Brandbomben verwandelten die Stadtmitte in ein Flammenmeer
Die Leuchtfeuer, die von den Flugzeugen der Alliierten abgeworfen wurden, um den Bombern ihr Ziel zu zeigen, wurden vom Wind in die Wohngebiete getrieben. Viele Bomben trafen deshalb nicht die Munitionsfabrik, sondern die Wohngebiete. "Nur wenige Sprengbomben wurden hier abgeworfen, es waren größtenteils Brandbomben", erinnert sich Horst Pampel, der Vorsitzende des Bürgervereins Stadtmitte. "Der Stadtteil brannte fast komplett aus."
 | Das "Glanzstück" der Stadtmitte: der Ludwigsplatz (Foto: ka-news) |
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Heute ist von jenen Bombennächten nichts mehr zu sehen in der Innenstadt. Wussten Sie eigentlich, dass das, was wir landläufig als die Karlsruher Innenstadt bezeichnen, nicht dasselbe ist, wie die Karlsruher "Stadtmitte"? Die Innenstadt setzt sich aus zwei getrennten Stadtteilen zusammen: aus der Altstadt (Innenstadt-Ost) sowie aus der Stadtmitte (Innenstadt-West). Diese reicht vom Marktplatz bis zum Mühlburger Tor beziehungsweise bis zur Reinhold-Frank-Straße. Im Norden begrenzt die Moltkestraße, im Süden die Kriegstraße das Gebiet der Stadtmitte.
"Wir haben praktisch alles hier"
 | "In die Waldstraße haben sich viele gute Geschäfte retten können" (Foto: ka-news) |
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Seinen rund 8.000 Einwohnern kann der Stadtteil einiges bieten. "Wir haben praktisch alles hier", fasst Pampel die Vorteile der Stadtmitte zusammen. So sei beispielsweise für kulturell Interessierte bestens gesorgt: Museen, die Kunsthalle, Kinos und das Schloss sowie der Botanische Garten werten den Stadtteil auf. Spielplätze, die Nähe zum Hardtwald und zum KSC und die gute Nachbarschaft seien weitere Pluspunkte. "Viele sind per du hier", erzählt Pampel. Zudem ist in der Stadtmitte immer viel los: Die zahlreichen Veranstaltungen auf dem Marktplatz, der Stadtgeburtstag und die vielen schönen Kneipen und Restaurants sorgen dafür, dass es den Stadtmittlern nicht langweilig wird.
 | Der neu gestaltete Stefanplatz hinter der Postgalerie (Foto: ka-news) |
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Doch das Leben in der Stadtmitte hat auch seine Schattenseiten: "Wenn man draußen Wäsche aufhängt, muss man immer erst die Wäscheleine abwischen, sonst hat man nachher einen schwarzen Strich auf der Wäsche", berichtet der Vorsitzende Pampel. 55.000 Fahrzeuge in der Kriegstraße sowie 30.000 auf der Reinhold-Frank-Straße sorgen für viel schlechte Luft. Da in Karlsruhe meist Süd-West-Wind vorherrscht, wird der ganze Dreck ins Wohngebiet hinein geblasen.
Vom Norden in den Süden - nur über Umwege
Für Autofahrer im Stadtteil indes ist die Lage auch nicht rosig. Als größtes Problem bezeichnet Pampel die Nord-Süd-Trennung durch die Kriegstraße. Wer etwa vom südlichen Teil in den nördlichen Teil der Hirschstraße will, muss einen großen Umweg über den Karlstorplatz machen. Deshalb wünscht sich der Bürgerverein eine Süd-Nord-Verbindung über die Kriegstraße hinweg. Die wird jedoch auch mit der U-Strab und der Untertunnelung der Kriegstraße nicht kommen: "Der Tunnel wird beim Karlstor enden, für unser Wohngebiet weiter westlich bringt das gar nichts", so Pampel.
 | Horst Pampel, erster Vorsitzender des Bürgervereins Stadtmitte (Foto: ka-news) |
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Nicht zuletzt aufgrund dieser Schattenseiten sind in den letzten zehn Jahren rund 20 Prozent der Bevölkerung abgewandert. Viele junge Familien ziehen in die Randgebiete von Karlsruhe. Dabei lasse es sich auch für junge Leute gut leben in der Stadtmitte, meint Pampel. Die hervorragende S-Bahnverbindung und die gute Einkaufssituation für mobile Menschen sind für alle attraktiv. "Vor allem in die Waldstraße haben sich viele gute Geschäfte retten können", berichtet Pampel. Zum Teil auch Geschäfte, die in der "überzentralisierten Kaiserstraße" (Pampel) weichen mussten. Als vorrangige Ziele für die zukünftige Arbeit des Bürgervereins nannte der Vorsitzende die Sanierung der Hinterhöfe sowie die Beseitigung des sozialen Brennpunktes an der Leopoldschule. Trotz allem: Wenn Pampel von einer seiner vielen Fernreisen zurückkommt, freut er sich immer: auf Karlsruhe und auf seinen Stadtteil.
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