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Hertha und der KSC

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Hertha und der KSC

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    Bereits Wochen vor dem Gastspiel des KSC in Berlin konnte man in Internetforen Aufrufe von Hertha-Fans finden, die darum baten, den Karlsruhern Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, damit beide Fans im Anschluss an das Spiel noch gemeinsam feiern können. Schon vor Anpfiff war die Stimmung rießengroß. Lautstark hallte es "Hertha und der KSC" von den Rängen des Berliner Olympiastadions. Außerdem spielte die Stadionregie neben Hertha-Liedern auch KSC-Songs. Als der Stadionsprecher die Mannschaftsaufstellung der Gäste durchsagte, reagierten die Hertha-Fans nicht etwa wie üblich mit einem gellenden Pfeifkonzert, sondern riefen die Namen der KSC-Kicker mit. Das gleiche geschah auf der anderen Seite, als die Hertha-Spieler durchgegeben wurden. Im Anschluss daran zelebrierten Hertha-Fans eine "Hertha-KSC-Choreographie" in der Ostkurve des Olympiastadions.

    Weit über 1.000 Fußballfans kamen zur anschließenden Party

    Im Heimspiel gegen Cottbus präsentierten auch die KSC-Fans ihre Choreographie (Foto: ka-news)

    Etwas Ähnliches hatten auch die Karlsruher geplant, doch hatten sie die Choreographie ein paar Stunden zu spät beantragt. Als diese, trotz Verhandlungen, verboten wurde, gingen viele KSC-Fans aus Protest nach 20 Minuten aus dem Stadion. Aus Solidarität folgten daraufhin mehrere hundert Hertha-Anhänger, und beide Fanlager veranstalteten zusammen eine spontane Demo am Südtor. Erst zur zweiten Halbzeit kehrten die Hertha-Fans wieder auf ihre Plätze zurück. In einer Stellungnahme an sich beschwerende Hertha-Fans der Geschäftsstellenleiter Thomas Herrich und Michael Preetz hieß es, dass es auf Grund der verspäteten Anmeldung der KSC-Fans keine Möglichkeit mehr gab, alle Sicherheitsaspekte, wie beispielsweise Brandlast, mit allen beteiligten Parteien wie Betreibergesellschaft und Polizei abzuklären.

    Nichtsdestoweniger feierten beide Fanlager nach dem Spiel im Berliner Friesengarten. Insgesamt waren weit über 1.000 Fußballfans anwesend. Auch die Hertha-Spieler Arne Friedrich, Jaroslav Drobny, Fabian Lustenberger, Rudolf Skacel und Lukasz Piszczek besuchten die Party und gaben Autogramme. Hertha-Fans bejubelten den KSC, die Badener gaben die Freundschaftsbekundungen mit einem lautstarken "Ha-Ho-He" zurück. Die Einnahmen der Fanparty werden übrigens geteilt und der Deutschen Krebshilfe und dem "Förderkreis Ostkurve" gespendet. Im Gegenzug rollten die KSC-Fans zum Heimspiel gegen Cottbus ihre eigentlich für Berlin geplante Choreographie aus. Hierauf war zu lesen: "Hertha und KSC: Wir halten zusammen wie der Wind und das Meer."

    14. August 1976: Beginn einer wundervollen Freundschaft

    Die Fanfreundschaft zwischen Karlsruhe und Hertha BSC besteht bereits seit den 70er Jahren. Damals, genauer gesagt in der Saison 1976/1977, reiste Hertha BSC Berlin nach Karlsruhe. Karlsruher hatten damals die Berliner freundlich am Hauptbahnhof empfangen. Nach dem Spiel feierten KSC-Fans trotz einer Niederlage gemeinsam mit Hertha-Anhängern am Hauptbahnhof. Seit dem Wiederaufstieg von Hertha BSC in die Bundesliga 1997, als die Fanfreundschaft wieder erneuert wurde, besuchen viele Fans beider Vereine die Spiele der jeweils anderen Mannschaft. Die Herthaner haben die Karlsruher auch in der Regionalliga begleitet und einige Berliner sind aus Sympathie auch Mitglied bei den Badenern geworden.

    In der Saison 2003/2004 gab es zum Beispiel auch ein Freundschaftsspiel zwischen dem KSC und Hertha BSC auf Initiative der Fans und fand in Karlsruhe statt. Vor diesem Spiel betritten auch die beiden Fangruppen ein Freundschaftsspiel. Beide Fanlager sind übrigens auch mit den Fans von Racing Strasbourg befreundet. Außerdem besteht seitens der KSC-Fans auch noch eine Freundschaft zu Pisa Calcio. Von allen drei befreundeten Fanlagern waren am Dienstag beim Heimspiel des KSC gegen Cottbus auch Fans im Wildparkstadion. Als der KSC in der letzten Zweitligasaison 2006/2007 die Tabellenspitze erreicht hatte, bekamen die KSC-Fans von den befreundeten Fans aus Pisa übrigens einen KApolista-Banner geschenkt. Das Wort stammt vom italienischen Capolista und bedeutet Tabellenführer.

    Auf der Vereinsseite von Hertha BSC Berlin gibt ein Hertha-Fan Einblick in die Entstehung der Freundschaft am 14. August 1976: "Auf der Zugfahrt nach Karlsruhe redeten wir über alte Zeiten und wie es wohl sein wird in Karlsruhe. Stress, Ärger mit den KSC-Fans, Polizei oder den Ordnungskräften. Doch wir waren der Meinung, es könnte doch auch mal anders sein. Gegen 9.30 Uhr fuhren wir dann in Karlsruhe ein. Man hatte das ein oder andere Bierchen schon hinter sich und war nicht mehr ganz nüchtern, aber guter Laune. 350 bis 400 Herthaner stiegen aus Fenstern und Türen aus dem Zug und brüllten Hertha Lieder.

    Hertha gewinnt das Spiel - und neue Freunde

    Gemeinsame Fandemo vor dem Hinspiel gegen Hertha in der Innenstadt. An diesem Freitag-Abend sind extra mehrere Hundert Hertha-Fans schon früher angereist. (Foto: Supporters Karlsruhe)

    In der Bahnhofshalle angekommen, welch Wunder, es stand kein Pöbel da, der uns den Tag versauen wollte, aber zehn KSC'ler, die uns herzlich begrüßten. Darunter zwei Karlsruher, die uns fragten, ob wir mit in die Fan-Club-Kneipe kommen wollten vom KSC. 'Na klar', sagten wir. So kam es, dass 30 Herthaner diese Einladung nicht abschlagen konnten, denn wo gab es das schon, dass man so herzlich begrüßt wurde und dann auch noch eine Einladung bekam. Die Fahrt mit der Straßenbahn dauerte nicht lange, aber es wurden viele Lieder gesungen und man lag sich das erste Mal in den Armen. In der Kneipe angekommen, wo schon 20 KSC'ler vor Ort waren, trank man ein paar Halbe, fachsimpelte über Fußball-Fans und sang Lieder. Man erlebte einen feucht-fröhlichen Vormittag.

    Gegen 13.30 Uhr setzte sich die ganze Fan-Meute in Bewegung, um zum Wildpark zu fahren, per Straßenbahn. An jeder Haltestelle stiegen Herthaner und KSC'ler zu. Am Stadion angekommen, gab es ein großes Zusammentreffen aller Blau-Weißen, man genoss den schönen Tag und tauschte Adressen und Telefonnummern aus. Man ging vor dem Spiel sogar mit in den Block der Karlsruher und schaute sich ein wenig um. Kurz vor Spielbeginn verabschiedete man sich, denn man wollte ja die eigene Mannschaft anfeuern. Zum Spiel nur soviel, wir gewannen 3:0 und waren Tabellenführer.

    Statt Randale gibt es Freibier

    Heimspiel gegen den SC Freiburg in der Saison 2006/2007: Hertha-Fans kamen zur Unterstützung und hatten das Spruchband im Gepäck (Foto: Supporters Karlsruhe)

    Als wir das Stadion verließen, warteten schon die KSC'ler auf uns. Ach du Sch..., jetzt gibt es Randale. Aber nein, Sie empfingen uns mit ein paar Bierchen und fragten uns, ob wir noch mal mit in die Fan-Club-Kneipe kommen. Wir sagten, dass unser Zug um 19 Uhr fährt, und so stiegen die Karlsruher gemeinsam mit uns in die Straßenbahn, um uns Richtung Bahnhof zu begleiten. Dort angekommenen, besorgten einige Herthaner und KSC'ler ein paar Kisten Bier. Keine Ahnung, woher sie die Kisten hatten, aber Sie meinten nur 'Freibier für alle!'.

    Zusammen ging man auf den Bahnsteig und dort wurde zum ersten Mal das Lied 'Hertha und der KSC' gesungen. Der Zug fuhr ein und als wir aus dem Fenster hingen und uns verabschiedeten, sangen die KSC’ler 'Ha Ho He Hertha BSC' und wir 'KSC, KSC, KSC'. Auf der Rückfahrt waren alle begeistert von diesem geilen Tag in Karlsruhe, über den wir die ganze Zeit quatschten. Ich stieg in Hanau wieder aus dem Zug und bei der Verabschiedung waren sich alle einig, diese Freundschaft wird lange halten."

    Morgen können Sie übrigens bei ka-news noch einen Bericht zum Badnerlied, das vor jedem Heimspiel des KSC und des SC Freiburg gespielt wird, lesen.

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