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Günter Zittel: Gymnasial- und Fußballlehrer

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Günter Zittel: Gymnasial- und Fußballlehrer

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    Günter Zittel
    Günter Zittel Foto: ka-news

    Doch damit der Ausbildungen und Qualifikationen lange nicht genug. 1986 erwirbt der einstige Amateurfußballer an der Deutschen Sporthochschule in Köln die Fußball-Lehrer-Lizenz des Deutschen Fußball-Bunds. Nach diversen Trainerstationen bei unterklassigen Vereinen in der Region, glückt Günter Zittel 1989 der Sprung in die Bayernliga. Unter Willi Bierofka ist er von 1989 bis 1990 Assistentrainer beim TSV 1860 München. Nach der Beurlaubung Bierofkas muss aber auch der passionierte Hobbysegler seine Segel streichen, da Neu-Löwe Karsten Wettberg nicht mit ihm plant.

    Trotz fast schon unzähliger Bewerbungen und der Tatsache, dass viele Vereine auf ehemalige namhafte Spieler setzen, erhält Günter Zittel, der in seiner Freizeit gerne liest und diatonische Ziehharmonika spielt, keine Anstellung mehr bei einem höherklassigen Club. Also belässt er es vorerst dabei, nebenberuflich als Trainer aktiv zu sein. Seine Brötchen verdient er sich von 1987 bis 1999 als Angestellter der Bayrischen Wirtschaft in München als Pädagogischer Mitarbeiter, Deutsch-Lehrer und Seminarleiter in der beruflichen Fortbildung.

    Nach einer kurzen Anstellung beim Bayrischen Fußball-Verband als Verbandssportlehrer werden seine Bewerbungen 1999 endlich von Erfolg gekrönt.

    Im Auftrag des Auswärtigen Amts wird Günter Zittel mit der Projektleitung in der Deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit dem bürgerkriegsgeschüttelten Uganda betreut. Dort ist er im Rahmen der Sportförderung der Auswärtigen Kulturpolitik bis 2004 zuständig für den Auf- und Ausbau des Fußballsports. Er benutzt das Instrument Fußball aber auch zur Förderung der Prozesse von Demokratie, Frieden, Stabilität und sozialem Zusammenhalt, zur Emanzipation von Mädchen, für kriegsgeschädigte Kinder und Jugendliche im Norden des Landes als Beitrag zur Trauma-Verarbeitung und Reintegration in die Gesellschaft und im Kampf gegen HIV/AIDS.

    Nach überaus erfolgreichem Verlauf wird das Projekt im März 2003 planmäßig eingestellt. Da das Budget zur Sportförderung der Auswärtigen Kulturpolitik so weit heruntergefahren wird, dass ein Langzeitprojekt kaum zu realisieren ist, wartet Günter Zittel seit nunmehr einem Jahr auf eine erneute Entsendung. Aber auch wenn es im von Winston Churchill als "Die Perle von Afrika" titulierten Uganda nicht zum ganz großen beruflichen Glück reichte, so hat er sein privates dort auf alle Fälle gefunden. Mit seiner ugandischen Frau Christine und den zwei Kindern Florian und Anna lebt der Pädagoge heute wieder in Deutschland und pendelt hier zwischen seiner Geburtsstadt und seinem Zweitwohnsitz München.

    Beschreiben Sie sich mit drei Worten:
    Zurückhaltend, realistisch (beides kommt in der heutigen Zeit nicht gut an), pragmatisch.

    Was ist Ihre größte Stärke?
    Verantwortungsgefühl, Ausdauer, Ehrgeiz, Geduld, aktiv und unternehmerisch. Zudem kann ich über mich selbst lachen und nehme beziehungsweise mache mich nicht so wichtig.

    Was ist Ihre größte Schwäche?
    Der Versuch, die Welt zu verbessern sowie Sahnekuchen und gutes Essen und Trinken im Allgemeinen.

    Was war als Kind oder Jugendlicher Ihr Traumberuf? Haben Sie damals jemals daran gedacht, das zu werden, was Sie heute sind?
    Mein eigentlicher Traum war schon immer Fußballprofi. Das hat aber schon wegen einer frühen Hüftarthrose nicht geklappt. Was ich heute bin, hängt leider von anderen und von politischen Strömungen ab. Ich bin ausgebildeter Gymnasiallehrer, Fußballlehrer und "Fußballberater" für die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit, das Nationale Olympische Komitee der Bundesrepublik und das Auswärtige Amt. Seit März 2004 bin ich arbeitslos, weil das Budget für Sportförderung im Rahmen der auswärtigen Kulturpolitik so weit "heruntergespart" wurde, dass ein Langzeitprojekt kaum mehr durchführbar ist. Daran habe ich niemals gedacht.

    Was würden Sie im Leben gerne noch erreichen?
    Eine meiner Ausbildung und Erfahrung angemessene Arbeit finden (unbezahlte Anerkennung habe ich genug!) und so lange wie möglich den Lebensweg unserer Kinder begleiten.

    Was nervt Ihre/n Partner/in am meisten an Ihnen?
    Mein Repertoire an Schimpfwörtern, vor allem im Straßenverkehr.

    Auf welchen Gegenstand möchten Sie im Leben nicht verzichten?
    Gegenstände sind mir nicht wichtig. Aber auf keinen Fall verzichten will ich auf meine Frau, unsere beiden Kinder und Freunde. Auf ihre Rückendeckung kann ich mich auch in schwierigen Zeiten verlassen.

    Wen würden Sie gerne auf den Mond schießen?
    Oberflächliche, unehrliche, selbstherrliche und dumme Menschen. Da dies jedoch nicht geht sollte man sich überlegen, wie man sie therapiert oder (weiter-) bildet.

    Welcher Mensch beeindruckt Sie?
    Mich beeindrucken viele Menschen. Dazu zählen Jesus, Cicero, Michelangelo, Dante, Mozart, Goethe, Gründgens, Ghandi, Schweitzer, Mandela, Einstein, Chaplin und viele mehr. Wie ich gerade feststelle, ist da niemand aus der heutigen Zeit darunter. Die Aufgezählten haben etwas geschaffen oder für etwas gewirkt, das anscheinend nicht zu überbieten ist und dazu geführt hat, die Welt zu verändern beziehungsweise zu verbessern.

    Welche Musik (Interpret und Titel) und welcher Film haben Sie am meisten beeindruckt?
    Beeindruckt ist hier vielleicht nicht das richtige Wort, aber griechische Musik steht ganz oben auf meiner Beliebtheitsskala. Danach geht es querbeet durch fast alle Stilrichtungen. Das reicht von Volksmusik (nicht zu verwechseln mit volkstümlicher Musik), bis hin zu Klassik. Das Gefühl und die Situation spielen dabei eine große Rolle. Mit dem Filmgenre verhält es sich ähnlich. Von witzig bis unterhaltsam und ernst. Die Qualität ist in jeder Kategorie entscheidend.

    Welches Buch haben Sie als letztes gelesen?
    "Das Geheimnis glückliche Kinder" von Steve Biddulph und die "Häschenschule" von Fritz Koch-Gotha, als Gute-Nacht-Geschichte für unseren Sohn Florian.

    Sie werden als Tier geboren. Als welches?
    Als das, was ich im Sternzeichen schon bin: Steinbock.

    Sie tauschen einen Tag mit einer Person des anderen Geschlechts - wer wäre das?
    Dieses Bedürfnis habe ich nicht. Ich bitte jedoch, das nicht als wertend zu verstehen.

    Was finden Sie an Karlsruhe reizvoll?
    Das Klima, die Nähe zu Frankreich, dem Elsass und dem Schwarzwald sowie die Tatsache, dass es "nur" etwa 300 Kilometer von München entfernt liegt.

    Was würden Sie an Karlsruhe ändern, wenn Sie Oberbürgermeister/in wären?
    Diese Frage ist für mich sehr schwierig zu beantworten, da ich nach so langer Abwesenheit noch gar nicht wieder richtig angekommen bin, um mir ein Urteil zu erlauben.

    Welches sind die markantesten Karlsruher / deutschen Köpfe?
    Wenn man markant mit berühmt gleichsetzt, fallen mir für Karlsruhe Drais, Benz, Weinbrenner, Kahn und Halmich ein. Auf Deutschland bezogen Goethe, Beckenbauer und viele mehr.

    Sie leben in einem anderen Land. Welcher Grund könnte Sie dazu bewegen beziehungsweise davon abhalten, nach Deutschland einzuwandern?
    Dazu bewegen könnte mich, dass der Qualitäts- und Werteverfall in dem Land in dem ich gerade lebe größer ist, als der in Deutschland. Abhalten würde mich dagegen, dass der "Schein" in diesem Land weiterhin mehr zunimmt als das "Sein".

    Es geht um das Glück der Republik. Welche Person, Gruppierung oder Idee sollte mehr Einfluss gewinnen?
    Die Person, Gruppierung oder Idee die dafür sorgt, dass Arbeit gerechter verteilt wird und dass diese wieder das Qualitätsmerkmal "Made in Germany" erhält. Ferner sollten Löhne und Gehälter angemessen bezahlt werden, sodass die Schere von relativer Armut und Reichtum nicht noch weiter aufgeht sondern sich schließt. Bei der Vergabe von Lehrstellen (auch beamtete) sollten nicht nur Noten eine Rolle spielen (Fachidiotentum) sondern auch die Bedeutung von Vorstellungsgesprächen, den erworbenen Zusatzqualifikationen und dem bis dahin geleisteten Engagement für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft als Auswahlkriterium Berücksichtigung finden. Und, und, und...

    Wie und wo möchten Sie sterben?
    Das habe ich nicht in der Hand. Deshalb mache ich mir auch gar keine Gedanken darüber. Außerdem lebe ich im Hier und Jetzt und mache mir mehr Gedanken über das momentane und künftige Leben als an das Sterben. Für das eine muss man etwas tun, das andere kommt von alleine.

    Kommen Sie in den Himmel oder in die Hölle?
    Wenn der Himmel ein goldener Käfig ist, ziehe ich die Freiheit der Hölle vor. Ansonsten halte ich es mit Franz Beckenbauer: "Schau´n mer mal!"

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