Sein Eintritt in die SPD 1985 war für ihn dadurch motiviert, dass die Sozialdemokraten immer – auch in den dunkelsten Zeiten Deutschland – ausschließlich für Demokratie standen. Gemeinsam mit einigen Mitschülern hat er es geschafft, die Namensgebung des Gymnasiums Pfinztal in "Ludwig-Marum-Gymnasium" durchzusetzen. Er war der erste Jahrgang, in dessen Abiturzeugnis der Name "Ludwig-Marum-Gymnasium" stand. Während seines Studiums vertrat er in der Fachschaft, im Fakultätsrat und in der Forschungskommission des Senats der Universität Heidelberg, die Interessen der Studierenden.
"Besonders wichtig wurde für mich – neben meinen politischen Funktionen hierzulande - die Arbeit zur Unterstützung von Demokratie und Zivilgesellschaft angesichts des Krieges im auseinander brechenden Jugoslawien," erzählt Jung.
Als Heidelberger war er 1993 Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender der Städtekooperation Heidelberg-Cambridge-Montpellier-Mostar. Mit seinen Mitarbeitern haben sie die zerstörten und geteilten Universitätsstadt Mostar (Bosnien-Herzegowina) am Wiederaufbau von Krankenhäusern, am beruflichen Austausch und an der Versöhnung der Volksgruppen mitgewirkt. Der Bundestagskandidat engagiert sich bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreisvorstand.
Durch die Arbeit bei der AWO, hat er einen sehr guten Überblick über die soziale Wirklichkeit in Karlsruhe und über die Bedingungen, unter denen Sozialpolitik real stattfindet.
Im Februar 1995 beendete er sein Studium der Politikwissenschaft, des Öffentlichen Rechts, des Europarechts und der Soziologie an der Universität Heidelberg. Von 1995 bis 1998 war Jung Geschäftsführer beim SPD-Landesverband Baden-Württemberg in Stuttgart. Dort hat er Kampagnen konzipiert und umgesetzt, Tagungen organisiert und Wahlkämpfe gemanagt oder "einfach nur den Laden zusammen gehalten", erklärt der gebürtige Karlsruher. Seit 1998 ist Johannes Jung wissenschaftlicher Mitarbeit und Leiter des Wahlkreisbüros von Brigitte Wimmer MdB.
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Besonnenheit, Überblick und Understatement.
Was ist Ihre größte Stärke?
Klarer Blick auf Fakten und Kooperationsfähigkeit.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Zu wenig Egoismus.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Als Kind wollte ich Bergführer werden, später auch mal Journalist. Da ich schon sehr früh politisch tätig wurde, bin ich von meinem bisherigen Lebenswandel nicht überrascht.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
So mancherlei, aber auch dies: Gut segeln zu können.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Nörgelei beim Autofahren.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
PC – erweitert die menschlichen Möglichkeiten im modernen Leben enorm.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Mit zeitnaher Rückkehroption mich selbst, denn es muss da draussen recht interessant sein.
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Beeindruckend finde ich es, wenn Menschen auch in bitterster Lage nicht nur selbst einigermaßen zurechtkommen, sondern dabei auch noch Angehörige oder eben Menschen, für die sie Verantwortung haben, versorgen. Diese Menschen gibt es ziemlich oft und sie machen wenig Lärm um sich.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Musik: Das Konzert von Djordje Balasevic im Juni 2001 im römischen Amphitheater in Pula/Kroatien. Ich bin sowieso Fan des serbischen Rock-Chansonniers und Erzdemokraten Balasevic, und dies war sein erstes Konzert nach über zehn Jahren in Kroatien. In der Zwischenzeit regierten Krieg und Nationalismus. Film: "Z" von Constantin Costa-Gavras und "Das Zimmer meines Sohnes" von Giovanni Moretti.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Veit Heinichen: "Der Tod wirft lange Schatten". Spielt wie alle seine polit-historisch aufgeladenen Krimis in Triest und Umgebung, einer Stadt, die ich faszinierend finde. Es freut mich, dass diese uralte Weltstadt über Heinichens Bücher wieder populärer wird. Dazu (ein wenig trockener) Erhard Eppler: Auslaufmodell Staat.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Delfin – frei, sozial und (angeblich) intelligent.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Lieselotte von der Pfalz – interessantes Leben mit viel Mut zur Eigenständigkeit in einer ganz anderen Zeit.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Reizvoll sind natürlich die Lage am Oberrhein und die Tatsache, dass Karlsruhe eine kleine Großstadt mit einer bemerkenswerten Lebensqualität ist.
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
In Stichworten: Mehr Betreuung und weitere Angebote für Kinder und Familien; echte Fußgängerzone; Leitbild zur städtischen Zukunft, das die Unterstützung der Bürgerschaft hat und nicht von der Verwaltung selbst konterkariert wird; mehr Akteure in Politik und Verwaltung, die der zukunftsgewandten Fitness der Technologieregion auch gerecht werden; eine alljährliche, skandalfreie und wirtschaftlich erfolgreiche Weltinnovationsmesse; ein Platz für Hermann Heller (1891–1933), Staatsrechtler und "Erfinder" des sozialen Rechtsstaats des Grundgesetzes, am Bundesverfassungsgericht - und noch vieles mehr!
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Karlsruhe: Ludwig Marum, Gerlinde Hämmerle und Peter Weibel als personifiziertes ZKM. Deutschland: Willy Brandt, Jutta Limbach und Günter Verheugen als derzeit europäischster Deutscher.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Bewegen: Rechtsstaat und Lebensstandard. Abhalten: Die ausgeprägte Neigung, das Glas halb leer zu sehen.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Diejenigen, die den sozialen Rechtsstaat des Grundgesetzes hochhalten und darüber hinaus etwas für ein demokratisches und soziales Europa tun.
Wie und wo möchten Sie sterben?
In Frieden am Meer.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Wer weiß das schon? Gibt’s das überhaupt? Wir werden sehen.