"Ausnahmen bestätigen zwar die Regeln", verharmlost Martin Kößler, seines Zeichens Mitglied im Vorstand der Supporters und Sprecher der Fan-Initiative "Pro 15:30 - Kein Kick ohne Fans", die Situation nicht, dennoch ist es nicht verwunderlich, dass die Fans vehement gegen die Willkür protestieren, mit denen Fußball-Fans vor allen Dingen bei Auswärtsspielen in fremden Stadien getriezt werden.
Ein aktuelles Beispiel, das die Brisanz dieses Themas aufzeigt, hat der Fansprecher auch gleich parat. So musste ein KSC-Fan beim Auswärtsspiel der Kuntz-Truppe gegen den MSV Duisburg am vergangenen Freitag unliebsame Bekanntschaft mit dem ortsansässigen Ordnungsdienst machen. "Und dass sogar die harmlosen Mitglieder des KSC-Internet-Fanclubs World Wide Wave, die wirklich keiner Fliege etwas zu Leide tun können, Anzeige erstatten wollen, weil sie so schlecht behandelt wurden, zeigt doch deutlich die Missstände auf", ergänzt Kößler noch das obige Beispiel.
Fußball-Fans als Menschen zweiter Klasse
"Wir haben es einfach satt, als Menschen zweiter Klasse behandelt zu werden und bei Auswärtsspielen ständig der Willkür des Ordnungspersonals oder der Polizei ausgesetzt zu sein." Einmal in Fahrt gekommen, schwingt sich der begeisterte KSC-Fan zu einem regelrechten Plädoyer für den Erhalt der Fankultur auf, bei dem einem schnell klar wird, dass die KSC-Fans noch mit dem nötigen Herzblut und Eifer bei der Sache sind, das den fußballspielenden Profis auf dem Rasen in der derzeit sportlich brenzligen Situation ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde. "Der Fußball lebt von den Fans und von den Emotionen", fährt Kößler fort. "Fußball-Fans sind keine Schwerverbrecher. Im Gegensatz: Der Fußball lebt von uns Fans. Erst durch uns wird er zum Ereignis, zum Erlebnis und zum Kick!"
Um gegen die Willkür und Schikane in den Stadien zu protestieren, haben die Supporters im Oktober 2001 die Fan-Initiative "Kein Kick ohne Fans" gegründet und bei der Partie des KSC gegen die Frankfurter Eintracht erstmals mit Plakaten und Choreographien auf ihr Anliegen hingewiesen. In der Zwischenzeit hat die Initiative nahezu bundesweit Anklang gefunden und ist mit der bundesweiten Fan-Initiative "Pro 15:30" fusioniert.
Kein Kick ohne Fans
Anfänglich richtete sich der Protest der Fans gegen die Terminwillkür der DFL und beinhaltete auch dementsprechende Forderungen. Unter anderem machten sich die Fans für eine Festlegung aller Spieltage mit genauen Anstoßzeiten zu Beginn jeder Halbserie stark, forderten dass bei Spielen, die nicht an Samstagen stattfinden, die Entfernung zwischen den Spielorten nicht mehr als 300 Kilometer betragen und wollten eine Einschränkung der zuschauerunfreundlichen Ausdehnung des Zweitliga-Spieltages von Freitag bis Montag.
Mittlerweile rückt jedoch immer mehr die "Misshandlung" der Fußball-Fans ins Zentrum des Protestes, und so fragt sich auch Martin Kößler, ob Fußball-Fans mittlerweile schon automatisch als Schwerverbrecher gelten und Menschen zweiter Klasse sind. "Oft wird auch mit zweierlei Maß gemessen, und dass man durch bloßes Fahnenschwenken andere Menschen provozieren soll, kann ich auch nicht verstehen", gibt der engagierte KSC-Fan kopfschüttelnd weiter zu Protokoll.
Positive Resonanzen und deutlich sichtbar Verbesserungen der Situation durch die Fan-Proteste halten sich momentan leider noch in Grenzen. Dennoch werden die Supporters weiter für ihre Ziele kämpfen und möglichst lautstark auch in Zukunft auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Von geplanten Überraschungsaktionen ist die Rede und von einer großen bundesweiten Fan-Demo am 11. Mai in Berlin. Schließlich soll der Kick Fußball ja in Zukunft nicht zu einem müden Geckicke verkommen.