Horst Pusch flattert am 22.4.1951 im mittelfränkischen Marktbergel auf die Welt und lebt seit dem siebten Lebensjahr in der Fächerstadt. Im Anschluss an die Schulausbildung in Karlsruhe-Knielingen beginnt er eine Ausbildung zum "Fernmeldehandwerker" und arbeitet beim Fernmeldeamt in Karlsruhe. Der Betriebstechniker ist im Außendienst tätig. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Seine Dracheneuphorie überträgt sich gleich auf den Zuhörer, und der gleitet mit Horst Pusch in die Welt des Papierdrachens hinab: Anders als in Europa hat der Drachen in Asien eine 2.500-jährige Tradition; Drachenbauer war in Japan lange ein angesehener Beruf.
Dort gibt es Turniere, bei denen Kampfdrachen - eine schwanzlose, rautenförmige Kombination aus Flach- und Bogendrachen - gegeneinander kämpfen: "Die Schnüre sind mit Glaspulver beklebt und man versucht damit, die gegnerische Leine abzuschneiden, damit er zum Absturz kommt. Wäre der Drachenkampf olympisch, hätten wir Europäer nicht den Hauch einer Chance", ist sich der Drachenkenner sicher.
Für Pusch vereint das das Drachenbauen Kunst und Handwerk: Die Drachen(-segel) werden zum Teil sehr kunstvoll bemalt oder meisterhaft appliziert; die Ausführung erfordert vor allem handwerkliches Geschick, schließlich muss das Gestänge eines Drachens exakt passen, damit das Segel keine Falten zieht.
Seine Lieblingsdrachen sind der "Sanjo Rokkaku", den er von einem japanischen Drachenbauer geschenkt bekam, und der 1996 selbstgebaute "Mezger-Roloplan": Beim ersten Typus handelt es sich um ein auf der Spitze fliegendes Sechseck mit zwei gebogenen Spreizen zur Stabilisierung. Der "Sanjo Rokkaku" ist in klassisch japanischer Bauweise mit Bambusgestänge und Washi-Papier angefertigt, mit dem Bild eines Samurai bemalt und 72 mal 57 Zentimeter groß. Der "Mezger" beruht auf einem Entwurf des Stuttgarter Drachenbauers Erwin Mezger, besteht aus Spinnaker-Tuch und Kohlefasergestänge, hat Ober- und Untersegel und überdimensionale Maße: 203 mal 156 Zentimeter misst das Ungetüm.
Wie hoch der Zeitaufwand ist, um einen Drachen zu bauen, hängt natürlich von dem Typus ab: Horst Pusch stellt aus einem DIN A4-Blatt einen Papierfaltdrachen in wenigen Minuten her. Für einen klassischen Drachen mit Bambusgestänge muss man mehr Geduld mitbringen, bis das Bambusgestänge zurechtgeschnitten, die Form festgelegt, die Schablonen angefertigt und das Drachensegel genäht ist. Ein Drachenfreund von Horst Pusch hat für einen "Sanjo-Rokkaku" mit dem Bild eines Samurai nur für die Nähzeit etwa 80 Stunden angegeben. Der aufwändigste Drachen von Horst Pusch ist ein "Cassagne-Rad", ein ringähnlicher Kastendrachen aus 64 dreieckigen und vier quadratischen Segelteilen, 64 Verbindungsstücken und 128 Kohlefaserrohren - für den erstmaligen Aufbau benötigte Pusch etwa sechs Stunden.
Einen Drachenverein gibt's in Karlsruhe nicht. Pusch empfiehlt Interessierten, sich ein Drachenbuch mit Bauanleitung aus der Bibilothek zu besorgen. Gerne hilft er auch selbst weiter: Kontaktieren kann man ihn über das "Infaction", ein Kinder- und Jugendladen in Rheinstetten. Dort bietet er Drachenbau im Rahmen des Sommerferienprogramms an. Man trifft den sympathischen Drachenexperten im Sommer auch auf der Drachenwiese in Neureut-Heide. Ein paar Tipps hat er aber doch noch auf den Weg gegeben:
Wenn Drachen Saltos schlagen (sollen), handelt es sich meist um Lenkdrachen, bei denen sich die Steuerleinen immer wieder kreuzen. Bei Zweileinern hat man eine Leine in jeder Hand: Mit der linken Hand steuert man den Drachen, mit der rechten kann man die Größe des Saltos beeinflussen. Eine gute Übung ist es, die liegende Acht zu fliegen.
Lenkdrachen sollten nicht zu lange Leinen haben, die Lenkfähigkeit leidet sonst. Am besten fliegen die Drachen in Höhen von mehr als 40 bis 50 Metern, da dort der Wind gleichmäßiger ist, und auf größeren, freien Flächen, wo sich dem Wind keine Hindernisse wie Bäume oder Häuser in den Weg stellen.
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Zuverlässig, humorvoll, treu.
Was ist Ihre größte Stärke?
Geduld.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Ich bin oft zerstreut.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Früher wollte ich Förster werden. Nein. Ich wollte eigentlich Fernsehmechaniker werden; dann bin ich aber Fernmeldehandwerker (heute: Betriebstechniker) geworden.
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Mit meiner Frau zusammen gesund bleiben und vielleicht noch ein paar Enkel kriegen. Ein internationales Drachenfest in Karlsruhe organisieren.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Wenn ich auf der faulen Haut liege, wird sie brummig!
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Auf meinen Kombi (wegen der Drachen, in das Auto passt viel rein).
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Alle Manager, die meinen, dass man mit Stellenabbau etwas erreichen kann!
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Menschen, die sich unentgeltlich für andere einsetzen und dabei zurückhaltend, bescheiden sind, sich nicht in den Vordergrund drängen.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Musik: Der Blues-Musiker John Mayall. Film: Der Planet der Affen.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Den Krimi "Auf falscher Fährte" von Henning Mankell.
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Als Vogel!
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Wenn ich wüsste, dass man dabei das Gehirn der Person verändern könnte, dann Paris Hilton. Ich würde mit ihr tauschen wollen, um sie positiv zu beeinflussen.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Dass Karlsruhe eine Stadt im Grünen und zudem nicht so groß, überschaubar ist und dass man überall mit der Straßenbahn hinkommt. Schön ist auch, dass die Fahrradwege ausgebaut wurden.
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Ich würde sämtliche Bahnen unterirdisch führen. Das haben sie verschwitzt.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
In Karlsruhe: Forstmann und Erfinder Karl Freiherr von Drais, Ingenieur Johann Gottfried Tulla, Architekt und Baumeister Friedrich Weinbrenner sowie der Leiter des Badischen Landesmuseums Professor Dr. Harald Siebenmorgen. Deutschland: Ex-Bundeskanzler Willy Brandt.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Einwanderungsgründe sind die Freunde, Bekannte und Verwandte. Davon abhalten nach Deutschland einzuwandern würde mich der Bürokratismus beziehungsweise der Verwaltungsapparat. Auf Deustchland passt das Sprichwort: "Von der Liege bis zur Bahre Formulare, Formulare."
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Umweltschützer wie zum Beispiel Greenpeace. Auf die sollte man hören!
Wie und wo möchten Sie sterben?
Schmerzlos, nicht siechend. Ich möchte niemandem zur Last fallen.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Weder noch! Ich glaube nicht daran. Ich bin Realist.