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Karlsruhe: Harald Schwiers - Vorleser, Schauspieler, Journalist

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Harald Schwiers - Vorleser, Schauspieler, Journalist

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    Harald Schwiers
    Harald Schwiers Foto: Uli Deck (ARTIS)

    In den Karlsruher Theatern ist Harald Schwiers zu Hause - allen voran das Sandkorn-Theater, wo er zwischen 1975 und 1994 regelmäßig auftrat. Seit zwei Jahren ist er an der alten Wirkungsstätte wieder aktiv. Dort spielt er in Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" die männlichen Hauptrolle Alfred Ill.

    Damit die Karlsruher Literaturliebhaber im Sommer nicht auf ihre Portion Literatur verzichten müssen, nimmt er sein Publikum im Sandkorn-Theater mit auf eine literarische Sommertour. Ziele sind nicht nur die badische Heimat und die nächsten Nachbarn in Frankreich und der Schweiz (12. August, 21 Uhr). Auch England, Schottland, Irland (26. August, 21 Uhr) und die Türkei (9. September, 21 Uhr) sind Stationen der Reisen im Kopf.

    Badische Gemütlichkeit und eine gute Flasche Wein

    Nur vier Termine hat Schwiers für die Tour bis September geplant. "Literaturlesen ist inflationär in Karlsruhe", stellt er nüchtern fest. Das Angebot müsse man wohl dosieren. "Man kann solche Dinge nicht wöchentlich anbieten." Deshalb legt er nun eine längere Sommerpause mit "Haralds Hörstunde" ein. Seit zehn Jahren hält er diese jeden ersten Donnerstag im Monat im Marotte-Figurentheater. Erst im November öffnet er wieder ein Fläschchen badischen Wein und liest Tierisch-Satirisches von Kurt Tucholsky.

    Zum Sprechen, Schauspielern und Schreiben kam Schwiers auf einigen Umwegen. Nach der Bundeswehr und einer Ausbildung zum Industriekaufmann begann er Erwachsenenbildung zu studieren, was er allerdings nicht zu Ende brachte. Nebenher arbeitete er beim Rundfunk, schrieb Hörspiele und führte Regie. Er absolvierte ein Volontariat und arbeitete als Redakteur. "Irgendwann hatte ich die Schnauze voll vom Tagesjournalismus", erzählt er. So wechselte er wieder in die "Hörspielschiene".

    "Das Leben ist viel zu kurz, um schlecht zu essen"

    Seine Liebe zu Literatur und Musik vereint der vielseitige Künstler im "Beat Poetry Project". Zusammen mit vier Jazz-Musikern hat der "bekennende Rhythm&Blueser" eine Mischung aus der amerikanischen Jazz-Musik der 40er und 50er Jahre und der Literatur der Beat-Generation ins Leben gerufen - obwohl er selbst kein Instrument spielt. "Die Sprache ist in die Musik integriert", erläutert Schwiers. "Mit meiner Stimme bin ich Teil der Band." Gleichzeitig besetzt er als der sprechende Part eine besondere Rolle. Das schmeichle seinem eitlen Naturell, lacht er.

    Wein, Bier und Genuss im Allgemeinen spielen eine große Rolle in Schwiers Leben: "Das Leben ist viel zu kurz, um schlecht zu essen." Ein typisch badischer Charakterzug, wie der gebürtige Mühlburger findet. Zudem lebe der Badner ein gewisses Laissez-faire, eine Freude, sich am Leben zu erfreuen und sei offen gegenüber schrägen Sachen - Eigenschaften, die auch auf ihn selbst zutreffen. "Der Badner regt sich nicht so schnell auf. Aber wenn er das tut, ist es zu spät."

    Beschreiben Sie sich mit drei Worten.
    Genusssüchtig, harmoniebedürftig, anpassungsfähig

    Was ist Ihre größte Stärke, was Ihre größte Schwäche?
    Kompromisslose Kompromissbereitschaft - das ist der Typ, der bei einem Streit oder Disput das erste Angebot unterbreitet

    Lerche oder Eule? Sind Sie Frühaufsteher oder Nachtmensch?
    Am Abend werden die Faulen fleißig - das gilt auch für Schauspieler (die jedoch auch schon morgens proben müssen)

    Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
    Lokomotivführer (wer wollte das nicht werden?!) und Förster, beides aus Gründen der Romantik; Schauspieler - und das ist dann ja doch aus mir geworden, wenn auch erst nach einem längeren Anlauf und diversen Umwegen.

    Wenn Sie in Ihrem Leben etwas noch einmal machen könnten, was wäre das?
    Meine Frau heiraten

    Sie schlagen morgens die Zeitung auf. Welche Schlagzeile würden Sie gerne über sich lesen?
    Keine

    Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
    Korkenzieher - das liegt ja auf der Hand

    Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
    Die Produzenten miserabler Lebensmittel, von Analogkäse, zusammengeklebten Steaks, Massentierhalter, die Hersteller gepanschter Weine und charakterloser Fernsehbiere, weil sie aus Profitgründen den Geschmack versauen.

    Wenn Sie Ihr eigener Mitarbeiter wären, was würde Ihnen besonders an sich auffallen?
    Siehe Antwort auf Frage 1 (muss ja, denn ich bin mein eigener Mitarbeiter)

    Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
    Queen Mum (Gott hab’ sie selig!)

    Was würden Sie ändern, wenn Sie König von Deutschland wären?
    Schlechte Bücher und Biere verbieten

    Sie werden als Tier geboren. Als welches?
    Klar als Kuh - haben Verstand, sind sensibel und extrem neugierig

    Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
    Die unglaubliche Vielfalt der Kulturlandschaft

    Deutschland gilt auch als das Land der Nörgler und Perfektionisten – Warum würden Sie dennoch einwandern?
    Wegen der unmittelbaren Nähe zum Elsass

    Sekt oder Selters - welches Getränk geht bei Ihnen nie aus?
    Single Malt

    Was bewegt Sie dazu, vom Sofa aufzustehen?
    Die Suche nach der Fernbedienung

    Meer oder Berge - Action oder Entspannung im Urlaub?
    Immer beides

    Welche Sprache würden Sie gerne noch lernen?
    Arabisch

    Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
    Gibt es einen Shuttle? Ich fürchte, oben ist es ziemlich langweilig…

    (sas)

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