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Wer im internationalen Wettbewerb um Investitionen und Köpfe bestehen will, muss auch international auftreten - so jedenfalls der Grundgedanke, der sich hinter dem Wortungetüm "Internationalisierungsstrategie" verbirgt. Dass Karlsruhe eine eben solche braucht, hat der Karlsruher Gemeinderat am Dienstagnachmittag einstimmig beschlossen. Umgesetzt werden soll die von einer noch zu schaffenden "Arbeitsgruppe Internationalität". Wie von der CDU in einem Ergänzungsantrag gefordert, soll außerdem ein mehrsprachiger Internet-Auftritt der Stadt angegangen werden. Ebenfalls von der Verwaltung geprüft wird der Vorschlag der FDP, die ein "Karlsruhe-Ambassadors"-Modell (Karlruhe-Botschafter) angeregt hatte: Im Ausland lebende Karlsruher sollen dort für ihre alte Heimat werben.

"Wir wissen, dass wir gut sind - aber weiß es die Welt?"

Außerdem beschlossen wurde, im Doppelhaushalt 2013/14 insgesamt 448.000 Euro vorzusehen, um entsprechende Projekte (einmalig 160.000 Euro) und zwei Vollzeit-Projektstellen (144.000 Euro pro Jahr) zu finanzieren. Grüne und Linke stimmten zwar für die Strategie als solche, aber gegen die beiden Vollzeitstellen. "Wir halten es für verfrüht, jetzt schon über die Schaffung dieser beiden Stellen zu entscheiden", so Grünen-Stadträtin Ute Leidig.

Von den Stadträten wurde die von Oberbürgermeister und Stadtverwaltung vorgelegt Internationalisierungsstrategie (Link führt zu PDF auf Seiten der Stadt) ansonsten generell begrüßt und daher auch mitgetragen. Wichtig sei es allerdings, diese auch tatsächlich mit Leben zu füllen, so CDU-Stadtrat Klaus Heilgeist: "Wir wissen in Karlsruhe, dass wir gut sind. Aber wissen es auch die anderen? Weiß es die Welt?". Karlsruhe müsse seine Vorzüge viel stärker herausstellen, um international wettbewerbsfähig zu sein.

"Wir wissen nicht, dass wir gut sind", widersprach dagegen Friedemann Kalmbach (GfK). Genau hier liege das Problem - die Karlsruher Mentalität. Hier schwinge viel zu oft ein Geschmack von Minderwertigkeit. Um sich international erfolgreich zu verkaufen, müsse man sich zunächst auf die eigenen Stärken besinnen. Als "sehr ehrgeizig" bezeichnete SPD-Stadtrat Michael Zeh. Es sei allerdings ratsam, auch betroffene Firmen mit ins Boot zu holen, die ja unmittelbar betroffen sein, etwa wenn sie international nach Fachkräften suchten.

Gemeinsam mit Basel und Straßburg?

"Karlsruhe ist international", bekräftigte FDP-Stadtrat Tom Hoyem, "aber ich denke, das ist der Welt total entgangen". Er selbst habe immer noch das Gefühl, in zwei Karlsruhes zu leben: dem lokalen Karlsruhe und dem internationalen Karlsruhe - diese Beiden gelte es zusammen zu bringen. "Karlsruhe Lokal kann mit Recht erwarten, dass Karlsruhe International für es wirbt."

Lüppo Cramer von der Karlsruher Liste (KAL) merkte an, es gäbe weltweit unzählige 300.000-Einwohner-Städte. Es sei fraglich, ob ein Strategiepapier etwas daran ändere, dass eine davon besonders hervorsteche. Es mache daher keinen Sinn, die Strategie alleine umsetzen zu wollen, lieber solle man sich gemeinsam mit Basel und Straßburg gemeinsam international positionieren.

Kritisch zum in der Internationalisierungsstrategie hervorgehobenem Punkt "Willkommenskultur" merkte Linken-Stadträtin Sabine Zürn an. Diese dürfe sich nicht auf eine bestimmte Gruppe von Ausländern beschränken, die dann bei der Wohnungssuche und Behördengängen unterstützt würden. "Es darf keine Zwei-Klassen-Willkommenskultur  geben!" Erkenntnis und Bedarf seien richtig, erklärte Eduardo Mossuto von den Freien Wählern. Die Strategie habe allerdings Schwächen. So gebe es zwar Positivbeispiele, es sei aber nirgends niedergelegt, mit welchen Städten man sich denn messen wolle. Mängel gebe es auch bei der Willkommenskultur: "Das fängt schon beim Ankommen am Bahnhof an. Die gesamte Beschilderung hier ist nämlich nur auf deutsch", so Mossuto.

Zu den Verwaltungsvorlagen im Wortlaut (Link führt zu den Seiten der Stadt)

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