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Karlsruhe: Heile Welt bei Lidl

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Heile Welt bei Lidl

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    "Wir müssen uns vor unseren Kunden für unseren Arbeitgeber rechtfertigen, obwohl die meisten nie betroffen waren. Ständig werden wir mit den Vorwürfen der Medien konfrontiert. Wir alle sind freiwillig hier, um unseren Arbeitgeber den Rücken zu stärken. Wir wollen mitteilen, dass es uns gut geht. Wir arbeiten gerne bei Lidl. Das Unternehmen hat zwar Fehler gemacht, aber was Lidl auszeichnet, ist das Lernen aus den Fehlern. Lidl ist auf 34 Regionalgesellschaften verteilt. Hiervon kam in lediglich zwei Regionalgesellschaften Bespitzelung vor. Keiner kann gut heißen, was bei Lidl passiert ist, aber wir können gut unterscheiden, was Einzelfälle sind oder was System ist", rief Kunze über das Mikrofon.

    Kritik von Verdi an Lidl wegen Behinderung von Betriebsräten

    Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat der Geschäftsführung von Lidl schon des Öfteren vorgeworfen, Betriebsräte verhindern zu wollen. Kunze zeigt sich genervt von den Vorwürfen von Verdi: "Die ständigen Forderungen über Betriebsräte können wir nicht mehr hören. Viele wollen keinen Betriebsrat bei Lidl haben, der von außen von Fremden gesteuert wird. Wir haben schon seit zwei Monaten Gehaltserhöhung bekommen, während Verdi noch immer um einen Tarifvertrag kämpft. Wir bekommen jede Minute bezahlt. Nachtzuschlag und Überstundenvergütung ist bei uns auch ohne Betriebsrat normal. Außerdem hat jeder Mitarbeiter an Weihnachten ein Geschenk nach Hause geliefert bekommen. Wo im Einzelhandel gibt es so etwas noch mal?"

    In Form von Plakaten verliehen die Teilnehmer der Kundgebung ihrer Sympathie für ihren Arbeitgeber Ausdruck (Foto: ka-news)

    Thomas Schark von Verdi kann die Situation auf der Kundgebung schwierig einschätzen. Gegenüber ka-news stellt er fest: "Ich kann nicht nachprüfen, ob die Leute freiwillig hier sind. Auf der Kundgebung wurde gesagt, dass jeder mit seinem Arbeitgeber reden könne. Wenn dies jeder wollte, hätte der Arbeitgeber bei der Menge ja gar keine Zeit mehr. Für solche Dinge ist auch der Betriebsrat da. Wann immer bei Lidl ein Betriebsrat installiert wurde, stellte sich heraus, dass dieser auch gut angenommen wurde. Die Veranstalter haben über die Medien gescholten. Sie nehmen gar nicht richtig wahr, was mit ihnen passiert ist und was passieren wird. Alles, was ich von der Lidl-Führung gehört habe, wurde auf der Veranstaltung einfach wiederholt. Ich wage nicht zu beurteilen, ob das freiwillig war oder ob das die Lidl-Geschäftsleitung vorgegeben hatte." Für Schark steht fest: "Wenn es einen Betriebsrat gegeben hätte, wäre die Bespitzelung nicht passiert. Wenn Lidl wie angekündigt Veränderungen haben will, warum kommt dann niemand auf uns zu und schafft Strukturen, in denen ein Betriebsrat arbeiten kann?"

    Lidl-Mitarbeiter: "Das Betriebsklima bei Lidl ist wunderbar"

    Brigitte Wagner und Erhard Leutschaft aus der Lidl-Filiale in Pfaffenhofen sowie Christina Scholte von Lidl in Günzburg (Foto: ka-news)

    Erhard Leutschaft von Lidl in Pfaffenhofen hat sich sofort vorgenommen, an der Veranstaltung teilzunehmen: "Als ich hiervon gehört hatte, habe ich sofort in den Nachbarfilialen angerufen, ob noch jemand mit mir mitfahren will. Das Betriebsklima bei Lidl ist wunderbar.Wo etwas schief geht, liegt das am Filialleiter und nicht an der Geschäftsführung. Ich bin jetzt 14 Jahre bei Lidl. Natürlich werden hier auch mal Fehler gemacht, aber es gibt in der Branche kaum einen besseren Arbeitgeber, denn sonst wäre ich nicht hier geblieben." Lidl-Mitarbeiterin Brigitte Wagner, ebenfalls aus der Filiale in Pfaffenhofen nach Karlsruhe gekommen, ergänzt: "Es wären gerne noch viel mehr Leute zu dieser Veranstaltung mitgekommen, aber die Arbeit in den Filialen muss ja weitergehen. Meine Teilnahme hier ist eine Selbstverständlichkeit, da ich zu Lidl stehe. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Arbeitgeber. Immerhin arbeite ich hier auch schon sechs Jahre."

    Daniela Schüler und Hannelore Reihold von Lidl in Karlsruhe in der Südstadt (Foto: ka-news)

    Christina Scholte von Lidl in Günzburg erzählt weiter: "Wir können uns nicht beschweren. Wenn wir frei wollen, bekommen wir das auch. Ich kann nichts Negatives über Lidl sagen. Ich bin seit sieben Jahren hier." Die Belastung sei schwierig, aber die Bezahlung sei auch gut. Auch Daniela Schüler von Lidl aus Karlsruhe in der Südstadt steht ihrem Arbeitgeber positiv gegenüber: "Ich bin super überzeugter Lidl-Mitarbeiter. Ich wollte deshalb die Aktion hier unterstützen. Ich finde, man braucht keinen Betriebsrat. Porsche arbeitet auch ohne, und da klappt das auch." Ihre Kollegin Hannelore Reihold, die ebenfalls bei Lidl in der Südstadt arbeitet, gibt ihr Recht: "Ich bin ebenfalls voll und ganz überzeugt. Ich kann die Diskussion über einen Betriebsrat nicht verstehen. Uns geht es doch gut bei Lidl."

    "Hatten die schlechte Berichterstattung in den Medien satt"

    Der Organisator der Veranstaltung, Andreas Kunze von der Filiale in der Neureuter Straße in Karlsruhe, erklärt gegenüber ka-news: "Wir hatten die schlechte Berichterstattung in den Medien satt. Die Kunden wollten auch immer wissen, was denn los ist. Ich habe daraufhin entschlossen, eine Kundgebung pro Lidl zu veranstalten und habe diese Veranstaltung auch beantragt. Der Termin wurde dann von Filiale zu Filiale weitergetragen. Ursprünglich wollten wir nur das Werk in Bietigheim daran beteiligen. Am Freitag Abend wusste dann ganz Deutschland Bescheid und viele wollten sich an der Kundgebung beteiligen. Heute wurde auch noch eine Kundgebung in Heidelberg veranstaltet und nächste Woche kommt eine in Landshut dran. In Hamburg ist auch etwas geplant, allerdings steht hier noch kein Termin fest. Alle waren von der Idee so begeistert, dass sie das auch machen wollten."

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