Die Accor-Gruppe verfügt in jeder Kategorie über eine eigene Kette. Bislang war sie in Karlsruhe bereits mit dem Vier-Sterne-Hotel Novotel und dem Ein-Sterne-Hotel Etap in Durlach vertreten. Die strenge Abgrenzung der Ketten führt mitunter zur Problemen, besonders dann, wenn ein Hotel nicht der Kategorie entspricht, zu der es eigentlich gehören soll.
"Die Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) vergibt die Sterne. Wir sind hier aber in einer besonderen Lage. Es ist das erste Ibis-Hotel in Deutschland in einem denkmalgeschützten Gebäude. Das Haus ist höher, schöner, größer und einladender als normal. Es ist eigentlich kein Zwei-Sterne-Hotel, sondern verdient eher drei Sterne", so Hoteldirektor Martin Ströbel. Der Dehoga müsse man dann wohl sagen: "Danke, aber wir dürfen nur zwei Sterne haben." Letztlich rechne er mit einer Einstufung als "Zwei-Sterne-Superior".
Erinnerungen an die Vergangenheit
Bisher sei das Hotel mit den 139 Zimmern auf zwei Stockwerken sehr gut angelaufen. "Heute haben wir eine Auslastung von 95 Prozent." Aus Erfahrung könne Ströbel, der zuletzt das Ibis-Hotel in Frankfurt leitete, sagen, dass am Wochenende verstärkt Individualreisende kämen. Unter der Woche sei das Verhältnis Individualreisender zu Geschäftsreisenden dagegen eins zu vier. Bis zu zwei Tagungsräume mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 120 Personen stehen Unternehmen zur Verfügung. In Erinnerung an die alte Funktion des Gebäudes als Bahnpostamt 1 wurde der Haupttagungsraum "Postamt 2" getauft.
Das Gebäude war um die Wende zum 20. Jahrhundert erbaut worden und diente der Post zum Verladen von Postsendungen in Eisenbahnwagen. Als Reminiszenz an vergangene Tage wurden die ursprünglichen Holz-Tore an der ehemaligen Verladerampe im Inneren wieder eingesetzt. Instand gesetzt und witterungsgeschützt zeigen sie sich den Gästen in der ursprünglichen Farbgebung. Ebenso wurde mit den originalen Kastenfenstern verfahren. Diese hat man von ihrem bisherigen, zur Bahn gerichteten und damit nahezu geheimen Standort in die Tagungsräume versetzt.
Zentralität ausschlaggebend
"Vier Tagungen hatten wir in der ersten Woche", freut sich Ströbel über die gute Annahme des Angebots. Der zweite der beiden Tagungsräume, mit Platz für 70 Teilnehmer, sei aber bisher nicht benötigt worden. "Das ändert sich aber am 3. und 4. November." Wie bereits berichtet, setzt das Hotel im ehemaligen Bahnpostgebäude dabei auf ein Flatrate-Konzept. Für den Tagungsraum zahle man einen Fixbetrag pro Stunde, unabhängig von der Zahl der Teilnehmer. Daneben biete das Hotel ein Restaurant und WLAN in allen Zimmern.
Für die Wahl des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes sei die Lage ausschlaggebend gewesen. "Die Zentralität ist ein Markenzeichen unserer Kette. Es gibt in der Regel aber selten freie Bauflächen in Innenstädten, also muss man nach Alternativen suchen. Dabei stieß man auf diese Lösung", so Ströbel. Trotz allgemein sinkender Auslastung, blickt man bei Accor optimistisch in die Zukunft: "Der Trend, auf Geschäftsreisen Economy-Hotels zu buchen, setzt sich fort", gibt sich Michael Mücke, Geschäftsführer der Accor Hotellerie Deutschland sicher.