentlich in Krankenhäusern auf, verbessere sich ihre Situation nur vorübergehend. Entlassen würden sie meist viel zu früh und fielen anschließend schlicht durchs pflegerische Netz hindurch.

    Zum Tagestreff "Tür" kommen übrigens täglich zwischen 60 und 70 Menschen. "Meist Männer", berichtet Enderle. Dabei gäbe es in Karlsruhe rund 20 Prozent weibliche Wohnungslose - diese gingen aber eher zu einem frauenspezifisch zugeschnittenen Angebot wie "TafF". "In anderen Städten ist die Frauenquote oft viel geringer", weiß er zu berichten. Dies liege aber vor allem daran, dass es in Karlsruhe ein äußerst gut organisiertes Angebot speziell für Frauen gebe.

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