Ganztagsschule? Als Schüler fällt einem die Antwort auf diese Frage nicht schwer: Auf gar keinen Fall! Und auch für manche Eltern ist dieses Thema ein rotes Tuch. Dennoch hält Grün-Rot an dem Modell fest: Ganztagsschulen sollen ein fester Bestandteil des baden-württembergischen Bildungssystems werden. Am Mittwoch verabschiedete der Landtag nun mit der Koalitionsmehrheit ein Gesetz, das die Ganztagsbetreuung zur Regel machen soll. Im Fokus stehen dabei die 2.400 Grundschulen im Land.
Ganz ohne Widerstand ging das freilich nicht über die Bühne. Vor allem in der CDU wärmt man ein Argument immer wieder auf: mangelnde Wahlfreiheit der Eltern. Dass man diesen damit ein Stück der Erziehung ihrer Kinder aus der Hand nimmt, kann an dieser Stelle nicht bestritten werden. Und dennoch: Ganztagsschulen bringen mehr Vor- als Nachteile.
Ganztagsbetrieb hat viele Vorteile
Viele Kritiker verkennen Eines: Die Ganztagsschule dient nicht dazu, Kinder zu bestrafen oder Eltern zu entmündigen. Mit diesem Modell reagiert man vielmehr auf ein veränderte Verhältnisse: Ob Kita, Kindergarten oder Hort - Eltern wünschen sich eine durchgehende Betreuung für ihre Schützlinge. Das traditionelle Familienbild hat immer öfter ausgedient, denn heute sind meist beide Eltern berufstätig oder eventuell alleinerziehend. Nach einem Zehn-Stunden-Tag fehlt da häufig einfach die Zeit, mit dem Nachwuchs noch Vokabeln zu büffeln oder Matheaufgaben zu überprüfen.
Und genau an dieser Stelle kann die Ganztagsschule Lücken schließen: Hausaufgabenhilfe, Sport- oder Musikangebote - der Schüler kann hier in einem ganz anderen Rahmen individuell gefördert werden. Gleichzeitig gelten für alle die gleichen Lernvoraussetzungen. Das ist nicht nur richtig, sondern auch fair.
Ein weiterer Vorteil: Wenn das Kind abends nach Hause kommt, sind die Hausaufgaben bereits erledigt und werden nicht mit ins Kinderzimmer geschleppt. So bleibt Freizeit auch wirklich Freizeit - so können die Stunden mit der Familie wirklich genossen werden. Und das wünschen sich doch sicherlich auch die Kritiker.