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Karlsruhe: Junger Nachwuchsmusiker in Karlsruhe: "Meine Bühne ist die Straße"

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Junger Nachwuchsmusiker in Karlsruhe: "Meine Bühne ist die Straße"

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    Adrian Prath vor dem Schloss
    Adrian Prath vor dem Schloss Foto: Tim Kummert

    Vereinzelte Zuhörer scharen sich um den jungen Mann mit der Gitarre. Einige bleiben gleich näher stehen, andere wahren zunächst noch Distanz. Der Song klingt aus, es scheint, als habe sich der Nachwuchskünstler langsam warmgespielt. Einer der Umstehenden ruft: "Sing mal was eigenes!" Und Adrian singt.

    "Solche Momente geben mir unglaublich viel Bestätigung"

    Voll und klar klingt seine Stimme durch den kleinen mitgebrachten Verstärker. Er schmettert einen Song, den er kürzlich bei einem Regionalradiosender live zum Besten gab, "Skyscraper": "I’m writing your name on a piece of paper/ I’m standing on the top of a skyscraper/ But I can see so many lights, so many cars, I don’t know, where you are/ where you are" Ein Mädchen zückt den iPod und fängt an, mitzuschneiden. "Man könnte ewig zuhören", schwärmt die 11-Jährige, "obwohl ich die englischen Texte nicht wirklich verstehe. Aber das macht nichts."

    Schon seit Jahren spielt Adrian auf den Straßen in Karlsruhe, letztes Jahr hat er sein Abitur gemacht. Momentan verbringt er die Zeit damit, durch die Region zu fahren und Musik zu machen. Manchmal, so sagt er, gebe er private Konzerte und trete im kleineren Rahmen auf. Dennoch: "Meine Bühne ist oftmals die Straße." Bei seinem ständigen Herumreisen kommt er schonmal bis nach Italien: "Als ich in Rom war, hatte ich sofort Publikum. Die Leute waren begeistert - solche Momente geben mir unglaublich viel Bestätigung: Deswegen mache ich Straßenmusik." Im derzeit noch eher kühleren Karlsruhe sind die Temperaturen teilweise nur knapp über dem Gefrierpunkt, die Zuhörer stört das nicht. Eine Frau erzählt, sie sei erst den zweiten Tag in der Stadt.

    Der junge Mann wäre der Anlass, dass sie das erste Mal bewusst stehen geblieben sei: "Da kriegt man gleich einen positiven Eindruck von Karlsruhe!" Adrian erklärt gegenüber ka-news: "Straßenmusik ist für mich die vollkommene Freiheit: Weil ich auf der einen Seite die komplette Gesellschaft anspreche und trotzdem den Menschen die Freiheit einräume, weiterzulaufen." Doch viele laufen gar nicht weiter, sondern bleiben stehen: Mehr und mehr Menschen bilden einen kleinen Halbkreis um den jungen Mann. Ein Freund von Adrian, der ihn mitunterstützt, ist auch da. Mitten im Lied sieht dieser, dass ein paar Jugendliche längere Zeit zuhören.

    "Menschen zum Nachdenken zu bringen: Über das Leben und sich selbst"

    Er holt eine Demo-CD des Straßenmusikers und läuft auf die Teenager zu. "Die will ich!", schreit einer. Die Gruppe schickt sich an, weiterzugehen. Der glückliche CD-Besitzer ruft noch in Richtung des 18-jährigen Musikers: "Ich adde dich auf Facebook!" Fragt man Adrian, wie das alles begann, erzählt er: "Ich habe mir damals eine alte Sperrholzgitarre genommen, mich auf einen Bierkasten gehockt und einfach mal das Feeling der Straßenmusik ausprobiert. Mittlerweile bin ich regelmäßig draußen und mache Musik." Er meint, seine Motivation, dass er sich bei diesen Temperaturen draußen hinstelle, sei: "die Menschen zum Nachdenken zu bringen: Über das Leben und sich selbst." Den Zuhörern scheint die Musik sehr zu gefallen.

    Eine Radlerin hält an und sagt: "Hoffentlich ist er jetzt öfter da." Den Wunsch kann der Straßenmusiker wohl erfüllen, er erklärt: "Sommer ist Straßenmusikzeit." Kürzlich musste Adrian seinen Gesang einmal unterbrechen: Eine Gruppe Jugendlicher bat ihn um ein paar Autogramme. Die konnte er natürlich nicht verwehren. Ein Vater meint: "Mir ist es eigentlich zu kalt hier, ich würde gern weitergehen. Aber mein Sohn ist total fasziniert". Mit seinem Papa an der Hand läuft der junge Zuhörer später direkt zu dem Musiker hin und bleibt bedächtig lauschend vor Adrian stehen. Jetzt ist die Kälte offenbar nebensächlich.

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