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Karlsruhe: Grünen-Studie soll zeigen: Kombi-Folgekosten "deutlich unterschätzt"

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Grünen-Studie soll zeigen: Kombi-Folgekosten "deutlich unterschätzt"

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    Haltestelle Marktplatz: Hier entsteht ein Gleisdreieck, an dem von Osten oder Westen kommende Fahrgäste in Richtung Süden abbiegen können. Für die geplante Stadtbahnlinie Germersheim entsteht ein eigenes Gleis.
    Haltestelle Marktplatz: Hier entsteht ein Gleisdreieck, an dem von Osten oder Westen kommende Fahrgäste in Richtung Süden abbiegen können. Für die geplante Stadtbahnlinie Germersheim entsteht ein eigenes Gleis. Foto: kasig

    "Faktor zwei oder drei", habe das Büro Vieregg-Rössler damals - im Auftrag des BUND - für Stuttgart 21 errechnet. Doch Gutachter Martin Vieregg stellt auch gleich klar: "Es kostet nicht immer das zwei- bis dreifache, wenn wir nachrechnen!" Grünen-Fraktionsvorsitzende Lisbach pflichtete ihm bei: "Wir haben überhaupt keine Vorgaben gemacht, und die Ergebnisse sind zum Teil überraschend." Die Studie selbst beruhe auf vielen Annahmen, schließlich halten sich "Stadt und Kasig sehr bedeckt".

    Die Studie beschäftigt sich nur mit den finanziellen Auswirkungen des Stadtbahntunnels in der Kaiserstraße und dem Südabzweig Richtung Hauptbahnhof. Um die Kostenschätzung der Kasig von 2004 zu überprüfen, entschied sich das Planungsbüro für einen Analogieschluss. In München gäbe es derzeit ein ähnliches U-Bahn-Projekt. Unter anderem seien Geologie, Grundwasserstände und Baumethoden ähnlich. Ergebnis: "Die Kostenschätzung der Kasig ist sehr seriös." Auch die Preissteigerung sei realistisch. Die Kosten des Rohbaus, für den derzeit die Ausschreibung läuft, schätzt das Planungsbüro auf  250 Millionen Euro.

    Baumethoden: "Relativ sicher"

    Der Kosten-Nutzen-Faktor bleibe trotz der allgemeinen Preissteigerungen im Baugewerbe und Planänderungen über eins, sinke aber von 1,186 auf 1,11. Allerdings konnte der Gutachter die standardisierte Bewertung nicht einsehen - somit beruht die zweite Zahl auf seinen eigenen Berechnungen. "Nicht so gravierend" sei laut Vieregg die Tatsache, dass weitere Preissteigerungen nach endgültiger Vereinbarung des Förderantrags alleine von der Stadt zu tragen seien.

    Zudem bleibe die Förderfähigkeit auch bestehen, wenn der Kosten-Nutzen-Faktor nach Baubeginn auf unter eins fallen sollte. "Starke Preissteigerungen" seien aufgrund der gewählten Baumethoden unwahrscheinlich; die gewählten Baumethoden seien "relativ sicher".  Die Förderungskosten vom Land kämen jährlich, der Bund zahle unregelmäßig -somit müsse die Stadt für eine Zwischenfinanzierung sorgen - pro Jahr Verspätung sei laut Studie mit elf Millionen Euro zu rechnen. Ab Inbetriebnahme rechnet Vieregg und Rössler mit bis zu sechs Millionen Euro Zinsen pro Jahr, über Jahrzehnte sinke diese Belastung.

    "Folgekosten wurden deutlich unterschätzt"

    "Wasser in den Wein schenken" musste der Gutachter jedoch mit Blick auf die Folgekosten, die seiner Meinung nach nicht so realistisch berechnet worden sind wie die Baukosten. In den jährlichen Betriebs-, Unterhaltungs-, und Abschreibungskosten habe die Kasig einen buchhalterischen Fehler gemacht: Die Abschreibungskosten, von der Kasig mit 2,2 Millionen angegeben, seien nur auf den Eigenanteil berechnet. Dies sei falsch, die Abschreibungskosten müssten auf das Gesamtprojekt berechnet werden.  "Das ist so, da kann man nicht drüber philosophieren", erklärt Vieregg. Schließlich müsse die Stadt Kosten für Gleiswechsel auch selber bezahlen.

    Die Kasig gibt diese jährlichen Kosten mit 4,2 Millionen Euro an, das Planungsbüro kommt auf 9,8 Millionen. "Das ist mehr als Faktor zwei", erklärt Vieregg. Fazit: "Die Folgekosten wurden deutlich unterschätzt." An dieser Stelle setzt auch die Kritik der Grünen an: Die "überraschend große Fehlplanung" bereite der Grünen-Fraktion große Sorgen. Mit diesen Folgekosten hole man sich "eine zweite Neue Messe" in den Konzern Stadt. Gerade zu Zeiten der Haushaltskonsolidierung ginge dies "in entgegengesetzte Richtung".

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