Geboren ist er am 13. Februar 1951 in Freiberg. Kucich zieht mit seinen Eltern zunächst in die Heimat des Vaters (nach Amberg) und kommt dann als Neunjähriger nach Karlsruhe, wo er die Uhlandschule in der Südstadt besucht. 1966 beginnt er seine Lehre zum Kfz-Handwerker. Nach dreieinhalb Jahren hat er seinen Gesellenbrief in der Tasche - und schließt mit dem Beruf sofort ab. Denn 1974, bei einer Begegnung mit den "Käuzen", dem Karlsruher Kellertheater, "ist etwas in mir wach geworden". Dort, eigentlich aushilfsweise als Bühnenmalergehilfe tätig, springt er kurzfristig in einem Stück als "jugendlicher König" ein. "Plötzlich habe ich gewusst: Das ist mein Beruf", erinnert sich Kucich an die Anfänge seiner Theaterkarriere.
"Die haben alle gesagt: 'Jetzt spinnt er'", berichtet er lachend. "Meine Eltern haben's mir nicht zugetraut, meine Zwillingsschwestern schon eher." Er beginnt '74 die Ausbildung an der Badischen Schauspielschule Karlsruhe. Nach zweieinhalb Jahren folgt die Abschlussprüfung. Zwischen Oktober 1978 und August 1982 ist er bei der "Insel" in Karlsruhe, von September 1982 bis Februar 1983 am Theater für "Jugend und Schulspiel" in Stuttgart und seit August 1983 am "Kammertheater". Im kommenden August steht er dann seit 24 Jahre auf den Karlsruher "Brettern, die die Welt bedeuten", in diesem Fall auf der Bühne des Kammertheaters Karlsruhe.
"Das Hineinschlüpfen in andere Figuren" fasziniert ihn. Anfangs ist er ein "Weltveränderer" und spielt ernste Rollen - ob in Schillers "Die Räuber", Tennessee Williams' "Glasmenagerie" oder Sartres "Ehrbare Dirne". Eine Lieblingsrolle habe er nicht. Aber "die gebrochene Figur des Bettlers, die ihr Leben aufgedrängt bekommt, mit dem Schicksal hadert und letztlich annimmt" (Calderón: "Das große Welttheater"), liege ihm schon am Herzen. Das Negative am Schauspieler-Dasein? "Ich hasse das Auswendiglernen." Und "an einem sonnigen Sonntag um 18 Uhr auf der Bühne stehen", sei schon nicht immer leicht. Wenn er aber dann auf der Bühne stehe, "brennt die alte Leidenschaft. Dann gebe ich alles, dass derFunke aufs Publikum überspringt."
Vor Premieren sei er "absolut aufgeregt", gibt Kucich zu, der auch in Fernsehserien ("Die Fallers"), im Film ("Melanie Pröschle und der Wald vor lauter Bäumen") und als Polizist in ("Der Schwarzarbeiter") zu sehen ist. Eine Filmkarriere hat sich aus Termingründen nie ergeben. "Wenn man ins Theater eingebunden ist, hat man keine Zeit für einen Dreh über einen längeren Zeitraum." Finanziell könne man als Theaterschauspieler "keine großen Schnalzer" machen. Das sei aber nicht wichtig und Ruhm nur für die eigene Eitelkeit von Bedeutung.
2002 hat seine Frau den Förderverein "Freunde des Kammertheaters" e.V. ins Leben gerufen, da sie mit ihm die Leidenschaft zum Theater teilt. "Man fühlt sich zu Hause, hier im Kammertheater hab' ich mich sofort angekommen gefühlt", lobt der "Menschenbeobachter" die Atmosphäre des Theaters.
"Dort wird der Zuschauer unterhalten, und das auf hohem Niveau". Mittwochs bis sonntags gibt's abends Vorstellungen; montags bis samstags wird vormittags geprobt. Aktuell läuft "Bezahlt wird nicht", eine Farce von Dario Fo.
Er liebe es, in Komödien, Lustspielen mitzuwirken oder Regie zu führen. Die lustige Ader habe er vielleicht von seinem Vater, der unter anderem als Zirkusclown die Lacher auf seiner Seite hatte. Es ist eine "tiefe Befriedigung, wenn die Leute über mich lachen". Und wenn man von ihm sagen würde, "der Kucich ist ein Komiker", das wäre die Krönung seiner Darstellungskunst, sagt der Shakespeare-Freund ("ein Humor, der sich über Jahrhunderte hält"). Denn: "Die Komödie ist die schwerste Theaterform überhaupt."
Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
Bodenständig, ehrlich, offen.
Was ist Ihre größte Stärke?
Offenheit. Mein direktes Zugehen auf Menschen.
Was ist Ihre größte Schwäche?
Faulheit. Eine andere große Schwäche war das Rauchen, aber das habe ich mir vor zwei Jahren abgewöhnt. 38 Jahre lang hatte ich geraucht.
Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Nein!
Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
Ich wünsche mir, dass ich das Kammertheater Karlsruhe noch viele Jahre begleiten darf.
Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
Dass ich manchmal launisch bin.
Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
Auf mein Bett.
Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
Wirklich niemanden! Ich bin nicht so veranlagt. Man kann alles besprechen.
Welcher Mensch beeindruckt Sie?
Viele Menschen, aber besonders Boxlegende Mohammed Ali.
Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
Musik: "Yesterday" von den Beatles. Film: "Spiel mir das Lied vom Tod" von Sergio Leone.
Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
Es sind zwei Bücher: "Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben" des Autors Sogyal Rinpoche sowie "Die sieben großen Weltreligionen."
Sie werden als Tier geboren. Als welches?
Nach dem chinesischen Horroskop bin ich Hase. Aber eigentlich wäre ich gerne als Vogel geboren. Das Fliegen fasziniert mich. Keine räumlichen Grenzen zu haben stelle ich mir toll vor.
Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
Meine Frau. Dann würde ich etwas mehr über sie erfahren - und hätte eine Perspektive auf mich selbst.
Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
Alles! Das Überschaubare,das Gemütliche. Hier in Karlsruhe triffst du immer Bekannte. Zudem die Lage. Man ist schnell irgendwo im Grünen. Die Natur, da ich leidenschaftlicher Fahrradfahrer bin.
Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
Die U-Strab hätte längst kommen müssen. Der Zustand auf den Straßen ist nicht haltbar. Zur Bundesgartenschau: Die vor 30 Jahren hat uns außer Kosten nicht viel gebracht. Ich finde die Bewerbung schön, sehe aber andererseits nicht viel Sinn dahinter.
Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
Deutschland: Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt - politisch und menschlich. Karlsruhe: Der Philosoph Peter Sloterdijk und der Komponist Wolfgang Rihm.
Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
Man ist abgesichert in Deutschland. Deutschland bietet viel Lebensqualität. Man kann sich sicher fühlen. Das wären Gründe einzuwandern. Davon abhalten würde mich, dass Deutschland noch nicht so offen ist, wie ich mir das vorstelle, obwohl sich da schon viel verbessert hat. Aber es ist immer noch etwas spießbürgerlich und zu wenig mediterran.
Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
Greenpeace!
Wie und wo möchten Sie sterben?
Auf der Bühne nicht. Das möchte ich den Zuschauern nicht zumuten, obwohl es eine gute PR fürs Theater wäre. Am liebsten ruhig in meinem Bett.
Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
Wenn es einen Gott gibt, wird er es wissen.