"Johanniter-Unfall-Hilfe. Einsatzleiter Lukic. Alles klar bei euch?", sagt der junge Mann in die Telefonsprechanlage, der in der signalfarbenen Dienstkleidung im Sanitätsraum mit einer jungen Kollegin sitzt. Er hält Kontakt zu den auf dem Messegelände patrouillierenden Teams der Rettungshelfer und lässt sich über besondere Vorkommnisse unterrichten.
Defibrillatoren, Absaugpumpen, Rettungskoffer
In dem Sanitätsraum herrscht eine entspannte Atmosphäre, die Mitarbeiter, darunter auch zwei Schüler des Kant-Gymnasiums, die sich ehrenamtlich in der Johanniter-Jugend engagieren, haben schließlich unzählige Stunden für solch einen Einsatz trainiert. Die Gerätschaften für den Noteinsatz - Defibrillatoren, Absaugpumpen, Rettungskoffer - werden in der ereignislosen Zeit wiederholt auf ihre Tüchtigkeit und Vollständigkeit überprüft, Risiken so minimiert.
Auch Kristijan Lukic, der für sein Alter von 18 Jahren viel erwachsener wirkt, fing 2003 als ehrenamtlicher Schulsanitäter am Durlacher Markgrafen-Gymnasium in der Johanniter-Jugend an. Obwohl er erst vor Kurzem seine Ausbildung zum Rettungssanitäter abgeschlossen hat, wurde ihm die Leitung und die Organisation des Offerta-Einsatzes anvertraut - schließlich ist es nicht sein erster.
"Statistisch betrachtet ereignen sich die meisten dieser Notfälle in Halle 3"
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. betreut das Messevent der HINTE GmbH bereits zum achten Mal, und es ist von allen Einsätzen der Rettungshelfer der bei Weitem aufwändigste im ganzen Jahr. Zehn Mitarbeiter sind hier im Dauereinsatz. Ihr Dienst beginnt nämlich nicht erst bei der Eröffnung, sondern rund eine Woche bevor die Menschenmassen in die Hallen der KMK strömen. Sie sind anwesend vom ersten Tag an: Wenn die Aufbauarbeit an den Messeständen mit Schraubendrehern, Bohrmaschinen und Zangen ihren Lauf nimmt, und sie gehen erst, nachdem die Hallen leer und verweist stehen.
Während des Messebetriebs verhält es sich nicht anders: Bereits eine Stunde vor Öffnung der Tore ist der Sanitätsraum einsatzbereit; am Abend, nach Schließung der Offerta-Türen, sind sie weiterhin für die Mitarbeiter der Messestände ansprechbar. "Ein Notfall pro Tag, bei dem die Beschwerden des Patienten so ernsthaft sind, dass er mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden muss." Johanniter-Einsatzleiter Lukic sieht zu der Messekarte, in der die Stände der Hallen verzeichnet sind. "Statistisch betrachtet ereignen sich die meisten dieser Notfälle in Halle 3." Eine befriedigende Erklärung hierfür hat er allerdings nicht. Er wehrt mit den Händen ab und lacht dabei: "Damit will ich natürlich nicht sagen, dass die Besucher einen weiten Bogen um diese Halle machen sollten."
"Sechs Rollstühle stehen jederzeit bereit"
Vor Dienstschluss besprechen die Mitarbeiter die Notfälle, die sich bei ihrem langen Arbeitstag - der manchmal bis 13 Stunden dauern kann - ereignet haben. Vier bis fünf Mal am Tag werden sie in den einzelnen Hallen aktiv. Allerdings sind es oft sind es nur leichte Schwindelanfälle, erhöhter Blutdruck oder Magenbeschwerden, mit denen sie konfrontiert werden. Da nur Ärzte die Medikamente verabreichen dürfen und nicht die Rettungshelfer selbst, organisieren sie benötigte Arzneimittel für Messemitarbeiter auch auf Bestellung und kooperieren dabei mit einer in Rheinstetten ansässigen Apotheke. Sollte bei einem Noteinsatz jedoch ein Patient in Lebensgefahr geraten, darf ein Rettungssanitäter auf eigene Verantwortung handeln und entsprechendes Medikament verabreichen.
Die Johanniter bieten eine Rundumversorgung an. So bekommen Messebesucher, die etwas schwach auf Beinen sind, unentgeltlich einen Rollstuhl zur Verfügung gestellt. Die Erfahrung der letzten Jahre hat die Beliebtheit dieser Dienstleistung aufgezeigt: "Sechs Rollstühle stehen jederzeit bereit", erklärt Kristijan Lukic. Plötzlich klopft es an der Tür zum Sanitätsraum. Wie Bogen gespannte Körper schnellen die Johanniter von ihren Stühlen, bereit für den Notfall. Eine freundliche ältere Frau steckt zurückhaltend den Kopf in den Raum: "Hallo Herr Rettungshelfer. Können sie mir sagen, wo sich in der Halle das Klo befindet?" "Selbstverständlich." Einsatzleiter Lukic schmunzelt. Die Johanniter sind immerhin auch in solchen Fällen die Retter in der Not.