Am Samstagmittag wurde an der Ecke Ostend- und Frühlingstraße einweißer Ford-Transit mit dem Firmenlogo von Hermes gestohlen. Wie die Polizei berichtete, hatte der Fahrer den Wagen abgestellt, um ein Paket auszuliefern und den Schlüssel stecken lassen. Diese Gelegenheit machten sich dreiste Diebe zu Nutzen und fuhren mit dem Lieferwagen davon. Neben dem neuen, rund 25.000 Euro teuren Ford-Transit, brachten die Diebe die 54 Pakete und Päckchen an sich, die sich in dem Wagen befanden.
"Kein alltäglicher Fall"
"Grundsätzlich sollte ein Fahrzeug verschlossen sein, wenn man es verlässt", erklärt Christian Schmidt von der Pressestelle der Badischen Versicherungen in Karlsruhe. Liege bei dem Fahrzeug eine besondere Nutzung vor, könne es sein, dass der Schaden von einer Versicherung erstattet werde, so Schmidt. Aber eben nur dann und es dürfe keine grobe Fahrlässigkeit vorliegen.
"Das ist kein alltäglicher Fall", meint er zum Diebstahl in der Oststadt. Bei den gestohlenen Paketen handle es sich um einen Inhaltsschaden, der über eine konventionelle Kfz-Versicherung nicht abgedeckt sei. Grundsätzlich sei es aber auch hier möglich, dass Fahrzeuge eines Paketdienstes speziell versichert seien und auch dieser Schaden vom Versicherer übernommen werde. Das gestohlene Auto sei nicht bei den BGV versichert. "Die BGV versichern grundsätzlich keine solchen Fahrzeuge", so Schmidt.
Auf ka-news-Anfrage beim Hermes Paketdienst erklärte Birte Ayhan, stellvertretende Pressesprecherin des Konzerns: "Beim Großteil der Sendungen handelt es sich um im Internet bestellte Waren, hier wurden bereits Ersatzlieferungen an die Kunden veranlasst. Einige wenige Sendungen betreffen den Privatkundenservice. Die betreffenden Empfänger werden angeschrieben und informiert, so dass eine Entschädigung mit ihnen vereinbart werden kann."
Ob die Versicherung zahlt ist noch unklar
Der Fahrer des gestohlenen Lieferwagens sei nicht bei Hermes, sondern bei einem der 400 Generalunternehmer beschäftigt, mit denen der Konzern bundesweit in der Zustellung kooperiere, so Ayhan weiter. Sein Chef ist Thomas Pfefferkorn, der den Hermes-Satelliten in Karlsruhe betreibt. So etwas habe er noch nie erlebt, "es ist ein Horror", erklärt Pfefferkorn auf ka-news-Anfrage.
Neben dem gestohlenen Fahrzeug im Wert von rund 25.000 Euro kämen pro gestohlenem Paket durchschnittlich zwischen 150 und 200 Euro Schaden auf das Unternehmen zu. Insgesamt wären das zwischen 8.100 und 10.800 Euro. Der Unternehmer hat mittlerweile einen Finderlohn von 500 Euro ausgesetzt und hofft nun auf die Mithilfe aus der Bevölkerung.
Optimismus könne er sich momentan nicht leisten. "Ich gehe vom Schlimmsten aus", erklärt er gegenüber ka-news. Dem Fahrer könne hier zwar grobe Fahrlässigkeit, aber kein Vorsatz nachgewiesen werden. Der Mann sei ein sehr zuverlässiger und gewissenhafter Mitarbeiter, der auf jeden Fall im Unternehmen bleibe, so Pfefferkorn.
"Ich habe keine Ahnung, ob die Versicherung den Schaden übernimmt", so Pfefferkorn zur aktuellen Lage. Die Lieferwagen seien Leasing-Fahrzeuge und damit über die Leasing-Firma versichert. "Ich hoffe, dass die Versicherung das übernimmt", so Pfefferkorn weiter.