Die Prophezeiung, dass durch zunehmende mediale Kommunikation ein papierloses Büro möglich sei, habe sich als Irrtum herausgestellt, beklagt die Initiative zur Verwendung von Recyclingpapier an der Universität Karlsruhe. Vor ungefähr einem Jahr gründete sich diese Initiative, die laut Hettel keinen offiziellen Namen besitze, am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Motivierende Gründe waren in erster Linie, dass sich der Papierverbrauch in Deutschland seit 1950 mehr als verzwölffacht habe und jeder Bundesbürger im Schnitt 236 Kilogramm Papier pro Jahr verwende. Allein Deutschland verbrauche heute mehr Papier als der afrikanische und südamerikanische Kontinent gemeinsam und zähle damit weltweit beim Pro-Kopf-Verbrauch zu den Spitzenreitern. Natürlich hat dies auch negative Auswirkungen auf die Lieferregionen: Urwälder werden zerstört und große Landflächen für schnellwüchsige Zellstoffplantagen vereinnahmt.
Recyclingbereitschaft in Karlsruhe nicht auf Elite-Niveau?
Zumindest für Notizen könne man Recyclingpapier verwenden... (Foto: ka-news) |
Mit über 15 Millionen Tonnen pro Jahr sind die Deutschen "Europameister" im Sammeln und Recyceln von Altpapier. Kein anderes Land in Europa setzt so konsequent Altpapier ein wie die Deutschen, teilt die "Initiative Pro Recyclingpapier" (IPR) auf ihrer Internetpräsenz mit. Man könne damit nachhaltig die benötigten Ressourcen minimieren, den Wasser- und Gesamtenergieverbrauch senken sowie den Kohlenstoffdioxidausstoß senken. Die Universität Karlsruhe müsse das realisieren und ihre Fortschrittlichkeit im Rahmen des Elitestatus auch auf dem Umweltsektor unter Beweis stellen, teilt Hettel mit. Zahlreiche andere Universitäten hätten die Verwendung von Recyclingpapier mittlerweile per Beschluss sichern lassen.
Unterstützung erfährt die Initiative inzwischen von zahlreichen Professuren, Mitarbeitern und Umweltschutzorganisationen. Auch in den Medien findet das Thema Recyclingpapier momentan große Beachtung. Anlässlich der letztes Jahr in Bonn stattgefundenen Klimakonferenz startete das Netzwerk IPR im Mai 2007 die Kampagne "Klimaschutz beginnt beim Papier" Diese Kampagne wird vom Bundesumweltministerium unterstützt und will Entscheider und Verbraucher aufrütteln und für die Verwendung von Recyclingpapier motivieren.
Karlsruher Hochschulen haben keine weiße Weste
...offizielle Urkunden benötigen Primärfaserpapier (Foto: ka-news) |
Recyclingpapier hat einen zweifelhaften Ruf. Landläufig verbindet man damit graue Bögen, die beim Drucken unsäglich stauben und Geräte verschleißen. Es gäbe heute aber durchaus schon Papiere, die einem Weißegrad von 100 Prozent nahe kommen, wirft Hettel ein. Gleichzeitig räumt er ein, dass diese "natürlich in der Anschaffung teurer und deshalb nicht ausschließlich Verwendung finden könnten". Auch sei weiß nicht ein unmittelbares Synonym für die Qualität von Papier. Grundsätzlich sei Recyclingpapier aber keine Kostenfrage und für Maschinen fast genauso verträglich, weil es keinen übermäßigen Staub erzeugen würde.
Es sollte auch keine Selbstgeißelung stattfinden, denn für Urkunden und Zeugnisse solle man auch weiterhin Primärfaserpapier verwenden. Michael Wirth von der "Merkur Internationale Fachhochschule Karlsruhe" bestätigte, dass innerhalb der Fachhochschule leider "kein Recyclingpapier verwendet werde", er es aber durchaus für sinnvoll erachte, diesbezüglich eine flächendeckende Diskussion zu führen. Immerhin beschrieben sie Papier beidseitig, fügte er schmunzelnd hinzu. Diese "beidseitige" Nutzung ist auch das Anliegen von Dr. iur. Wolfgang Tzschaschel, Kanzler der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PH). Er stellt das Papiersparen in den Vordergrund und versucht oft vergeblich, in der Verwaltung ein Bedrucken von Papier auf beiden Seiten anzuregen. Recyclingpapier fände aber durchaus Verwendung in der PH, bei den Kopierautomaten ergäbe sich allerdings ein weiteres Problem.
Umweltschutz wird ernst genommen
Die Automaten seien aufgrund der Autonomie in der Lehrmittelbeschaffung nicht im Eigentum der Hochschule und die Fremdfirmen bestückten die Kopierer ausschließlich mit Primärfaserpapier, so Tzschaschel. Dennoch nehme man an der PH die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit sehr ernst und beraumte dafür sogar eigens eine Klausursitzung ein. Die Berufsakademie Karlsruhe verwende Recyclingpapier zumindest anteilig, genaue Zahlen konnten aber nicht genannt werden. Auch das KIT selbst äußerte sich zu den Verbesserungsratschlägen. Die Druckerei bestätigte, dass zwar Recyclingpapier angeboten würde, die Institute es aber aus Kostengründen nicht anfordern könnten. Das Thema an sich stieß jedoch bei allen Befragten auf große Resonanz und endete mit den Wünschen, es in Zukunft besser zu machen.