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Karlsruhe: Historiker erhält Zuspruch

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Historiker erhält Zuspruch

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    Bei vielen gelten akademische Kreise als illustre und vor allem unantastbare Zirkel mit ungeschriebenen Regeln. Man mag es gar nicht immer glauben, was da aus Universitäten gelegentlich in die Öffentlichkeit getragen wird. Im Mittelpunkt des ka-news-Berichtes vom vergangenen Freitag: Peter Steinbach, 2001 berufener Institutsleiter am Institut für Geschichte der Universität Karlsruhe. Steinbach hatte zuletzt mit seiner Kritik am neuen Stauffenberg-Film selbst von sich reden gemacht. Vergangene Woche, just am Vortag des Jahrestages zum Hitlerattentat vom 20. Juli, begannen in Brandenburg die Dreharbeiten des neuen Hollywood-Melodrams.

    Referieren Kritiker allein "Gerüchte und Beschuldigungen"?

    Umstritten, sagen Kritiker: Peter Steinbach, Historiker an der Uni Karlsruhe (Foto: pr)

    Was die Vorgänge in Karlsruhe angeht, bei dem zunächst vor allem "die Kritiker Steinbachs" das Feld beherrschten, meldet sich jetzt der Geschäftsführer des im Rahmen der Fusionsbemühungen von Universität und Forschungszentrum neu gegründeten "House of Competence" an der Universität Karlsruhe zu Wort. Der Historiker und Literaturwissenschaftler Michael Stolle sieht die Arbeit von Peter Steinbach diskreditiert, spricht gar von "Kampagnenjournalismus". Für die in öffentlichen Presseberichten, auch etwa in ka-news, wieder gegebene Kritik würden allein "Gerüchte und Beschuldigungen referiert", ohne diese "ernsthaft zu prüfen".

    "Peter Steinbachs erfolgreiche Arbeit am Karlsruher Institut für Geschichte in dieser Weise darzustellen, ist ungerecht und ungerechtfertigt", so Stolle, der selbst früher als Kulturjournalist tätig war, und von 2002 bis zum Jahresbeginn 2007 als Assistent am Institut für Geschichte wirkte. Seit Monaten schon brodele es heftig hinter den Kulissen des Instituts für Geschichte an der Uni Karlsruhe, einem von sechs Kleinst-Instituten an der Fakultät für Geisteswissenschaften, hatte ka-news am vergangenen Freitag berichtet. Von "bürgerkriegsähnlichen Zuständen" war da die Rede. Ende Juni wurde zudem bekannt, dass Steinbach - seit 2001 Leiter des Instituts - mitsamt der dort angegliederten Forschungsstelle Widerstand nach Mannheim wechsle.

    Haushaltsmittel ohne satzungsgemäßen Vorstandsbeschluss?

    An manchem Institut wurden schon Diadochen-Kämpfe ausgetragen (Foto: ka-news)

    Eine Studentin, die in Kürze ihre Masterarbeit im Fach Geschichte abschließen will, sieht die Frage ungeklärt, wer hier mit wem "rigoros" umgegangen sei, und verweist auf eine Diskussion in einem Internetforum der "FAZ", wo sich seit dem Wochenende zahlreiche ehemalige Studierende des Instituts zu Wort melden. Auch die "FAZ" hatte vergangenen Donnerstag über die Vorgänge in Karlsruhe berichtet. Der frühere Vorsitzende des Fördervereins der Forschungsstelle Widerstand, Manfred Koch, etwa berichtet davon, dass einst Mitglieder des Fördervereins über Haushaltsmittel des Fördervereins verfügt hätten, ohne einen satzungsgemäßen Vorstandsbeschluss herbeizuführen.

    Koch, bis vor Jahreswechsel noch hauptamtlich Mitarbeiter des Karlsruher Stadtarchivs - und dort bis vor etwa zwei Jahren am Institut für Stadtgeschichte tätig - verweist jetzt darauf, dass er den früheren Geschäftsführer der Forschungsstelle Widerstand, Rolf-Ulrich Kunze, auf die, so sein Ausdruck, "satzungsgemäßere Wahrnehmung der Aufgaben des Vorstandes des Fördervereins" hingewiesen habe. Als dieser das nicht habe akzeptieren wollen und ihm zudem ein Gespräch darüber verweigerte, habe er sein Amt als Vorsitzende des Fördervereins niedergelegt. Im Amt war Koch seinen eigenen Angaben zufolge von 2001 bis Juni 2006.

    Aber dort wo es menschelt, und das tat es ganz offensichtlich am Institut für Geschichte in den vergangenen Jahren auf ganz besondere Art und Weise, gelten bekanntlich urmenschliche Weisheiten. "Zu einem Streit gehören immer zwei Seiten," sagen Beobachter. Er kenne zwar Steinbach und das Institut nicht persönlich, meint der Teilnehmer eines Internetforums, und zieht für sich das Fazit: "Zerstrittene Verhältnisse am Historischen Seminar - und der C4-Direktor soll ganz allein das arme Opfer sein? Klingt nicht so wirklich wahrscheinlich." Steinbachs Wechsel setze "den Schlusspunkt unter den schon länger schwelenden Konflikt", hieß es vergangene Woche. Der in Baden-Baden wohnhafte Steinbach, ausgewiesener Fachmann für Neuere Geschichte, habe, so ließ er jüngst selbst verlauten, "keine Möglichkeit mehr gesehen, das Konzept einer modernen Geschichtswissenschaft zu betreiben". Gegenüber ka-news wollte sich der Historiker vergangene Woche nicht äußern.

    Warum hat die Universitätsleitung nicht frühzeitig eingegriffen?

    Den Stadthistoriker Manfred Koch stimmt es indes traurig, dass die Medien ohne weitere Nachfrage die Universitätsleitung zitieren, die im Weggang Steinbachs "eine Chance für eine Neuausrichtung der Geisteswissenschaften" sehe. Zu fragen wäre gewesen, so Koch, "warum die Universitätsleitung und auch die Fakultätsleitung nicht in der Lage waren, durch frühzeitiges Eingreifen in die Auseinandersetzungen diesen gewaltigen Imageschaden für die Eliteuniversität zu verhindern." Und da ist er sich wieder mit so manchem Forenteilnehmer einig. Man darf gespannt sein, und zumal auch hoffen, dass die Diadochen-Kämpfe mit dem Weggang Steinbachs nach Mannheim ihr Ende finden werden.

    [Anm.d.Red.: Die Begriffe Diadochen und Epigonen wurden in der Geschichtswissenschaft von Johann Gustav Droysen geprägt. Er bezeichnete als Diadochen nur diejenigen Heerführer, die unmittelbar nach Alexanders Tod um die Macht stritten, als Epigonen hingegen die nachfolgenden Generationen der hellenistischen Könige.]

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