Sortieren, in einem der drei Sozialkaufhäuser abliefern und an einen neuen Schnäppchen-Liebhaber verkaufen - so das Prinzip der Second Hand-Läden der Diakonie Karlsruhe. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, hinter dem Konzept steckt mehr. Das merken wir schnell, als wir die zentrale Spendenannahme-Stelle der Diakonie betreten. Hier stapeln sich Säcke über Säcke voll gebrauchter Gegenstände.

Was kaputt ist, muss aussortiert werden
Bis zu zwei Tonnen Spenden kommen täglich in der Annahmestelle zusammen. Wir wundern uns, wie man da überhaupt den Überblick behalten kann. "Haushaltswaren, Möbel, Textilien, Spielsachen, CDs und Bücher, hier ist für jeden etwas dabei", erzählt uns Michaela Gagro, Leiterin der zentralen Spendenannahme, schmunzelnd.

Aber: Nicht jedes Teil findet in einem der drei Sozialkaufhäuser der Diakonie einen neuen Besitzer. Denn alles was nicht mehr intakt ist, wird aussortiert, der Reparaturaufwand wäre hier zu groß. "Wir können schließlich auch nicht alles, was kaputt ist, nähen oder irgendwelche Reißverschlüsse ersetzen", meint Gagro gegenüber ka-news.
"Déjà-vu" nach mehreren Jahren wieder geöffnet
Doch die Zahl der Spenden steigt weiter an - ebenso wie die Anzahl der Besucher, erzählt uns Luise Winter, Pressesprecherin der Diakonie Karlsruhe. Das "Kashka" laufe demnach besonders gut. "Täglich kommen etwas mehr als 100 Kunden ins Kashka", sagt Winter. "Am Besten verkaufen sich die Klamotten, weniger gut gehen die Bücher."

Neben dem "Kashka" und dem "Jacke wie Hose" gibt es seit Anfang April dieses Jahres mit dem "Déjà-vu" auch ein drittes Geschäft im Bunde der Sozialkaufhäuser des Diakonischen Werks Karlsruhe. Ursprünglich am Kronenplatz angesiedelt, musste das "Déjà-Vu" allerdings vor einigen Jahren aus Platzgründen ausziehen - und blieb seitdem geschlossen. Vor wenigen Wochen folgte dann die Neueröffnung in der Windeckstraße 7 im Karlsruher Stadtteil Bulach. Hier befindet sich auch die zentrale Spendenannahme.

In den drei Secondhandläden arbeiten insgesamt 30 Mitarbeiter. Das Besondere: Jedem dieser Menschen wurde durch die Anstellung aus einer Problemsituation geholfen. "Viele Leute, die anfangs für die Arbeitswelt eher ungeeignet scheinen, können hier anfangen in Teilzeit zu arbeiten und sich dann immer weiter hocharbeiten", erklärt Pressesprecherin Luise Winter uns das Konzept der sozialen Einrichtungen. So war es auch bei Michaela Gagro.
Bei der Diakonie bekommen viele eine zweite Chance
Die Leiterin der zentralen Spendenannahme hat hier selbst "ganz klein" angefangen, erzählt sie uns: "Ich habe 17 Jahre als Näherin gearbeitet. Als ich Kinder bekommen habe, konnte ich das natürlich erst einmal nicht mehr machen. Als meine Kinder etwas älter waren, habe ich mich wieder nach einen Job umgeschaut, meinem alten Beruf ähnlich ist."
Schließlich ist sie auf die Diakonie gestoßen: "Hier habe ich dann erst einmal ein wenig angefangen zu arbeiten und nun habe ich mich durch alle Abteilungen hindurch zur Leiterin hochgearbeitet!", erklärt Gagro uns stolz.
"Wir sind für alle Karlsruher da!"
Inzwischen sind wir an der letzten Station angekommen: Die Mitarbeiter sortieren hier kaputte Dinge aus und versehen das, was verkauft werden kann, mit einem Preis, arbeiten an der Kasse oder räumen das Angebot in die Regale ein.
"Hier bekommt alles seinen festen Preis, der auch für unsere beiden anderen Filialen gilt. Bei uns wird nicht verhandelt", sagt die Leiterin der Annahmestelle. Bedürftige Menschen mit wenig Einkommen erhalten aber zum Beispiel mit dem "Karlsruher Pass" zehn Prozent Rabatt auf ihren Einkauf.

"Unsere Secondhandläden sind aber nicht nur für Menschen mit kleinem Geldbeutel gedacht", so die Michaela Gagro im Gespräch mit ka-news. "Ohnehin geht der Trend ja immer weiter in Richtung Secondhand. Ob großer oder kleiner Geldbeutel - wir sind für alle Karlsruher da!", sagt sie abschließend.
Das Diakonische Werk ist eine soziale Organisation, die 1986 gegründet wurde. Sie ist Teil der "Liga der freien Wohlfahrtspflege" und unterstützt Menschen in Problemsituationen. Dieser Grundgedanke wurde bereits im Jahr 1882 aufgegriffen: Damals leisteten Karlsruher Christen im Rahmen der "Stadtmission" erste Pionierarbeit.
Der Begriff "Diakonie" steht für den "Dienst am Menschen im christlichen Rahmen" und weist darauf hin, dass die christlichen Werte in der Institution die Basis legen.
Die Diakonie betreut viele eigene soziale Projekte, wie zum Beispiel einen Hospiz-Dienst, Sozial- und Schwangerschaftsberatung, Prostitutionshilfe und die Arbeit mit Flüchtlingen, Behinderten und Kindern. Die Secondhandgeschäfte gehören zu den eher neueren Entwicklungen.
Die Diakonie finanziert sich zu einem Viertel durch öffentliche Zuschüsse und zu 23 Prozent durch Betreuungsleistungen, vor allem für Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Der Rest teilt sich in Kostenersätze, sonstige Erträge, Betriebszuweisungen und Spenden auf.
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