Palmbacher brachten die Kartoffel nach Süddeutschland
Der Turm der evangelischen Kirche ist das älteste Bauwerk in Wettersbach (Foto: ka-news) |
Wettersbach ist aus den genannten Gründen noch nicht sehr alt: Erst 1972 schlossen sich die damals selbständigen Gemeinden Grünwettersbach und Palmbach zu Wettersbach zusammen. Über das genaue Gründungsjahr von Grünwettersbach streiten sich die Experten allerdings. Erstmals erwähnt wird der Ort "Wetersbach" im Jahr 1278, wobei nicht klar ist, ob damit Grünwettersbach oder Hohenwettersbach gemeint ist. Das Gründungsdatum von Palmbach ist dagegen genau dokumentiert. Am 4. Februar 1701 erlaubte die Württembergische Regierung 28 Waldenserfamilien mit 111 Personen, die wegen ihres Glaubens aus Savoyen vertrieben worden waren, sich auf Grünwettersbacher Gemarkung niederzulassen. So entstand die Waldenserkolonie "La Balme", das spätere Palmbach, benannt nach dem Heimatdorf der Vertriebenen. Familiennamen wie Jourdan oder Raviol zeugen noch heute von den französischen Wurzeln der Palmbacher. Die Waldenser kamen aber nicht mit leeren Händen. Sie brachten eine in ihrer ehemaligen Heimat bereits bestens bekannte Knollenfrucht, genannt Trifulles oder Potates, mit. Damit führten sie ganz nebenbei die Kartoffel fast zwei Generationen früher in Süddeutschland ein, als später Friedrich der Große in Preußen.
Der Legende nach haben die Grünwettersbacher in schwierigen Zeiten in denen durch Futterknappheit der Viehbestand und damit auch die Misthaufen entsprechend klein waren, auf die häusliche Jauchegrube zurückgegriffen. Einige Bewohner sollen der Einfachheit halber ihr Geschäft gleich auf dem Eimer sitzend verrichtet haben, was ihnen vermutlich den Spitznamen "Küwwelscheisser" einbrachte. Den Übernamen "Schacke", der sich im Laufe der Zeit aus "Schackebreuner" entwickelt hat, haben die Palmbacher wiederum ihren französischen Vorfahren zu verdanken. Es handelt sich dabei um die Ableitung der Namen "Jean Brun" oder "Jaques Brun", die in Palmbach häufig vorkamen.
Wettersbacher kämpfen für ihr Feuerwehrhaus
Abgesehen von einem Streit um den "Fallbrunnen", der für beide Gemeinden über lange Zeit die einzige Wasserquelle in der näheren Umgebung war, sind keine Feindseligkeiten zwischen Palmbachern und Grünwettersbachern überliefert. Für den heutigen Ortsvorsteher ist dies eine gute Basis, auch die aktuellen Probleme anzupacken. Ein Dauerbrenner ist das "Hallenbad". Die Bäderkonzeption der Stadt sieht nämlich vor, alle unrentablen Bäder zu schließen. Diese Entscheidung würde auch Wettersbach treffen. Da das Bad aber von Schulklassen und Vereinen genutzt wird, schlägt die Ortsverwaltung vor, es wenigstens als Schul- und Vereinsbad zu erhalten und lediglich für den öffentlichen Betrieb zu schließen. "Zur Zeit gibt es eine Zusage der Stadt, dass das Bad so lange offen bleiben soll, bis das Freizeitbad an der Europahalle gebaut wird", so Frank weiter.
Eine der dringlichsten Aufgaben ist auch der Umbau des Feuerwehrgerätehauses. Es mangelt an Umkleideräumen und sanitären Anlagen, die Feuerwehrleute müssen sich bei ihren Einsätzen sogar im Geräteraum umziehen. Dass es neuerdings auch Feuerwehrfrauen gibt, schafft zusätzlichen Bedarf an separaten Umkleideräumen, Duschen und Toiletten. Besonders ärgerlich an der Feuerwehrhaus-Misere ist, dass für dieses Vorhaben bereits im vorangegangenen Karlsruher Haushalt Finanzmittel bereitgestellt waren. Buchstäblich in letzter Sekunde - kurz bevor die Ausschreibung des Projektes stattfinden konnte - stoppten die Verantwortlichen der Stadt das Bauvorhaben wegen der klammen Haushaltslage. "Das gab einen richtigen Aufruhr in Wettersbach", erinnert sich Frank.
Alle Beteiligten kämpfen jetzt darum, dass das Projekt zumindest im nächsten Haushalt berücksichtigt wird. Die Pläne der Branddirektion, die freiwillige Feuerwehr Wettersbach zur Stützpunktfeuerwehr für alle Bergdörfer und die nahe gelegene Autobahn zu machen, könnten ein weiteres zugkräftiges Argument zugunsten des Umbaus sein. Frank ist angesichts der angespannten Haushaltslage aber skeptisch.
Nach der Autobahn ändert sich das Wetter
Abgesehen davon bewegen den Ortsvorsteher noch einige andere Themen. Wettersbach ist zwar nicht an das Stadtbahnnetz angeschlossen, hat dafür aber eine gute Busverbindung nach Durlach und an den Karlsruher Hauptbahnhof. Praktisch ist auch der nahe Autobahnanschluss, wobei dieser gelegentlich für Probleme sorgt: "Ab und zu gibt es hier Serien von Einbrüchen oder Autodiebstählen, aber davon sind alle Bergdörfer wegen der Nähe zur Autobahn betroffen", so Frank. Auch die Nahversorgung lässt zu wünschen übrig: Einen großen Supermarkt gibt es derzeit nur in Palmbach, ansonsten sind die Einkaufsmöglichkeiten rar. Im Stadtteil Grünwettersbach konnte glücklicherweise eine türkische Familie gefunden werden, die in den ehemaligen Verkaufsräumen einer Supermarktkette einen Lebensmittelladen betreibt. Frank hofft, dass die Situation bald verbessert werden kann, da vor allem ältere Einwohner davon betroffen sind. Und die wenigsten von ihnen würden Wettersbach deshalb verlassen wollen.
Rainer Frank setzt sich für Wettersbacher Interessen ein (Foto: ka-news) |
Idyllisch inmitten von Feldern und Streuobstwiesen am Rande des Nordschwarzwaldes gelegen, lässt es sich in Wettersbach nämlich schön leben. Außerdem ist die Umgebung auch für viele Karlsruher ein beliebtes Naherholungsziel. "Dass wir hier oben ein anderes Klima haben, das merkt man spätestens, wenn man unter der Autobahn durchfährt. Da ändert sich nämlich das Wetter", erklärt Frank. In Wettersbach scheine selbst oft dann die Sonne, wenn die tiefer liegenden Stadtteile noch im Nebel oder im Dunst der Rheinebene versänken.