Brautpaare werden ersteinmal vertröstet. Wegen umfangreicher Baumaßnahmen könnten ab Mitte Oktober bis Mitte Dezember diesen Jahres keine Trauungen im "Haus Solms" stattfinden, heißt es auf der Homepage der Stadt Karlsruhe. Insgesamt 735.000 Euro sollen in ein behindertengerechtes WC und in einen Aufzug investiert werden. So sieht es jedenfalls der aktuelle Haushalt vor. Insgesamt würden für den Umbau des Ende des 19. Jahrhunderts gebauten Baus sogar stolze 2,1 Millionen Euro fällig, so Karlsruhes Baubürgermeister Michael Obert. Doch so weit wird es möglicherweise gar nicht kommen.
Verkaufen, anders nutzen oder doch umbauen?
"Das 'Haus Solms' erfüllt vor allem zwei Funktionen: Einmal als Standesamt, zum anderen für Empfänge", so Obert: "Wir prüfen zur Zeit, ob beides nicht auch anderswo stattfinden kann." Ob das Haus am Ende verkauft oder anders genutzt werde, sei völlig offen. Der Vorteil für die Stadt liegt bei beiden Lösungen auf der Hand: Sie würde sich einen aufwendigen, behindertengerechten Umbau sparen - und möglicherweise sogar Geld durch den Verkauf einnehmen.
Zumindest bei einigen Mitgliedern des Gemeinderats hat die Verwaltung mit diesem Schritt dennoch für Unmut gesorgt. "Ein Skandal", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Kritisiert wird zum einen, dass der Gemeinderat über die Prüfung nur informiert, nicht aber gefragt wurde. Zum anderen befürchten zumindest einige Gemeinderäte, dass der Verkauf ohnehin längst beschlossene Sache sei und mit der Prüfung nur der Umbau verzögert werden soll. "Wenn die Arbeiten wie geplant starten sollen, müsste der Bauantrag nun eingereicht werden", so eine Vertreterin einer Fraktion gegenüber ka-news. Dass nun plötzlich doch wieder etwas geprüft werde, was längst im Haushalt beschlossen ist, könne man nicht verstehen.
"Letztlich muss doch der Gemeinderat entscheiden"
Baubürgermeister Obert sieht das anders. "Der Bauantrag ist eingereicht", betont er. Wenn der Gemeinderat nach Vorlage des Prüfungsergebnisses dennoch den Umbau beschließe, könne also wie geplant im Oktober begonnen werden. "Wir müssen doch als Verwaltung zumindest Alternativen prüfen dürfen, ohne jedes Mal vorher den Gemeinderat zu fragen", erklärt er. Ein Verkauf des "Haus Solms" sei auch keineswegs beschlossene Sache, sondern nur eine mögliche Variante - über die dann letztlich ohnehin der Gemeinderat zu entscheiden hätte. "Die Prüfung ist vollkommen ergebnisoffen!"
Eines wird sich allerdings in jedem Fall ändern: Der Topf, aus dem das Geld für den Umbau kommen wird. Hätte ursprünglich der Bund über das Konjunkturpaket einen Löwenanteil der Umbaukosten getragen, insgesamt über 600.000 Euro, wird dieses Geld nun zunächst für andere Umbauten und für das Flicken beschädigter Straßen verwendet. "Die Mittel aus dem Konjunkturpaket müssen jetzt verwendet werden, würde der Gemeinderat sich also doch gegen einen Umbau von 'Haus Solms" entschließen, wäre das Geld weg", so Obert. Grundsätzlich würden aber nur Projekte finanziert, die ohnehin geplant und im Haushalt vorgesehen wären - wodurch dann wieder Geld für einen Umbau von "Haus Solms" frei werde. "Das Geld wird also im Endeffekt nur umgeschichtet", so der Baubürgermeister.