Naheliegend, dass das erste Gesprächsthema der Wahlkampf ist. Als "allgemein friedlich" beschreibt der frischgewählte Stadtrat die heiße Phase kurz vor dem Wahltag. "Die Leute wollen den Wechsel", ist sich Golombeck sicher, nach seinen Angaben ist die FDP derzeit bei 15 Prozent und "kann das hoffentlich ausbauen". Schließlich wollen die Liberalen "mit einem guten Polster" in die Wahlkabine gehen. Zuversichtlich spricht er davon, dass am 27. September die "großen Parteien abgestraft" werden.
"Man spricht uns eine gewisse Wirtschaftskompetenz zu", beginnt er über die eigene Partei und die Finanzkrise zu sprechen. Letztere sei "eine ganz verzwickte Situation", dennoch glauben die Liberalen, einen Weg aus der Krise gefunden zu haben: Mehr Arbeitsplätze sorgen für höhere Steuereinnahmen, Subventionen gehörten "auf den Prüfstand" und es müsse eine steuerliche Entlastung geben. "Habe ich mehr in der Tasche, geht es mir besser", lautet die einfachere Formel Golombecks. Im FDP-Zelt erklärt ein blau-gelber Flyer das "Solms-Steuer-Konzept" mit den Schlagworten "einfach, niedrig und gerecht".
"Es sind große Aufgaben, die auf uns zukommen!"
Doch den Karlsruhern drückt im Moment offenbar an anderer Stelle der Schuh: Fast im Minutentakt fahren Bahnen am Infostand vorbei, deshalb muss man ganz genau hinhören, um alles zu verstehen. Die Bahnen sollen - geht es nach der Stadtverwaltung - in wenigen Jahren unterirdisch fahren. Doch bekanntlich stehen nicht alle Karlsruher hinter diesem Vorhaben. Sehr zum Missfallen des Kandidaten, ist die Kombilösung auch ein Thema am Infostand. "Die Kombilösung ist ein kommunalpolitisches Thema und hat nichts mit dem Bundestagswahlkampf zu tun.“
Wesentlich lieber spricht er über seine Vorhaben: Golombeck möchte dem Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Karlsruhe mehr Bedeutung verleihen: "Wenn ich in den Bundestag komme, werde ich mich der Sache annehmen." Vor Kurzem hat der Volksvertreter das Forschungszentrum besucht - sein Fazit: "Wir müssen junge Leute in die Ausbildung holen, die bilden wir dann hier in Karlsruhe aus.“ Schließlich hätte Deutschland keine Rohstoffe, dafür aber Verstand.
Wichtig sei vor allem, dass die Chancengleichheit für alle jungen Leute gewahrt bleibt. Dazu schlägt er einen Flyer mit der Aufschrift "Bildung ist Bürgerrecht" auf, wir blicken in die Gesichter von Grundschulkindern: "Die sind unsere Zukunft, das ist ganz wichtig." Deswegen dürfe es nicht sein, dass jungen Erwachsenen die Universität verschlossen bleibe, weil es sich die Eltern nicht leisten können.
Bürgerbüro in Planung
Golombeck hat noch einen anderen Traum: Er steht mit seinen Koffern - und vielleicht mit seinem gelb-blauen Regenschirm, den er heute dabei hat - am Marktplatz und steigt in die S-Bahn zum Baden-Airpark ein. Die Stadt mit dem Flughafen weiterentwickeln ist ein Ziel des Politikers. Eines sieht er voraus: "Es sind große Aufgaben, die auf uns zukommen!" Dazu gehöre auch die Energiepolitik: "Wir als FDP wollen einen Mix und daher ist es sehr wichtig, die Energieforschung voranzutreiben."
Als wir über seine Wahlchancen reden, grinst er: "Das Direktmandat werde ich nicht erreichen, es sei denn, es geschieht ein Wunder - hatten wir ja schon, in Bern." Dennoch hofft er auf viele Zweitstimmen und eine starke CDU um nach der Wahl in den Farben Schwarz-Gelb regieren zu können.
Die Sitzungswochen wird er in Berlin verbringen - "Wie sieht es sonst aus, wenn die Kamera über den Saal schwenkt und die FDP-Reihen leer sind?" -, sonst möchte er viel in seinem Wahlkreis sein und ein Bürgerbüro einrichten. Doch schon vorab nimmt er den Wähler in die Pflicht, "die Leute müssen dann aber kommen, sonst weiß ich ja nicht, wo der Schuh drückt".