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Gast-Kommentar von Herbert Hoffmann

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Gast-Kommentar von Herbert Hoffmann

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    "Seit 1983 beschäftige ich mich mit diesem wichtigen Thema. Bis 1990 geschah dies nur indirekt. Seit diesem Zeitpunkt befasse ich mich unmittelbar damit. Gemessen an heutigen Entwicklungenszyklen ist dies eine sehr lange Zeit. Davon ausgehend, dass sich ein neu gegründetes Unternehmen nach etwa fünf Jahren stabilisiert haben sollte, stehe ich derzeit am Beginn der vierten Generation von jungen Unternehmensgründern. In den vergangenen 15 Jahren hat sich einiges getan im Umfeld der Unternehmensgründungen. Ich möchte hiervon mehr berichten.

    Ewige Diskussionen um technische Neuerungen

    Damals, in den 80er Jahren, war der Unternehmer in der Öffentlichkeit eine angesehene und respektierte Person. Zehn Jahre später, in den 90ern, wollte jeder dazugehören und sich zumindest durch den Kauf von Aktien als Mitunternehmer fühlen. 2005 hat sich das geändert. Es grassieren leider oftmals die Vorurteile, dass sich Unternehmer in unanständiger Weise auf Kosten ihrer Mitarbeiter bereichern. Das Vorurteil, ein Unternehmer zahle keine Steuern, und wenn überhaupt, dann fließen diese ins Ausland, ist weit verbreitet. Der Umweltschutz ist ihm auch egal, genauso wie die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter. So wundert es kaum, dass das Image des Unternehmers an Glanz eingebüßt hat, er gar zu einer unbeliebten Randgruppe gehört.

    Nicht nur damit muss ein Unternehmer heute fertig werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten schon drastische Ausmaße erreicht hat, wenn es um risikobehaftete Produkte geht. Die konjunkturelle Schlappe kommt hinzu. Grundsätzlich herrscht eine Skepsis allem Neuen gegenüber. Paradebeispiel hierfür ist die ewige Diskussion in der Öffentlichkeit um die angebliche Handystrahlung. Kaum ein Mensch kennt die Zusammenhänge, die Unsicherheit schürt es allemal. Resultat ist, dass im Zweifelsfall das Produkt eben nicht gekauft wird, zum Nachteil der Unternehmer.

    Konsens ist möglich

    Junge Unternehmen, die mit frischen, technologischen Ideen den Markt erobern wollen, müssen unterstützt werden. So wird der technologische Fortschritt angetrieben. Stets natürlich im Einklang mit dem Umweltschutz. Es steht keinem Forscher oder Entwickler der Sinn danach, sich selbst oder andere zu schädigen. Produkte sollen von vielen Menschen eingesetzt werden, und nutzen genügend Personen ein bestimmtes Produkt, entsteht ein Markt. So wird der Grundstein für die Schaffung eines Angebots durch ein neugegründetes Unternehmen gelegt. Das Marktgeschehen ist intakt, wenn die Angebots- und Nachfragesituation ausgewogen ist.

    Gesellschaftlicher Konsens ist dann möglich, wenn ein Eingriff des Staates nur in extremen Situationen nötig ist. Es scheint mir nur logisch, dass eine Regierung die Kompetenzen besitzen sollte, zu erkennen, wenn "Dinge aus dem Ruder laufen" und bis dahin den Markt sich selbst regeln lässt. Die Illusion, dass wir hier in Deutschland, im Vergleich zu anderen Ländern, besonders enge Regeln aufstellen dürften, ist falsch. Zwangsweise führt dies zu einer Verlagerung des Marktes, zur Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland. Zollschranken, die eine Einfuhr nach Deutschland stoppen sollen, helfen da auch nicht. Die Vergangenheit kennt genügend Beispiele hierfür.

    Wie ein Kanichen, das die Schlange anstarrt

    Ein Beispiel gefällig? Stellen Sie sich eine neue, medizinische Entwicklung in einem europäischen Nachbarland vor, die die Heilung bestimmter Krankheiten ermöglicht. In Deutschland jedoch wäre diese Methode verboten, da sie gegen gesetzliche Auflagen verstößt. Hilfesuchende Patienten müssten ins Ausland wandern, um sich einer womöglich lebensrettenden Operation zu unterziehen. Was ist, wenn die Patienten zurückkehren? Müssten diese strafrechtlich verfolgt werden? Sicherlich ist es undenkbar, dass die Patienten verfolgt werden würden, weil sie im Ausland Substanzen eingenommen haben, die in Deutschland verboten sind.

    Nun führen Sie sich bitte folgendes vor Augen: Neue Produkte und Innovationen haben auch Nebenwirkungen, die unerwünscht sind. Deswegen sollten wir aber nicht den großen Nutzen verkennen, den sie bringen, nur weil wir, wie ein Kaninchen die Schlange anstarrt, auf die Nebenwirkungen schauen. Solche Nebenwirkungen müssen manchmal eben in Kauf genommen werden. Lediglich die Häufigkeit und die Intensität dieser Nebenwirkungen variiert.

    So rate ich also dazu, nicht unbedingt Innovationen gleich zu verteufeln, sondern diese zu fördern und unser gesammeltes Wissen dafür einzusetzen, die Nebenwirkungen so klein wie nur möglich zu halten. Es ist vielleicht eine Herausforderung, aber sie ist möglich, wenn wir ursprüngliche Produktentwicklungen nicht immer sofort im Ansatz einfrieren. Praxiserfahrung mit neuen Produkten ist unerlässlich. Wir müssen Politiker und Forscher dazu ermutigen, sich gezielt der Nebenwirkungen anzunehmen. Die Politik kann dazu beitragen, in dem sie die Rahmenbedingungen möglichst frei gestaltet und somit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in der Welt wieder fördert. Wir wollen doch nicht, dass Deutschland in der Bedeutungslosigkeit versinkt, weil wir erstens keine Kinder mehr haben und zweitens auf den Märkten der Welt keine Rolle mehr spielen."

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