Marie Wehrhahn: Für Konfrontation - 'ja' zur Schocktherapie!
Eines vorweg: Laut einer Statistik der Kampagne rauchfrei, belaufen sich die Kosten, die durch tabakbedingte Krankheiten und Todesfälle entstehen, auf bis zu 21 Milliarden Euro pro Jahr. Laut einer neuen Studie sterben jährlich über 6 Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Viele Raucher wissen das, trotzdem rauchen sie. Ich glaube nicht, dass Ekel-Bilder von verseuchten Lungen und ausgefallenen Zähnen Jugendliche von der Rebellion abhalten, zeitweise zur Kippe zu greifen.
Ich glaube aber schon, dass eine solche Maßnahme eine große Masse von Menschen dazu bringen könnte, ihren Konsum und dessen Folgen langfristig zu überdenken. Auch Kinder sollten mit dem Ernst der Lage konfrontiert werden. Bilder sagen eben doch mehr als gut gemeinte Worte von Ärzten, Suchtberatern, Lehrern, Freunden. Und: Hals-Geschwülste haben definitiv eine andere Botschaft, als HB-Männchen oder lässige Kamele mit Sonnenbrillen. Ein eindeutiges "Ja" zu den Ekel-Bildern!
Lydia Bilharz: Zu kurz gedacht!
Im Grunde ist die Konfrontation mit der unzensierten Wahrheit eine gute Sache, wenn man bedenkt, wie schockierend solche Bilder der menschlichen Verwesung auf uns wirken könnten. Nie zuvor hat unsere Gesellschaft ihr Konsumverhalten so hinterfragt wie aktuell. Der Ansatz, der Appell an die Gesundheit und die Transparenz gegenüber Verbrauchern, die hinter der neuen Maßnahme stecken, sind sehr lobenswert - doch der gute Gedanke ist nicht ganz zu Ende gedacht.
Während ab dem Frühjahr 2016 Schockbilder die Zigarettenpackungen zieren sollen, ist die endgültige Verbannung der Außenwerbung erst für den 1. Juli 2020 vorgesehen - darauf haben sich das Bundeskanzleramt und Bundesminister Christian Schmidt (CSU) geeinigt. Sinnvoller wäre es doch, das Werbeverbot schneller über die Bühne zu bringen, als die Verführung mit Verheerung zu kompensieren. Schließlich sollte man auch an die Randfiguren der Thematik denken - Passivraucher werden fortan beim Supermarkt-Einkauf mit Ekel-Bildern konfrontiert. Das muss nicht sein.
Ramona Holdenried: Man kann es auch übertreiben!
Erstmal eines vorweg: Erlaubt ist der Konsum von Zigaretten erst ab 18 Jahren - und ab da ist jeder alt genug, selbst über die eigene Gesundheit zu entscheiden. Und ja, zu dieser Entscheidungsfreiheit gehört auch das Recht, unkluge Entscheidungen zu treffen. Wenn ich regelmäßig Alkohol in Massen statt Maßen trinke, dann ist meine Leber nicht mein größter Fan. Wenn ich jeden Abend Süßkram in mich hinein stopfe, dann muss ich mich über schlechte Blutwerte nicht wundern. Aber käme irgendjemand auf die Idee, Bilder von Schrumpflebern oder Diabetesfüßen auf Bierdosen oder Gummibärchentüten zu kleben? Irgendwo muss auch einfach mal Schluss sein mit der Bevormundung!
Dass Rauchen tödlich ist, dürfte jedem Raucher bekannt sein – das steht nämlich schon seit Jahr und Tag auf den Packungen. Diese jetzt noch mit Schockbildern zuzupflastern, erhöht vielleicht den Ekel-Faktor. Ob das aber einen Raucher davon überzeugt, dauerhaft auf seinen Tabak zu verzichten, wage ich zu bezweifeln. Das Problem vieler Raucher ist nicht, dass ihnen die Risiken nicht bekannt sind, sondern dass der Griff zum Glimmstängel zur Gewohnheit geworden ist. Sicher ist es die Aufgabe des Staates bei Gefährdung einzugreifen - zum Beispiel in Gaststätten oder beim Verkauf von Tabak an Minderjährige. Ansonsten ist es jedem Erwachsenen selbst überlassen, wie er mit der eigenen Gesundheit verfährt.
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