Dort, wo normalerweise die Offerta mit vielen verschiedenen Ausstellern zu Hause ist, sollen ab 15. Dezember pro Tag 1.500 Menschen geimpft werden: Die Messe Karlsruhe wird zum zentralen Impfzentrum umgebaut. Am Freitagabend gaben der neue medizinische Leiter Andreas Ruf, Messe-Geschäftsführerin Britta Wirtz, Markus Pulm von der Feuerwehr Karlsruhe und Marianne Difflipp-Eppele von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg einen Einblick in die Aufbauarbeiten.

"Wir wollen viele Leute in relativ kurzer Zeit versorgen, aber unter Einhaltung aller aktuell gültigen Hygieneregeln", erklärt Andreas Ruf die Schwierigkeiten, denen sich der eingerichtet Verwaltungsstab gegenüber sieht. Hinzu kommt die Ungewissheit, wann genau der Impfstoff zur Verfügung steht. "Wir müssen uns aber schon vorher rüsten, damit wir keine Zeit mehr verlieren, um das Medikament zugänglich zu machen", so Ruf weiter.

Um bereit sein, sobald der Impfstoff verfügbar ist, laufen in der Halle zwei die Vorbereitungen auf Hochtouren. In der 12.500 Quadratmeter großen Halle entstehen mithilfe von temporären Stellwänden insgesamt 20 "Praxen" mit je drei Behandlungsräumen.

Doch diese "Praxen" sind erst die vierte von insgesamt fünf Stationen, die ein Patient während der Corona-Impfung durchläuft. Eine Impfung beginnt ab "Station eins" der Einlasskontrolle. Über den Eingang Ost der Messe gelangen die Patienten ins Foyer. Hier untersucht speziell geschultes Personal, ob ein Patient Erkältung- oder Corona-Symptome aufweist. Dies soll unter anderem mithilfe einer kontaktlosen Temperaturmessung geschehen. Zeigt ein Patient Symptome, wird er wieder nach Hause geschickt, erklärt Ruf und begründet: "Wir wollen hier auf gar keinen Fall einen Hotspot generieren."

Standardisierte Fragen nach Husten und Schnupfen sollen zusätzlich die Einlasskontrollen vereinfachen. Nach der Einlasskontrolle hat eine "zu impfende Person (Zipf)" die Möglichkeit, ihre Hände zu desinfizieren oder erhält bei Bedarf eine Maske. Dann gelangt die Zipf in den Anmeldebereich, direkt hinter dem Eingang zur Halle zwei.

Um das gesetzte Ziel von 1.500 geimpften Personen zu erreichen, ist es notwendig, die Prozesse zu parallelisieren, wie Ruf während des Rundgangs erklärt. Dazu stehen bei der Anmeldung mehrere Terminals bereit. "Hier wird die Identität festgestellt. Es wird geprüft, ob die Person einen Termin hat und die Kriterien für eine Impfung erfüllt", erklärt der medizinische Leiter.

Im Anschluss werden die Personen mit allen nötigen Materialien zur Impfung versorgt. Bei diesen Materialien handelt es sich um Informationsbögen oder einen Impfpass, falls dieser nicht vorhanden ist. Durch die parallelen Abläufe soll es in der Spitze möglich sein, pro Stunde 110 Personen zu versorgen.

Das zentrale Impfzentrum soll von 7 Uhr bis 21 Uhr geöffnet haben. Ruf garantiert, dass es trotz der hohen Personenanzahl in der Halle zu keiner "Gruppenansammlung" kommt. "Wir können jederzeit Abstand sicherstellen und das ist auch die Grundvoraussetzung für den Betrieb. Diese Voraussetzung können und müssen wir erfüllen", macht Ruf deutlich. Helfen soll hierbei ein "Einbahnstraßen-System", welches dafür sorgt, dass der Patient während seines Aufenthalts nur in eine Richtung läuft.

Nach der Anmeldung kommen die Patienten in die größte Station. Der Informations- und Wartebereich füllt die größte Fläche der Halle zwei aus. Hier warten die Patienten in einem überdimensionalen Wartezimmer, bis es weiter geht. Außerdem erhalten sie hier weitere Informationen zur bevorstehenden Impfung. Beispielsweise über einen Film. Auch hier soll für genügend Abstand zwischen den Menschen gesorgt sein. Wie beim richtigen Arzt geht es nach dem Wartezimmer in die eigentliche Praxis.

Insgesamt entstehen in der Halle 20 kleine "Arztpraxen" mit je drei Behandlungszimmern. In jeder Praxis sollen später mal ein Arzt und eine ärztliche Assistenz arbeiten. Zu Beginn werden aber erst zwölf Praxen in Betrieb sein, die anderen acht sollen je nach Bedarf nach und nach Datum geschaltet werden, wie Ruf im Gespräch mit ka-news.de erklärt.

In der Praxis selbst folgen für den Patienten dann die bereits bekannten Abläufe aus jeder Arztpraxis: Die Assistenz empfängt den Wartenden und bereitet ihn schon einmal vor. Im Anschluss führt der Arzt selbst ein Aufklärungsgespräch mit dem Patienten, für das zirka sechs Minuten vorgesehen ist.

Anschließend sind wiederum sechs Minuten für die Impfung an sich vorgesehen. "Wir haben einen neuen Impfstoff, der eine andere Vorbereitung braucht deswegen dauert der Vorgang an sich ein wenig länger, sechs Minuten sind aber großzügig bemessen", begründet Ruf. So sind pro Patient zwischen zwölf und dreizehn Minuten eingeplant.

Obwohl in der gesamten Halle keine Tür eingebaut ist, ist die Privatsphäre durch die baulichen Gegebenheiten jederzeit gegeben wie Ruf ausführt. "Wir haben es so konzipiert, dass eine ruhige und vernünftige Atmosphäre entsteht."

Nach der Impfung verlässt der Patient das Behandlungszimmer nach hinten und kommt in einen langen Gang, der in den hinteren Teil der Halle führt. Über diesen Gang sind alle Praxen miteinander verbunden, durch die Wände aber voneinander getrennt. Über diesen Gang, der auch im Falle eines Notfalls ein schnelles Eingreifen des Notdienstes garantiert, wie Feuerwehr-Pressesprecher Markus Pulm verspricht, gelangt der Patient auf die letzte Station, die Beobachtungsstation.

Ähnlich wie im Informations- und Wartebereich warten hier die Patienten und werden nach der Impfung unter Einhaltung aller Hygieneregeln für 30 Minuten beobachtet. Danach führt wiederum ein langer Gang zum Ausgang, dabei wird darauf geachtet, dass bereits geimpfte und nicht geimpfte Personen keinen Kontakt haben.

Doch was, wenn ein Patient es sich anders überlegt und nicht geimpft werden möchte? "Je nachdem, wo das passiert, wird der Patient von Security-Personal nach draußen begleitet, ohne in Kontakt mit anderen zu kommen", beantwortet Messe Geschäftsführerin Britta Wirt.