Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Bujumbura: Für ein Jahr in Burundi (12)

Bujumbura

Für ein Jahr in Burundi (12)

    • |
    • |

    Als Stamms Mutter verstarb war es 3 Uhr morgens. Das Krankenhaus hatte keine Kühlkammer. Herausgeben wollte man den Leichnam aber nicht, ohne vorher Bares zu sehen. Mehrere Hundert Euro hatte sie in der Nacht aber nicht in der Tasche - und die Banken waren noch geschlossen.

    Ein Bericht von Philipp Ziser

    In den Kliniken mit Kühlkammer lagern Tote schon mal ein halbes Jahr - weil niemand kommt und bezahlt. In den Krankenhäusern gibt es so genannte Sozialdienste, Teams, die ähnlich einem Geheimdienst Nachforschungen anstellen, um eventuelle Verwandte oder Bekannte ausfindig zu machen, denen Geld abgenommen werden kann. Eine Mutter sei schon mal aus der Klinik abgehauen und habe ihr Kind dort zurück gelassen, weil ihr das nötige Geld fehlte.

    Ein Programm des Gesundheitsministeriums zur Verbesserung der Situation liege vor, bestätigt der Direktor des Krankenhauses. Das Problem: "Als Universitätskrankenhaus unterstehen wir aber dem Bildungsministerium und können von diesen Mitteln nicht profitieren." Doch gerade hier werden Burundis Nachwuchsmediziner ausgebildet. "Wir bräuchten einen Austausch mit ausländischen Krankenhäusern. Experten, die zu uns kommen, helfen und lehren. Und zwar nicht nur auf medizinischer Ebene, sondern auch in der Verwaltung." Direktor Nsabiyumva schaut gleichzeitig verzweifelt und hoffnungsvoll.

    Medizinische Geräte in katastrophalem Zustand

    Auch Chirurg Spinne (ka-news berichtete) hält viel von der Idee: "Was Burundi bräuchte, wäre beispielsweise ein deutsches Krankenhaus mit deutschem Personal." Eine solche Unterstützung besteht bereits - in der nördlichen Provinz Kayanza. Dort wurde Ende der 1980er Jahre während einer Partnerschaft mit Baden-Württemberg eine Klinik gebaut, ausgestattet und von einem Krankenhaus im Schwarzwälder Gengenbach unterstützt. Doch in der Zwischenzeit suchte der 13-jährige Bürgerkrieg zwischen den Ethnien der Hutu und Tutsi das Land heim.

    Bild mit Symbolkraft für das burundische Gesundheitssystem (Foto: Philipp Ziser)

    "Anlässlich unseres Besuchs mit einer Delegation Anfang 2006 haben wir festgestellt, dass sämtliche Geräte, Instrumente und auch die Gebäude in einem katastrophalen Zustand sind, so dass eine komplette Erneuerung des Krankenhauses erforderlich ist", erklärt Dietrich von Berg, Honorarkonsul der Republik Burundi in Stuttgart. Die Mittel dafür seien aber derzeit auch in Baden-Württemberg nicht vorhanden. "Interesse von unserer Seite besteht", versichert Hicuburundi vom Gesundheitsministerium. "Was wir aber brauchen, sind nicht nur teure und komplizierte Geräte, sondern Spezialisten, die burundische Ärzte anleiten und anlernen, dass sie danach selbständig arbeiten können." In einem wenig beachteten Raum stehen neben einem Stapel schmutziger, verschmierter Schaumstoffmatratzen ehemals teure, moderne Geräte. Verrostet, verrottet, unbrauchbar. Die Ärzte, die sie bedienen konnten, sind im Ausland.

    Wie soll sich etwas ändern?

    Warum sie noch hier arbeite, sei ganz einfach zu beantworten, meint die junge Frau, die als Schwester für die Station für Frühgeburten im Universitätskrankenhaus verantwortlich zeichnet. Lächelnd sagt sie: "Natürlich steht das Gehalt in keinem Verhältnis zur Arbeit. Aber ich liebe, was ich tue. Und wie soll sich ansonsten etwas ändern?"

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden