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Karlsruhe: G8 vs. G9 - Karlsruher Gymnasiasten berichten aus dem Alltag

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G8 vs. G9 - Karlsruher Gymnasiasten berichten aus dem Alltag

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    v.l.n.r.: Mira G. (G9), Laura I. und Tobias M. (beide G8) drücken in der gemeinsamen Kursstufe am Helmholtz-Gymnasium die Schulbank.
    v.l.n.r.: Mira G. (G9), Laura I. und Tobias M. (beide G8) drücken in der gemeinsamen Kursstufe am Helmholtz-Gymnasium die Schulbank. Foto: (dac)

    Mira G., Laura I. und Tobias M. besuchen das Helmholtz-Gymnasium in der Karlsruher Weststadt. Was sie verbindet, ist trotz des unterschiedlichen Alters - Mira ist bereits 18, während Tobias erst 16 Jahre alt ist - die selbe Jahrgangsstufe. Wenn alles nach Plan läuft, machen die drei nächstes Jahr gemeinsam das Abitur, denn mit der gemeinsamen Kursstufe wird das um ein Jahr verkürzte G8-Abitur eingeführt.

    Während Mira als G9erin ihre Prüfungen also mit der Erfahrung aus neun gymnasialen Schuljahren absolviert, können Laura und Tobias als G8er in den selben Prüfungen nur auf acht Jahre Schulwissen zurückgreifen. Ein Nachteil für die beiden jüngeren? Das hatte zumindest der Landeselternbeirat (LEB) Anfang des Jahres in einer Stellungnahme so gesehen, der "signifikant bessere Kenntnisse der G9-Schüler" vor allem in Mathematik und den Sprachfächern beobachtet hatte.

    Dass es Unterschiede gibt, bestätigen alle drei Schüler: "Gerade in den Sprachen können sich die G9er einfach besser ausdrücken", findet Laura. Das kann auch Tobias bestätigen, vor allem für das Fach Englisch, wo die G9er einfach ein besseres Sprachgefühl hätten. In den naturwissenschaftlichen Fächern empfindet er die Jahrgänge als recht ausgeglichen. Mira dagegen berichtet von Problemen der G8er, auf Lerninhalte zurückgreifen zu können, die etwas zurückliegen. Dadurch müsse etwa bei der Einführung neuer Themen mehr Wiederholungsarbeit geleistet werden. "Ich nehme das aber als gute Gelegenheit zur Wiederholung", sagt sie.

    Von grundsätzlich schlechteren Noten weiß Laura zu berichten. So habe sie seit Beginn der gemeinsamen Jahrgangsstufen generell weniger gute Noten als früher. Das sei besonders in Französisch und Englisch zu spüren, wo sie sich jeweils um etwa einen Notenbereich verschlechtert habe. Zwar räumt sie ein, dass Englisch ihr noch nie wirklich gelegen habe, jedoch sei sie in Französisch immer sehr stark gewesen. Heute bilde sie und eine Freundin mit einer Note im Dreierbereich die Spitze bei den G8ern.

    "Mehr Reife und Tiefgang"

    "Ich wundere mich, dass die Unterschiede in den Noten nicht stärker ausfallen", sagt Laura mit Blick auf das Fach Englisch. Dennoch seien die Noten sämtlicher G8er unterhalb von acht Punkten (etwa Note 3; Anm. der Redaktion). Auch stellten die Jüngeren die Schlussgruppe: "Ganz unten ist kein G9er", so Laura. "Die besten drei im Kurs sind meistens G9er", bestätigt Mira das Bild. Das gelte besonders für Mathematik, sagt sie, fügt aber hinzu: "Wer früher richtig gut war, ist das auch jetzt. Aber es gibt eine Verschiebung im Mittelfeld."

    Tobias sieht starke Unterschiede vor allem im Deutschunterricht. So zeichneten sich die Redebeiträge der älteren Jahrgangskameraden spürbar durch mehr Reife und Tiefgang aus. "Die Mehrheit der G8er haben zum Beispiel bei Gedichten nicht so gute Sensoren", so seine Beobachtung, die Laura in ihrem Deutschkurs allerdings nicht habe machen können: "Bei uns ist es eher ausgeglichen."

    Wenig freie Zeit für Extra-Engagements

    Um die Unterschiede zwischen den Jahrgangsschülern auszugleichen, bietet das Helmholtz-Gymnasium mittlerweile unterstützende Kurse - etwa in Englisch - an, die den schwächeren Schülern helfen sollen. Das findet Tobias sehr gut, jedoch weist Laura auf ein weiteres Problem hin: Diese Kurse kosten zusätzlich Zeit. "Wir sind jetzt schon ziemlich voll mit Nachmittagsunterricht", verdeutlicht Mira den Zeitmangel.

    Der enge Stundenplan lasse generell wenig Spielraum für außerschulische oder soziale Aktivitäten, deuten die Schüler an. So findet die G9erin Mira, dass ihre G8-Schulkameraden oft nicht die nötige freie Zeit für Extra-Engagements haben, auf die am Helmholtz-Gymnasium generell viel Wert gelegt werde. Laura zum Beispiel hat wöchentlich 34 Stunden zu absolvieren. Trotzdem trainiert sie regelmäßig als Übungsleiterin für Jazztanz beim TSV Grünwinkel. "Man muss sich die Zeit nehmen", erklärt sie.

    Nicht vor 16.30 Uhr zu Hause

    Tobias engagiert sich einmal wöchentlich als Gruppenleiter bei der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) und kommt zeitlich gut zurecht, wie er sagt. Dafür habe er seinen Stundenplan so gelegt, dass er genau auf die minimal geforderten 32 Wochenstunden kommt. Bei seiner Jugendgruppenarbeit merke der G8er aber, dass auch die Kleinen wenig Freizeit hätten.

    Mira ist Mitglied der Schülermitverantwortung (SMV) am Helmholtz-Gymnasium und kümmerst sich somit um die schulinternen Belange der Helmholtz-Schüler. Auch sie als G9erin kämpft mit dem straffen Zeitplan: "Ich komme immer erst um 16.30 Uhr nach Hause." "Mittlerweile hat sich das zwischen G8ern und G9ern angeglichen", erklärt Laura. Früher habe man immer das Gefühl gehabt, dass die mehr "abhängen". Als jüngerer Bruder eines G9ers hat auch der G8er Tobias einen Vergleich zu früher: "Mein Bruder hatte viel mehr Zeit. Da habe ich immer neidisch hingeschaut."

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