Die Nachtwächter und Türmer haben eine lange und ehrenvolle Verhangenheit. Es gibt sie, seit sich Menschen vor Angriff und Gefahr schützen müssen. Sie sicherten die innere Ordnung der Städte und Gemeinden. Aufzeichnungen hierzu gibt es seit dem 13.Jahrhundert. Bis zum Jahr 1900 gab es "Hofwächter" noch auf vielen Türmen. Sie warnten vor heran nahenden Feinden, oder alarmierten bei Feuer durch Glockenläuten. Auch bei erfreulicheren Anlässen waren sie von Bedeutung. Bei Veranstaltungen spielten sie Musik, sie gaben ihre Kunst auch an andere weiter. Das stündliche "Blasen" vom Turm war obligatorisch. Mit dem technischen Fortschritt wurde das "Stundenblasen" überflüssig, Turmuhren ersetzten die Türmer. Trotzdem blieb die Tradition in Städten wie Hamburg, Münster und Krakau erhalten.
Die Nachtwächter waren auf dem Boden für Ordnung und Sicherheit verantwortlich. Meist von 22 bis 5 Uhr machten sie ihre Rundgänge durch die Orte. Dabei hatten sie auf Diebe und Feuer zu achten. Auch kontrollierten sie Gasthäuser und Tore. Das Licht auf den Straßen hatte man damals auch den Wächtern der späten Stunde zu verdanken. Besonderes Merkmal ihrer Arbeit waren die Gesänge. Zu gewissen Zeiten verfasste der Nachtwächter eigene Verse, mit denen er ungestraft der Obrigkeit seine oder des Volkes Meinung mitteilte.Zu Beginn des 20.Jahrhunderts war die Zeit der Nachtwächter vorbei, Schutzmänner und Polizei übernahmen ihre Aufgaben.
Brauchtum lebte im 20. Jahrhundert wieder auf
In den fünfziger Jahren begannen viel Orte, das Brauchtum und die Tradition des Berufsstandes wieder aufleben zu lassen. Den immer zahlreicher werdenden Gästen der Gemeinden sollte ein Teil der vergangenen Romantik erhalten bleiben. So wurde dann 1987 im dänischen Ebeltoft die "Europäische Nachtwächter- und Türmerzunft" gegründet. Das jährliche Treffen findet diesmal in Hildesheim statt. Und das passt besonders, denn die "Bürgerwehr Heydolfesheim" feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Doppelter Grund also zur Freude für "Nachtwächter" Erich Bannholzer. Er war in den vergangenen Jahren quer durch Europa gereist und auch über dessen Grenzen hinaus.
Am kommenden Donnertag, 9.Mai, kann er nun mit seinen Kameraden die Zünftler in Heidelsheim willkommen heißen. Abends werden die Nachtwächter und Türmer gegen 18 Uhr von Schirmherr Oberbürgermeister Bernd Doll auf dem Marktplatz empfangen. Ab 20 Uhr singen die Nachtwächter in verschiedenen Teilen der historischen "Heydolfesheimer" Altstadt. Die Türmer werden vom Katzenturm und vom Stadttor herunter ihre Instrumente blasen.
Am Freitag steht dann der Besuch des Weltkulturerbes, Kloster Maulbronn, auf dem Programm. Ab Nachmittag treten die Nachtwächter auf dem Marktplatz in Bretten auf. Abends singen und blasen die Zünftler wieder in den Stadteilen und der Umgebung von Bruchsal. Samstagmittag ist das Bruchsaler Schloss der Mittelpunkt des Geschehens. Später folgt ein historischer Umzug in Heidelsheim. Etwa 10.000 Besucher werden bei den Festivitäten erwartet. Das Nachtwächter- und Türmertreffen endet am 12. Mai mit einem ökumenischen Abschlussgottesdienst.