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Karlsruhe/Tübingen: ka-news.de-Reportage: Corona-Tag in der Modell-Stadt Tübingen - Für ein paar Stunden raus aus dem Lockdown

Karlsruhe/Tübingen

ka-news.de-Reportage: Corona-Tag in der Modell-Stadt Tübingen - Für ein paar Stunden raus aus dem Lockdown

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    ka-news.de-Reportage: Corona-Tag in der Modell-Stadt Tübingen - Für ein paar Stunden raus aus dem Lockdown
    ka-news.de-Reportage: Corona-Tag in der Modell-Stadt Tübingen - Für ein paar Stunden raus aus dem Lockdown Foto: Thomas Riedel

    Es ist ein herrlicher Samstagnachmittag. Die Sonne zeigt sich gelegentlich und viele Interessierte strömen nach Tübingen, denn die Stadt testet seit zirka zwei Wochen, ob mehr Öffnungsschritte mit flächendeckenden Tests möglich sind. Die vielen Besucher vor den Teststationen lassen den Hunger der Menschen nach einem normalen Leben erahnen.

    30 Minuten anstehen für einen Test

    Eine Mitarbeiterin an der Teststation zeigt mir freundlich das Ende der Warteschlange und meint: "Es dauert nur etwa 30 Minuten bis zum Test". Geduldig stelle ich mich an und fühle mich wie im Freizeitpark - beim Anstehen an einer neuen Attraktion - ich möchte allerdings nur eins: "Für eine kurze Zeit ein Stück normales Leben genießen."

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    Foto: Thomas Riedel

    Nach 15 Minuten in der Warteschlange endlich freie Sicht auf den Neckar und den Blick auf die andere Seite der Stadt. Menschen in Biergärten, Besucher mit Einkaufstaschen in den Gassen. Ein kleiner Vorgeschmack, der das Warten nochmals erleichtert.

    Einer der vielen Helfer ist Jannik Albus von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Die Organisation unterstützt das Deutsche Rote Kreuz beim Testen. Laut ihm sind die Besucher sehr dankbar und geduldig - trotz Wartezeit.

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    Foto: Thomas Riedel

    Bereits in der Warteschlange habe ich die Möglichkeit, einen QR-Code auf meinem Smartphone herunterzuladen und gebe meine persönlichen Daten ein. An der ersten Station wird der QR-Code meines Smartphones gescannt und ich erhalte ein Armband mit Code, zudem werden meine Daten durch Vorzeigen meines Personalausweises geprüft und abgeglichen. Danach geht es weiter zur Teststelle und dem eher unangenehmeren Teil, der aber völlig ungefährlich ist: der Test.

    An zehn Stationen wird in Tübingen getestet

    Freundlich und mit guter Laune bekomme ich den Nasenabstrich und muss nun zirka 20 Minuten abwarten, bis ich ein Geschäft betreten darf. Im Gespräch mit dem ehrenamtlichen DRK-Koordinator Martin Eberle wird der Aufwand des Projekts nochmals deutlicher.

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    Foto: Thomas Riedel

    "Wir haben zehn Teststationen und ermöglichen den Gästen und Besuchern mit einem negativen Testergebnis alle Vorzüge wie der Besuch von Cafés, Restaurants, Biergärten im Außenbereich sowie Besuche von Geschäften, Theater und Kino", sagt Eberle. Für Besucher aus Tübingen und dem Landkreis gibt es keine Obergrenze. Die gibt es nur für auswärtige Besucher und diese liegt an Samstagen bei 3.000 Besuchern.

    DRK-Koordinator Martin Eberle.
    DRK-Koordinator Martin Eberle. Foto: Thomas Riedel

    Ziel sei es, am Wochenende den Besucherstrom zu begrenzen, so der Koordinator. "Wir hatten nicht sehr viele Covid-19 positiv getestete Besucher", meint  Eberle - für sein Verständnis bedeutet das, "dass die auswärtigen Besucher sich bereits vor der Anreise zu Hause testen lassen, um in Tübingen nicht abgewiesen zu werden und die Leute generell mehr aufpassen und mit Krankheitssymptomen erst gar nicht erst anreisen."

    Für ein paar Stunden raus aus dem Lockdown

    In einer Einkaufsgasse versuche ich erstmals nach 15 Minuten meinen QR-Code am Armband mit meinem Smartphone zu scannen. Nach kurzer Zeit erscheint eine orangene Kachel mit dem Hinweis, dass der Test noch in Bearbeitung ist. Ich nutze die Wartezeit, um mit Kaya Ramazan zu sprechen, der seit 30 Jahren Inhaber des Restaurants "Alte Kunst" ist.

    Kaya Ramazan vom Restaurant "Alte Kunst."
    Kaya Ramazan vom Restaurant "Alte Kunst." Foto: Thomas Riedel

    "Die Gäste sind sehr zufrieden und glücklich - meine Vorräte waren am Freitag um 20 Uhr ausverkauft. Es gab keinen freien Platz mehr". Nach weiteren fünf Minuten werde ich unruhig und scanne wieder mein Code - kurze Zeit später erscheint auf meinem Display endlich eine grüne Kachel mit meinem negativen Testergebnis. Die Eintrittskarte für ein paar Stunden normales Leben unter den sonst geltenden Hygienemaßnahmen.

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    Foto: Thomas Riedel

    Mein erster Weg führt mich in verschiedene Einkaufsgeschäfte. Danach endlich in ein kleines idyllisches Restaurant in einer Gasse der Altstadt. Ich genieße dort ein Bier und eine Kleinigkeit zum Essen. Welch große Freude das in mir auslöst, lässt mich schnell sehr dankbar werden. Auch DRK-Koordinator Eberle kennt die Gefühle der Gäste.

    Manche fahren zwei Stunden

    "Es kommen Besucher zwei Stunden mit dem Auto angefahren, damit sie einfach mal wieder einen Kaffee draußen trinken dürfen, erzählt Eberle. "Es ist verrückt, wie Menschen das mittlerweile als Luxus empfinden. Wir machen alles einfach nur möglich und das so sicher wie es nur möglich ist", so Eberle abschießend.

    Tübingen ist Corona-Modell-Stadt.
    Tübingen ist Corona-Modell-Stadt. Foto: Thomas Riedel

    Das Modellprojekt Tübingen war bis zum 4. April 2021 geplant und wurde bis zum 18. April verlängert. Ob sich für Auswärtige an Ostern noch eine Anreise lohnt, scheint allerdings zweifelhaft. Laut aktuellen Informationen sollen laut Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Bündnis90/Die Grünen) über die Feiertage nur noch Besuchern aus dem direkten Umland der Zutritt gestattet werden. Der Ansturm würde sonst zu groß werden.

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    Foto: Thomas Riedel

    Für mich persönlich war der Tag in Tübingen wie eine Vorschau auf die Zukunft. Ich wünsche mir in mehreren Städten solch ein Projekt. Der Gesamtablauf der Testung war professionell und freundlich gestaltet. Die kleine Auszeit hat nicht nur mir, sondern auch meiner Seele gutgetan. Es müssen viele kleine Schritte in dieser Pandemie gegangen werden. Einer ist Tübingen.

    Hier gibt es noch mehr Bilder aus Tübingen:

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