"Karlsruhe wird im Vergleich zum Bundesland Baden-Württemberg, aber auch zu Deutschland gesamt, sehr jung bleiben", erklärt Carsten Große Starmann, Demographieexperte der Bertelsmann Stifung, im Gespräch mit ka-news. Wenn man sich die Zahlen der Medianwerte ansehe (den Wert, der in der Mitte steht, wenn man alle Zahlen der Größe nach sortiert) dann spräche das deutliche Worte: Das Medianalter wird 2030 bundesweit auf 49 Jahre, in Baden Württemberg auf 48 Jahre beziffert. Karlsruhe kommt dagegen nur auf 44,7 Jahre. "Medianalter bedeutet einfach gesagt, dass 2030 die Hälfte aller Karlsruher unter 44,7 Jahre alt ist", so Carsten Große Starmann weiter.
Weniger junge - viel mehr Alte
Der Karlsruher Jungbrunnen hat auch seine Ursprünge. Diese dürften dem Experten zufolge vor allem an der Tatsache liegen, dass Karlsruhe Unistandort ist. Eine junge Bevölkerung sei typisch für Studentenstädte. Das erkläre auch die Auffälligkeit, dass Karlsruhe im Gegensatz zur gesamten Republik ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen habe, das auch bis 2030 für mehr Einwohner sorgen werde. Mehr junge Einwohner - im Gegenzug dazu sei eine Abwanderung von älteren Menschen und auch Familien zu erkennen.
"Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass die Anzahl der jungen Menschen insgesamt abnimmt", betont Carsten Große Starmann. Laut Bertelsmann-Stiftung wird allein in Baden-Württemberg der Bevölkerungsanteil der 19- bis 24-Jährigen bis 2030 um 21,5 Prozent sinken. Das enspricht 168.100 jungen Menschen. In der nächsten Altersstufe (25 bis 44 Jahre) sind es sogar 369.800 Menschen weniger (minus 12,7 Prozent). Im Gegensatz dazu wird der Anteil der sogenannten Hochbetagten (über 80 Jahre) um ganze 65,5 Prozent zunehmen.
"Auch eine junge Stadt muss sich mit Alterung auseinandersetzen"
Generell zeigt ein Blick auf die Altersstruktur die vielfach diskutierte Folge des Demographsichen Wandels: Während der Anteil der 0- bis 64-Jährigen jeweils abnimmt, ist lediglich ab 65 Jahren ein positives Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. In Karlsruhe wird das zu einem hochbetagten Anteil von 6,9 Prozent führen. "Auch eine junge Stadt muss sich mit Alterung auseinandersetzen", so Carsten Große Starmann.
Karlsruhe ist jung: Das bedeutet, dass genügend potenzielle Arbeitskräfte für die regionalen Unternehmen direkt vor Ort wären. "Die müssen aber erst einmal in der Region gehalten werden", so der Demographieexperte. Hier seien die Unternehmen im Zugzwang, ebenso aber auch die Region. Schließlich reiche ein gutes Gehalt und schöne Arbeitsbedingungen nicht aus, um auch mit einer ganzen Familie in die Fächerstadt umzuziehen oder zu bleiben. Das große Potenzial müsse sinnvoll genutzt werden. Vor allem wenn man beachte, dass es insgesamt immer weniger junge Menschen werden.
Karlsruhe ist nicht nur jung, sondern auch schlau
Karlsruhe ist aber nicht nur jung, sondern auch schlau. Das wird sich vermutlich auch bis 2030 durchsetzen. Aktuell seien 15,7 Prozent Hochqualifizierte in Karlsruhe beschäftigt und gar rund 20 Prozent leben hier. Das bedeutet, dass die badische Stadt auch für hochqualifizierte Menschen interessant ist, die anderswo arbeiten. "Welche Gründe das sind, kann ich aus den Zahlen nicht ablesen, regionale Gegebenheiten dürften da aber sicherlich eine Rolle spielen", vermutet Carsten Große Starmann.
Jung, sexy und schlau: Statistische Werte zeigen eine positive Entwicklung für Karlsruhe in den kommenden Jahren. Die Stadt wird von der Bertelsmann Stiftung zusammen mit 56 weiteren Kommunen dem "Demographietyp 2 - Sozial heterogene Zentren der Wissensgesellschaft" zugeordnet. Wissensgesellschaft erkläre sich durch die Technologieregion quasi von selbst, sozial heterogen sei dagegen ein typisches Bild von Großstädten. Neben den Hochqualifizierten steht auch eine Kinderarmutsquote von rund 14 Prozent: "Große Städte ziehen eben sehr unterschiedliche Gruppen an."
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