In Karlsruhe kann auch der Bürgerentscheid zur "U-Strab" mit solchen Wahlschablonen gemacht werden. "Die Hilfe anderer Personen werden die Blinden bei den Bundestags- und Europawahlen in Zukunft nicht mehr nötig haben.", so Marc Witzenbacher, Pressesprecher der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die Schablone enthält auf der Oberseite zwei senkrechte Reihen: Links stehen die Parteien und Kandidaten für die Erststimme, rechts das gleiche für die Zweitstimmen, in Blindenschrift. Der Wahlzettel, der in die Schablone kommt, ist ganz normal in Blockschrift geschrieben.
Schablonen und Unterlagen können angefordert werden
Hans-Eugen Schulze stellt die neue Wahlschablone vor (Foto: ka-news) |
Aber warum gibt es solche Wahlschablonen erst jetzt? "Blinde haben in den ersten 40 Jahren mehr oder weniger gelernt, sich mit ihrer Behinderung abzufinden.", meint Dr. Hans-Eugen Schulze, Bundesrichter außer Dienst und Landeskirchlicher Beauftragter für Blinde und Sehbehinderte. Allerdings sei die Bescheidenheit einem gesunden Selbstbewusstsein gewichen, erklärt Schulze, der selbst seit seiner frühesten Kindheit an erblindet ist. In Deutschland gibt es rund 155.000 Blinde oder Sehbehinderte, von denen grob geschätzt 150.000 wahlberechtigt sind. Alleine in Baden-Württemberg gibt es 13.000 wahlberechtigte Blinde. Im Land wurden zirka 4000 Wahlschablonen hergestellt.
Die Schablonen werden auf Kosten des Bundes in Baden-Württemberg durch Blinden- und Sehbehindertenvereine verteilt. Auch an Sehgeschädigte, die keinem Verein angehören. Unter folgender Telefonnummer können im ganzen Landesgebiet die Schablonen und Unterlagen angefordert werden: 01805/666456. Auf Verlangen können Informationen auf Tonkassette oder in Blindenschrift zur Handhabung der Schablonen mit diesen zugesandt werden. Zur Bundestagswahl muss jeder seine Schablone selbst ins Wahllokal mitbringen. Die Schablonen zum Bürgerentscheid zur "U-Strab", der auch am 22. September ist, liegen in jedem Wahllokal bereit.
Geheime Wahl ist eine starke Erleichterung
Mischa Knebel, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins Südbaden, meint, dass die Aufnahme sehr wahrscheinlich unterschiedlich ausfallen wird. Es sollten zwei Personengruppen beachtet werden. Blinde, die sehr früh erblindeten oder dies schon immer sind, haben gelernt mit Kompromissen zu leben. Daher sei die nun endlich erreichte geheime Wahl, für Menschen die erst spät erblinden eine starke Erleichterung. Viele Blinde haben bisher die Briefwahl bevorzugt, während Hans-Eugen Schulze schon immer ins Wahllokal gegangen ist. Er wollte auf sich und andere Blinde aufmerksam machen, so Schulze.