Nachdem bei den vergangenen Foren die Ergebnisse der Bestandsaufnahme beraten und die Handlungsziele erarbeitet worden waren, ging es nun darum, die von der Rodgauer Ingenieurgesellschaft Habermehl + Follmann entwickelten drei Szenarien genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dem Szenario Eins, bei dem mit einem offensiven Ausbau des Straßenverkehrsnetzes und nur einer neuen und einer verlängerten Straßenbahnlinie ein weitestgehend störungsfreier Verkehrsablauf des motorisierten Verkehrs und des ÖPNV Priorität hätte, fand dabei am wenigsten Anklang. Positive Ansätze konnten dabei lediglich Vertreter aus der Region und der Verkehrsverbände erkennen.
"Der Stau wird von Innen nach Außen gestellt", stellten die Gutachter Dr. Thomas Novotny und Dr. Volker Blees als ein Kernelement des Szenario drei vor, bei dem besonderes Augemerk auf die Umweltqualität gerichtet wurde. Vorgesehen ist dabei grundsätzlich Tempo 30, der Rückbau aller mehrstreifigen Straßen mit Ausnahme der Südtangente, weniger Parkierungsflächen in der Innenstadt sowie gezielte Verengungen an den Stadteinfahrten. "Der erschwerte Zu- und Abfluss des Verkehrs geht auch zu Lasten der Stadtbevölkerung", gab die Gruppe der Arbeitgeber zu bedenken, während die Wirtschaft negative Auswirkungen für die Attraktivität der Stadt als Handels- und Wirtschaftsstandort ins Feld führt. "Noch nicht weit genug" geht dagegen der Vorschlag den Umweltschutzverbänden.
Während sie die erwartete stärkere Belastung der Wohnquartiere durch Schleichverkehr als zu hoch bewertet sehen, befürchteten andere Gruppen wiederum ein dadurch erhöhtes Sicherheitsrisiko.
"Das haben wir so erwartet", zeigte sich der Leiter des Stadtplanungsamtes, Dr. Harald Ringler, keineswegs verwundert, dass quer durch die vertretenen Gruppierungen das Szenario zwei am meisten Anklang fand. Bei dieser Berechnung wird für den motorisierten Verkehr ein moderater Netzausbau zugrunde gelegt, mit einer Entlastung der Quartierdurchfahrten, einem Rückbau ausgewählter Hauptverkehrsstraßen sowie abschnittsweisen Tempo 30-Zonen bei den Hauptverkehrsadern. Die Stadtbahnlinien würden stark ausgebaut und in den nördlichen und südlichen Stadtteilen würden Buslinien hinzukommen.
Für die Radfahrer ist ein Ausbau über das derzeitige 20-Punkte-Programm hinaus eingerechnet, dem Fahrzeugverkehr werden Flächen genommen, die dem Fuß- und Radverkehr zugute kommen würden. "Kein Szenario ist in Reinform zu verwirklichen, das ist bei den Ergebnissen deutlich geworden. Wir können einiges mitnehmen", waren die Gutachter mit dem Verlauf des Forums zufrieden, zumal sie auch aus der Diskussion einige Aspekte für ihre Arbeit aufnehmen konnten.
So vermissten mehrere Institutionen Aussagen dazu, wie der demographische Wandel der Bevölkerung in den Planungen zu berücksichtigen ist und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um bei der Bevölkerung das Umweltbewusstsein bei der Wahl der Verkehrsmittel zu fördern. Zudem müsse das Verkehrssystem auch bei unerwarteten Entwicklungen funktionieren.
"In Zusammenarbeit mit Habermann + Follmann wird das Stadtplanungsamt nun die Ausrichtung für ein gemeinsames Handlungskonzept erarbeiten, das dann im Planungsausschuss beraten wird", stellte Bürgermeister Obert die weiteren Verfahrensschritte vor. "Im nächsten Forum werden wir dann über konkrete Maßnahmen diskutieren können", geht Obert von einem Gemeinderatsbeschluss über den Verkehrsentwicklungsplan bis zum Ende 2012 aus.