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Karlsruhe: Guss vor Karlsruher Schloss: Kampagne startet ohne neue Glocke

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Guss vor Karlsruher Schloss: Kampagne startet ohne neue Glocke

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    Temperatur reichte nicht: Der Glockenguss vor dem Karlsruher Schloss wurde abgebrochen.
    Temperatur reichte nicht: Der Glockenguss vor dem Karlsruher Schloss wurde abgebrochen. Foto: Thomas Riedel

    Zahlreiche Zuschauer hatten sich am vergangenen Freitag vor dem Karlsruher Schloss eingefunden, um live dabei zu sein, wenn eine Kirchenglocke gegossen wird. Die Erwartungen wurden allerdings nicht erfüllt: Die Temperatur im Ofen konnte nicht erreicht werden und so endet die Zeit der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe unspektakulär.

    Dabei war zuvor ein großer Aufwand betrieben worden, um eine Guss-Aktion vor dem Schloss zu ermöglichen: Wie die Gießerei-Geschäftsführerin Christiane Bachert erläutert, musste extra der Gussofen und die Gussform aus dem Firmenstandort in Karlsruhe-Grünwinkel auf den Schlossplatz transportiert werden. Eine eingegrabene Gießgrube war nicht möglich, da man dafür den Schlossplatz hätte ausheben müssen. So wurde diese überirdisch aus Kästen hergestellt.

    "Große Herausforderung" scheitert am Ofen

    Insgesamt seien die Arbeiten eine "große Herausforderung" gewesen. Insgesamt wurden 230 Kilogramm Glockenbronze geschmolzen. Davon seien 140 Kilogramm benötigt worden, der Rest hätte als Reserve gedient. Am Ende hat sie einen Durchmesser von 61 Zentimetern.

    Doch schnell wurde klar, dass sich der Glockenguss verzögern werde: Bachert erklärte, dass die Glockenschmelze noch nicht die richtige Temperatur erreicht habe. Die notgedrungene Unterbrechung von rund 45 Minuten wurde mit Adventsliedern überbrückt. Nach der Verzögerung folgte dann der endgültige Abbruch. Der Ofen funktionierte nicht so wie er sollte, die Temperatur hätte nicht ausgereicht.

    Zu sehen bekamen die vielen Zuschauer aber dennoch etwas: Die Firma Rosswag, ein Betrieb zur Stahlverarbeitung aus Pfinztal, schmiedete vor Ort den Klöppel für die neue Glocke. Die Glocke ist bestimmt für eine von zwei Gemeinden ökumenisch genutzte Kirche in Mannheim, der St. Pius- und Thomasgemeinde. Das Gießen wird in dieser Woche nachgeholt, dieses Mal allerdings in den Firmenräumen.

    Firma Bachert zieht in die Heimat zurück

    Dieser öffentliche Glockenguss wäre der letzte für die Firma Bachert gewesen, zumindest in Karlsruhe. Als neuen Standort entschied sich die traditionsreiche Glockengießerei für Neunkirchen im Neckar-Odenwald-Kreis. Damit kehre man nach 15 Jahren in Karlsruhe wieder in die ursprüngliche Heimat der Glockengießerei zurück. Man blicke aber auf eine tolle Zeit in Karlsruhe zurück, so Bachert am Freitag.

    In dieser Zeit sei es zu einigen bedeutenden Aufgaben gekommen: So wurde beispielsweise die Glocke für die Dresdener Frauenkirche in Karlsruhe gegossen. Auch die Friedensglocke in der Christus-Kirche am Mühlburger Tor ist in der Gießerei Bachert entstanden.

    Startschuss für Kirchenglocken-Aktion ist gefallen

    Mit der Aktion vor dem Schloss startete auch die Aktion "Hörst Du nicht die Glocken". "Seit 1.500 Jahren begleiten sie die Wege der Menschen in Europa. Sie erklingen nicht nur zu unseren Festen und zu wichtigen Ereignissen. Sie prägen unsere Kultur, laden ein zu Gottesdienst und Gebet, sie strukturierten über Jahrhunderte unseren Tagesablauf", so der emeritierte Erzbischof Robert Zollitsch in seinen Grußworten. Früher - in Zeiten ohne Handys und SmartWatches - hätten die Kirchenglocke mit dem Anzeigen der Uhrzeit eine wichtige Aufgabe gehabt.

    Mit der bundesweiten Kampagne wollen die Katholische und die Evangelische Kirche gemeinsam dem Glockenklang wieder mehr Bedeutung zukommen lassen. So solle das Beten im Tageslauf neu entdeckt werden. Weiter solle der Glocken-Klang die Menschen in ihre eigene Spiritualität berühren.

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