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ka-news-Wahlserie (III): Karin Binder - Die Linke.

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ka-news-Wahlserie (III): Karin Binder - Die Linke.

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    Karin Binder
    Karin Binder Foto: ps

    Doch was besprochen wird ist keinesfalls leichte Kost: Es geht von A wie Afghanistan, über H wie Hartz IV, Leiharbeit und Reichensteuer. Zur Stärkung spendiert die Linke Brezeln, Kaffee und Wasser. Freudestrahlend verkündet Binder: "Die Linke in Karlsruhe ist frauenpowermäßig aufgestellt". Dies beweisen die zwei Kandidatinnen auch beim ersten offiziellen Termin in Ettlingen: Thurid Feldmann, die Kandidatin für Karlsruhe-Land, und Karin Binder stehen rund 25 Politikinteressierten sprichwörtlich Rede und Antwort.

    Binder besticht dabei mit ihrer lockeren Art und ihrem schwäbischen Dialekt: "So, wer was mitbekommen will, rutscht einfach noch ein bisschen näher her." Vor ihr liegen lose karierte Blätter und ein silberfarbener Kugelschreiber mit grüner Gummihalterung.

    Ein Ratschlag um Parteien zu beurteilen

    Selbst sagt sie nur wenige Worte über sich, sondern bittet gleich Thurid Feldmann, die Kandidaten für Karlsruhe-Land, etwas über sich und ihre Politik zu sagen. Nachdem Feldmann fertig ist, hakt Binder an manchen Stellen nach: "So, Thurid, sag uns doch mal... ." Die Berufspolitikerin nimmt die Quereinsteigerin sachte an die Hand, übernimmt die Koordination und Moderation des Vor-Ort-Termins.

    Bevor in die Frage-Antwort-Runden eingestiegen wird, verliert die Volksvertreterin noch ein paar Worte über die Fraktionsarbeit: "Wir sind die einzige Partei im Parlament, die die Interessen der Leute ernst nimmt." Ob Parteien wählbar seien oder nicht, könne ein Wähler daran beurteilen, "was sie sagen und was sie danach tun".

    Plakate der Linken fordern schwarz auf weiß: "Raus aus Afghanistan!" Anstelle des Auslandseinsatzes wünscht sich Binder Geld für den Aufbau einer Gesellschaft - "Geduld und Engagement statt Bundeswehr". In Deutschland habe man schließlich auch viele Jahre gebraucht, um eine Demokratie zu schaffen.

    Azubi zu Binder: "Wie Gewerkschaft? Kann man da mitmachen?"

    Beim Reden ist es ihr augenscheinlich - vielleicht vom vielen Gestikulieren - warm geworden: Sie zieht ihre offene rote Bluse aus, zum Vorschein kommt ein weißes Oberteil; von ihrer schwarzen Sonnenbrille hingegen trennt sie sich die ganze Zeit über nicht.

    Über die Zeit verteilt gibt es drei offene Fragerunden, die Binder souverän managt. "Dann sammeln wir jetzt mal ein paar Fragen - Thurid und ich antworten dann en bloc". Stichpunktartig hält die Politikerin Fragen auf ihren karrierten Blättern fest. Ist eine Seite vollgeschrieben, dreht sie das Blatt um. Gelegentlich nickt sie, reibt die Hände an den Oberschenkeln oder stützt ihren Kopf in die Hände.

    "Ich weiß jetzt leider ihren Namen nicht", beginnt Binder eine Antwort - bei einem anderen heißt es "so, und die Frage von dir, Ali". Die Wahlkämpferin spricht die Menschen ganz direkt an. Hin und wieder blättert sie im Wahlprogramm der Partei, verweist auf die Schrift. Als es sich um die Abschaffung der Agenda 2010 handelt, antwortet sie: "Das kann man fast aus jeder Zeile unserer Publikationen herauslesen."

    Regelrecht geschockt erzählt sie wenig später von einer Erfahrung, die sie als "alte Gewerkschafterin" gemacht hat: Ein Azubi hatte sie fragend angeschaut: "Wie Gewerkschaft? Kann man da mitmachen?" Der Politikerin drängt sich dabei die für sie rhetorische Frage auf: "Was lernt man in der Schule?" - ihre Antwort: "Man will lieber Kinder, die funktionieren."

    Wahlbeteiligung: "Ich wünsche mir wenigstens 60 Prozent."

    Damit waren wir beim Thema: Wie erklärt die bürgernahe Volksvertreterin Kindern ihre Partei? Sie greift das Thema soziale Gerechtigkeit auf: "Ich will, dass alle Kinder gleiche Chancen und Rechte haben, dass kein Kind in Armut aufwachsen muss - ich glaube, das ist für Kinder ganz wichtig. Außerdem treten wir auch dafür ein, dass der Arbeitsplatz von Eltern so umgestaltet wird, dass sie mehr Zeit für ihre Kinder haben. Wir wollen auch, dass Kinder in Frieden, ohne Krieg groß werden."

    Ein Mann steckt ihr eine Visitenkarte zu: "Ich hoffe, dass sie im nächsten Bundestag wieder vertreten sind" - lächelnd versichert sie später, dass sie mit ihrem Platz "sicher drin ist". Binder rechnet fest damit, dass die Linken in Baden-Württemberg über fünf Prozent kommen, bundesweit glaubt sie an mindestens zehn Prozent. Weniger optimistisch ist die Bundestagsabgeordnete als sie die Wahlbeteiligung schätzen soll: "Ich wünsche mir wenigstens 60 Prozent."

    Die historische oliv-grüne Eisenbahn hält wieder an der gegenüberliegenden Bahnhaltestelle, hinterlässt ihren Rauch und wir verabschieden uns.

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