Der "Mann vor Ort", Stadtrat und Grötzinger Ortschaftsrat Tom Hoyem, wünscht sich kein "Mallorca" in Grötzingen, aber eine "vernünftige, ökologische und nicht kostenintensive Lösung, um im Grötzinger Baggersee schwimmen zu können."
Zum Unmut Hoyems und der Karlsruher FDP gilt hier nämlich vonseiten der Stadt ein allgemeines Badeverbot - wie in allen öffentlichen Gewässern auf der Germarkung Karlsruhes.Allerdings wird es an diesem Baggersee und den beiden Seen in Neureut geduldet, für Seen im Landkreis gelten andere Voraussetzungen. Bis zur Eingemeindung Grötzingens im Jahr 1979 war das Baden hier noch offiziell erlaubt.
Badeverbot aufheben: FDP will Möglichkeiten finden
Die FDP fordert nun im Grötzinger Ortschaftsrat eine dauerhafte Aufhebung des Badeverbots, wie Tom Hoyem mit den Karlsruher FDP-Stadträten Thomas Kalesse und Karl-Heinz Jooß bei einem Pressegespräch am Mittwoch verkündete. Vor wenigen Wochen stellten die Liberalen im Gemeinderat bereits eine Anfrage zum Badeverbot an die Karlsruher Stadtverwaltung. Die Antwort habe sie nicht zufriedengestellt, so dass die FDP nun weiter an den Thema dran bleiben wolle (Link auf Pdf-Dokument der Stadt). Denn noch bis 2014 gelte die Duldung am See, danach sei es endgültig verboten, so Hoyem.
"Die Antwort der Stadt wirkt wie eine Standardantwort. Wenn jemand gegen etwas ist, findet er ganz schnell Gründe. Wer aber etwas erlauben will, der findet Möglichkeiten", so Hoyem weiter. Doch in der Antwort der Verwaltung findet er nicht nur "Neins", sondern auch "ein paar Vielleichts", die er Oberbürgermeister Frank Mentrup zuschreibt. Diese Möglichkeiten wollen der Ortschaftsrat und die Karlsruher FDP nun nutzen. "Die Leute wollen eine Möglichkeit, in freien Gewässern zu schwimmen. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber es gibt viele, die das wollen", ergänzte Stadtrat Jooß.
In der Antwort der Stadt wird auf verschiedene strukturelle und finanzielle Probleme hingewiesen, die ein erlaubtes Baden am See nicht möglich machen würden - hinzu komme die Sicherheits- und Verantwortungsfrage für den Fall, sollte am Grötzinger Baggersee etwas passieren. Erschwerend komme demnach weiter hinzu, dass der See in einem Naturschutzgebiet liege. Es fehlen ausreichend Parkplätze, Toilettenanlagen und Mülleimer, so die Stadt. Der Ortschaftsrat und die Karlsruher FDP sind aber überzeugt, so Hoyem, dass diese Maßnahmen kostengünstig als "Minimal-Infrastruktur" umgesetzt werden könnten, um den Menschen vor Ort das Baden zu ermöglichen. "Mit der DLRG sind wir bereits in Gesprächen, sie haben Interesse gezeigt", erläuterte er weiter.
Wasserqualität des Grötzinger Baggersees auf dem Prüfstand
Allerdings gebe es auch Gegenstimmen von Seiten des Grötzinger Fischervereins. Die Anliegen aller Vereine, Gruppen und die der Grötzinger Bürger will die FDP in einer "echten, nicht klischeehaften Bürgerbeteiligung" zusammenbringen. "Hier haben sie die Möglichkeit, eine Bademöglichkeit zu entwickeln", sagen die Liberalen. "Außerdem wollen wir eine Möglichkeit für vernünftige Bürger, die sich normal benehmen und Respekt vor der Natur haben", so Hoyem. Er ist sich sicher, dass sich in Grötzingen eine große Mehrheit finde, die diesen Plan unterstütze. Er gab weiter zu bedenken, dass nur ein sehr kleiner Teil des Sees betroffen sei, da die Liegeflächen für Badegäste klein gehalten werden sollen. So erhoffen sich die Ortschafts- und FDP-Stadträte, dass der See nicht übermäßig besucht wird
Eine Debatte über die Aufhebung des Badeverbots auch bei den anderen Karlsruher Seen hält Hoyem zwar für möglich, in erster Linie gehe es der FDP aber nun um Grötzingen. Nach städtischen Angaben laufe derzeit ein Wasseruntersuchungsprogramm für Grötzingen, das die Qualität des Seewassers prüfen soll. Grund dafür sei ein Aalsterben. Hoyem und die FDP machen sich aber wegen dieser Sache keine Sorgen: "Egal, ob gebadet werden darf oder nicht, die Wasserqualität müsste sowieso auf Vordermann gebracht werden, wenn damit etwas nicht stimmen sollte", so Jooß. Hoyem ergänzte zudem, dass es zahlreiche kostengünstige und ökologische Möglichkeiten gebe, die Qualität nachhaltig zu verbessern.
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