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Karlsruhe: "Ich hau Dir auf die Fresse": Streitschlichter gegen Mobbing und Gewalt

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"Ich hau Dir auf die Fresse": Streitschlichter gegen Mobbing und Gewalt

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    "Ich hau Dir auf die Fresse": Streitschlichter gegen Mobbing und Gewalt
    "Ich hau Dir auf die Fresse": Streitschlichter gegen Mobbing und Gewalt

    Vivienne Heidemann ist seit drei Jahren als Streitschlichterin an der Waldorfschule im Einsatz und gehört zu den Schüler-Mediatoren der ersten Stunde. Bei einem Streit, in dem sie selbst Mobbing-Opfer wurde, bat Vivienne die Musiklehrerin Angelika Ludwig-Huber um Hilfe. Die Pädagogin ist selbst Mediatorin und kümmert sich seit sechs Jahren um Streitigkeiten zwischen Lehrern und Eltern.

    Im Anschluss an die erfolgreiche Beilegung der Auseinandersetzung wollten sich die Schüler selbst zu Streitschlichtern ausbilden lassen. Sie wünschten sich, selbst in der Lage zu sein, Konflikte zu lösen und gleichzeitig anderen bei Streitigkeiten zur Seite zu stehen.

    Das Streitschlichter-Konzept ist auch unter dem Begriff "Peer-Mediation" bekannt. Es funktioniert nach dem Prinzip der "peer group", eine Gruppe von Gleichaltrigen oder Gleichgestellten, in der die Bewältigung einer Streitsituation besser vonstatten gehen kann. Menschen gleichen Alters kommen unkomplizierter miteinander ins Gespräch und öffnen sich einander gegenüber leichter als gegenüber Lehrern oder anderen Vorgesetzten.

    Frage nach der Schuld stellt sich nicht

    Die Schüler-Mediatoren kommen bei normalen Konflikten, wie beispielsweise dem Streit der Fünft- und Sechstklässler um die Tischtennisplatte, vor allem jedoch bei Fällen von Mobbing zum Einsatz.

    Die Aufgabe der Streitschlichter besteht nicht darin, die Lösung des Problems zu liefern, sondern den Streitenden dabei zu helfen, durch Gespräche und gezieltes Fragenstellen Konflikte selbst beizulegen. Die Mediatoren, die immer zu zweit arbeiten, bleiben allparteiisch. Das bedeutet, dass sie versuchen, beide Seiten zu verstehen, ohne für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen.

    Die Frage nach der Schuld stellt sich dabei nicht. Im Bewältigungsprozess dürfe es keine Verlierer geben, und am Ende müsse sich eine "Win-Win-Situation" ergeben, erklärt Angelika Ludwig-Huber, die für die Ausbildung der Streitschlichter verantwortlich ist.

    Streiteskalation mit Polizeieinsatz

    Als Ziel nennt sie den verbesserten Umgang der Streitenden miteinander, indem diese in Gesprächen die Bedürfnisse und Wünsche des jeweiligen Opponenten kennenlernen: "Wenn man jemanden kennt, schlägt man sich nicht mehr."

    Mittlerweile arbeiten die Waldorf-Schüler mit anderen Schulen in der Waldstadt zusammen. Der Bedarf an Streitschlichtung war im Stadtteil entstanden, als es zu einer Eskalation des Streits zwischen Schülern der Waldorfschule und der Ernst-Reuter-Schule kam, der mit einem Polizeieinsatz beendet werden musste.

    Möglichkeit zur Verhinderung von Amokläufen

    Nach dem Prinzip "Miteinander reden, miteinander kommunizieren, zuhören" lassen sich derzeit auch Schüler der Eichendorffschule und des Otto-Hahn-Gymnasiums von Vivienne und ihren Mitstreitern zu Streitschlichtern ausbilden.

    Gleichzeitig ist Angelika Ludwig-Huber regelmäßig im ganzen Bundesgebiet unterwegs, um Schulen das Konzept der Peer-Mediation zur Konfliktbewältigung schmackhaft zu machen. Sogar Amokläufe an Bildungseinrichtungen ließen sich durch einen aufmerksameren Umgang der Schüler und Lehrer miteinander vermeiden, ist sich die Pädagogin sicher.

    Mehr zum Thema Streitschlichter und Mobbing: www.interesse-ev.de

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