"Mit Stolz blicke ich heute auf die erfolgreiche IT-Landesgeschichte der letzten fünf Jahrzehnte zurück", erklärte der Staatssekretär am Montag in Karlsruhe.
Über 2.000 Server werden von Karlsruhe aus überwacht
Beim automatisierten Einlesen der Daten, so Staatsekretär Rust, sei Baden-Württemberg bundesweit Vorreiter. Die anderen Bundesländer übernehmen schrittweise das System. Doch nicht schon immer verlief die Arbeit der Beamten elektronisch. Die Entwicklung der Steuer-IT in Baden-Württemberg begann 1962 mit Lochkarten. Hunderte Schreibkräfte saßen vorher noch in den Ämtern und schrieben Steuerbescheide, was das Zeug hält. "Rechenschieber, Papier und Tinte mussten reichen", sagte Rust. 1961 gab es dann den ersten maschinellen Steuerbescheid, ehe 1962 die erste EDV-Einheit für die Finanzverwaltung eingerichtet wurde. Das sei sozusagen die Geburtsstunde für das LZfD gewesen, betonte der Staatssekretär.
In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden die Daten mobil. Die Finanzämter im Land wurden vernetzt und schickten die Steuerdaten direkt an die Rechenzentren. Ende der 80er Jahre begann das Land, in den Finanzämtern Arbeitsplatzcomputer einzuführen. Die Bearbeiter konnten dadurch selbst Daten eingeben, abfragen und die Steuerberechnung online prüfen. Heute, 2012, läuft der ganze Betrieb über Netzwerke und Hochleistungsserver. Mit ungefähr 500 zentralen Servern, plus zusätzlich 1.500 virtuellen und 500 dezentralen Servern ist das LZfD ein leistungsstarkes Rechenzentrum.
LZfD verschickt jährlich über 35 Millionen Dokumente
Betrieben wird die heutige IT-Landschaft der Finanzverwaltung im Landeszentrum für Datenverarbeitung, führte Rust weiter aus. Dieses wurde 2005 als Landesbetrieb gegründet und erbringt auch IT-Leistungen für sonstige Behörden und Körperschaften öffentlichen Rechts. Organisatorisch eingebunden in die Oberfinfanzdirektion Karlsruhe ist es eines der beiden IT-Zentren der Landesverwaltung. Mit knapp 500 Mitarbeitern ist das LZfD an den Standorten Stuttgart, Karlsruhe und Freiburg tätig und ist in allen strategischen Geschäftsfeldern eines modernen IT-Dienstleisters aktiv.
Das Portfolio des LZfD reicht vom Betrieb der 20.000 PC-Arbeitsplätze in der Finanzverwaltung über ein elektronisches Archiv mit 800 Millionen archivierten Dokumenten bis hin zum Betrieb der Kassensysteme des Landes, mit denen ein jährlicher Zahlungsverkehr von über 514 Milliarden Euro abgewickelt wird. Das LZfD druckt und veschickt über das Versandzentrum jährlich für die Bürger 35 Millionen Dokumente, wie zum Beispiel Steuerbescheide, BAföG-Bescheide und Mahnbescheide für die Justiz. "Das sind 120 Millionen DIN A4 Seiten, 520 Tonnen Papier, aneinandergelegt eine Länge von 35.000 Kilometern", sagte Rust weiter.
Energieverbrauch soll gesenkt werden
Hinzu kommt das zentrale Monitoring für das Land Baden-Württemberg, das in Karlsruhe gesteuert wird. Vor einer Monitorwand, ähnlich eines Kontrollzentrums der Nasa, sitzen Mitarbeiter des LZfD. "Wenn es irgendwo in Baden-Württemberg in einem der Finanzämter eine Störung gibt, heißt es: Karlsruhe, wir haben ein Problem", so Rust. Noch bevor diese Fehler beim Anwender bermerkbar werden, bemühe man sich in Karlsruhe um eine Lösung. An der Monitoringwand können die Mitarbeiter live die Zustände der Server und Netzwerke überwachen und entsprechend handeln.
Für die Zukunft der Finanzverwaltung wünscht sich Rust eine vollständige Digitalisierung der Arbeit. "Wir sind schon weit gekommen, haben aber noch viel vor uns", betonte der Staatssekretär. Denn ohne EDV sei das Massengeschäft des LZfD in seiner Komplexität nicht mehr möglich, ergänzte die Präsidenten der Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Andrea Heck. Rust hofft zudem auf einen vorausgefüllten Steuerbescheid, um den Bürger weiter zu entlasten. Auch das Thema Energieeffizienz sei nicht nur aus Kostengründen ein wichtiger Punkt für die kommenden Jahre. Mit einem Energieverbrauch von 12.500 Kilowattstunden täglich - soviel Strom verbrauchen 35.000 Menschen - müsse man zudem handeln, um die Umwelt nicht zu sehr zu belasten.