Beiges Leder, rote Stickereien und Puffärmel aus Seide, verziert mit einem dunkelroten Armband aus Samenkapseln - solche opulenten und historischen Kleider lassen die Herzen von Graf, Schreiber und Harter regelmäßig höher schlagen. Auch wenn ganze 120 Arbeitsstunden dahinterstecken. Die drei freuen sich immer besonders auf die Händelfestspiele, denn da werden solche opulenten Kostüme en masse benötigt.
Die Bühnenwirkung muss stimmen
Wenn es darum geht, welche Kostüme ihnen gar nicht zusagen, beginnt das Grübeln. Nur Herrengewandmeister Harter fällt schließlich doch etwas ein: "Wir haben immer mal wieder Kostüme aus Lackleder oder schwarzem Kunstleder, die mir nicht so gefallen und auch nicht besonders angenehm zu tragen sind", meint er. "Aber auf der Bühne wirkt es dann doch wieder toll", ergänzt Tatjana Graf, die sich wie zwei weitere Gewandmeister am Staatstheater auf Damenkostüme spezialisiert hat.
Alles beginnt mit dem Treffen mit dem Kostümbildner, der die Entwürfe im Gepäck hat. Dann heißt es für die Gewandmeister Stoffe auswählen, Schnitte anfertigen, bei den Schauspielern, Sängern oder Tänzern Maß nehmen, den Stoff zuschneiden und schließlich Anproben durchführen. Wie viel kreativer Spielraum den Gewandmeistern bleibt, hänge vom Kostümbildner ab, denkt Schreiber. "Man sieht aber schon Unterschiede zwischen den Kostümen verschiedener Gewandmeister. Im Endeffekt bringt man sich also schon immer ein bisschen selbst mit ein", so Graf.
Sie war schon als Schülerin theaterbegeistert und hat bei Schultheaterstücken an den Kostümen mitgearbeitet. "Und Kostümlehre fand und finde ich ungemein spannend", meint Graf, deren Theaterbegeisterung seither kein bisschen verblasst zu sein scheint. Die Kostüme, an denen sie mitgearbeitet haben, sehen die Gewandmeister bei einer der Proben für die Aufführung im Einsatz. Graf reicht das noch nicht. "Ich sehe mir die Stücke auch gerne nochmal bei einer der regulären Aufführungen an, manchmal sogar mehrmals", erzählt sie begeistert.
Positives Feedback - "der Aufwand hat sich gelohnt"
Dann bekommt sie auch den Applaus des Publikums mit. Direkte Reaktionen auf ihre Kostüme bekommen die drei, wenn Theaterführungen stattfinden oder einzelne Kostüme ausgestellt werden. Das oben beschriebene Kleid wird zum Beispiel auf der diesjährigen "offerta" in der Karlsruher Messe zu sehen sein. Wie solche Reaktionen ausfallen? "Die meisten sagen etwas wie: 'Das ist ja toll'", freut sich Harter. Dann scheint sich der künstlerische Aufwand gelohnt zu haben und auch der organisatorische, denn die Gewandmeister arbeiten derzeit an den Kostümen für fünf Stücke parallel.
Alle drei sind überzeugt: So kann das gerne noch Jahre lang weitergehen. "Hier Gewandmeister zu sein, das ist schon ein Endziel, auf das man hingearbeitet hat", meint Graf. Das denkt auch Herrengewandmeisterin Schreiber: "Wenn man an einem Schauspielhaus Gewandmeister ist, will man vielleicht noch an ein 'Drei-Sparten-Haus', also mit Schauspiel, Oper und Ballett - aber da sind wir ja schon."