Ein ka-news-Leser, der sich impfen lassen wollte, berichtet, dass er von verschiedenen Ärzten abgewiesen wurde. "Ich bekomme den Impfstoff nur in 10er Dosen. Sie müssen warten, bis sich noch neun andere Patienten impfen lassen" bekam er in einer Praxis zu hören. Ein anderer Arzt weigerte sich, die Impfung durchzuführen, weil er dafür nur fünf Euro pro Patient abrechnen könne. In einer Praxis wurde dem ka-news-Leser gesagt, zur Zeit habe der Arzt "keine Zeit", Impfungen durchzuführen. Der Leser hat auch Informationen, nach denen das Städtische Klinikum seine Mitarbeiter angeblich nicht impfen würde.
Liste impfender Ärzte bei KVBW
"Die Ärzte sind nicht verpflichtet, Impfungen durchzuführen", sagte auf ka-news-Nachfrage Dina Stahn, Sprecherin der Kassenärzlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW). Dies bestätigt auch Marion Deiß, Pressesprecherin des Ministeriums für Arbeit und Soziales (MfAS) in Stuttgart. Sowohl die KVBW als auch das Gesundheitsamt verfügten über Listen der Ärzte, die impfen würden. Interessierte sollten im Zweifelsfall dort anrufen und nach "impfwilligen" Ärzten fragen. Es sei wahr, dass die Ärzte pro Impfung nur Fünf Euro abrechnen könnten, sagt Stahn. Aus einer Information des MfAS geht hervor, dass ein Fläschchen Impfstoff zehn Einzeldosen enthält. Der angebrochene Impfstoff muss innerhalb von 24 Stunden verwendet werden.
Weniger Impfstoff als erwartet
Daiß erklärt, dass bisher weitaus weniger Impfstoff vom Hersteller geliefert wurde als erwartet. Von den bundesweit bestellten 50 Millionen entfalle ein Anteil von 6,35 Millionen Dosen auf Baden-Württemberg. In der 44. Kalenderwoche (KW) seien 204.000 Dosen und in der 45. KW 112.000 Dosen geliefert worden. Für die 46. KW seien 200.000 Dosen eingeplant. Der Impfstoff würde über das ganze Land gleichmässig verteilt. Im Durchschnitt verfüge derzeit jede fünfte Apotheke in Baden Württemberg über Impfstoff. Vorrangig sollten chronisch Kranke, Beschäftigte des Gesundheitswesens, sowie Polizei und Feuerwehr geimpft werden.
Städtisches Klinikum impft Mitarbeiter
Willy Vollmar, Betriebsratsvorsitzender im Städtischen Klinikum Karlsruhe, sagte im Gespräch mit ka-news, dass die Beschäftigten des Klinikums noch in dieser Woche in einem Schreiben über die Situation informiert würden. Mitarbeiter aus gefährdeten Bereichen würde geraten, sich impfen zu lassen. Ab der kommenden Woche würde das Klinikum seinen Mitarbeitern Impfungen anbieten. In einer Stichprobe erfuhr ka-news von der Gemeinschaftspraxis Beinert-Keil-Interthal in Pfinztal, dass sie plant, Impfungen durchzuführen. Das Serum sei bestellt, derzeit aber nicht lieferbar. Die Patienten würden individuell über den persönlichen Nutzen und die Risiken der Impfung informiert. Um den angebrochenen Impfstoff vor Verfall aufzubrauchen, würde die Praxis pragmatisch vorgehen und Impftage durchführen.
Bis zu 30.000 Todesfälle bei saisonaler Grippe
Der neue Virus ist erstmals im April 2009 aufgetreten. Die Besonderheit ist, dass er sich sowohl im Vogel, als auch im Schwein und im Menschen ausbreiten kann. Die Gefährlichkeit liegt laut Ständiger Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) darin, dass "er innerhalb kurzer Zeit bereits auf allen Kontinenten aufgetreten ist und derzeit praktisch keine nennenswerte schützende Immunität in der menschlichen Population besteht.." Laut STIKO ist der bisherige Verlauf der neuen Grippe bisher weniger schwer als der früherer Grippeepidemien. Die STIKO schreibt in einem Merkblatt für Ärzte vom 19.10.2009, dass saisonale Grippewellen durchschnittlich zu 8.000 bis 11.000 zusätzliche Todesfälle jährlich führen. Bei starken Grippewellen wie beispielsweise 1995/1996 könne die Zahl der Todesfälle aber auch bis zu 30.
000 erreichen. Die Anzahl schwerer und tödlicher Erkrankungen könne aber auch bei dem neuen Virustyp im Laufe der Zeit zunehmen.
Für Schwangere Wirkstoff ohne Verstärker
Aus dem Aufklärungsbogen für Patienten geht hervor, dass die Impfung "allgemein gut verträglich" sei. Durch den Einsatz eines Wirkverstärkers könne es jedoch im Vergleich zur herkömmlichen Grippeimpfung häufiger zu Rötungen und schmerzhaften Schwellungen an der Einstichstelle sowie Kopfschmerzen, Müdigkeit sowie Gelenk und Muskelschmerzen kommen. Angegeben werden auch verstärktes Schwitzen, Schüttelfrost oder grippeähnliche Symptome. Für Kinder und Schwangere lägen derzeit nur "wenige oder keine Daten aus klinischen Studien" vor. Die STIK empfiehlt daher, Schwangere mit einem Impfstoff ohne Wirkverstärker zu impfen.
Weitere Informationen geben das RKI und das Paul-Ehrlich-Institut auf ihrer Internetseite.