Brigitte R. ist seit Herbst vergangenen Jahres Mitglied im Karlsruher Freizeitclub. Zu Beginn sei sie etwas skeptisch gewesen, gibt sie zu. Schließlich gehen Frauen nicht gern allein in Kneipen oder treffen sich mit völlig Fremden zu einem Theaterbesuch.
Breitgefächertes Programm für jeden Geschmack
Mittlerweile ist sie überzeugt von der Einrichtung und schätzt das abwechslungsreiche Programm. "Man findet wirklich für jeden Geschmack die richtigen Events", schwärmt sie. "Auf viele Veranstaltungen ginge man allein nicht, weil man gar nicht weiß, dass es sie überhaupt gibt."
Aktivitäten zu finden und zu organisieren, die man so nicht hat, ist das Ziel von Monika Wehn. Während sie sich um das Ausflugsprogramm für die Gruppe ab 45 Jahren kümmert, stellt ihre Kollegin Silke Kühn das Programm für die Gruppe ab 30 Jahren zusammen. "Wir wollen den Leuten ein möglichst interessantes, breitgefächertes Angebot bieten, dass Bereiche wie Kultur, Sport, Essen und Trinken abdeckt", erläutert Wehn ihr Anliegen. "Es wird in Zukunft immer mehr Singles geben - unter anderem auch durch Trennung. An diese erlebnisorientierten Menschen richtet sich das Programm."
Gerade für Alleinstehende sei es wichtig, Aktivitäten mit anderen Alleinstehenden zu organisieren. "Nach einer Trennung hat man nur den alten Bekanntenkreis und der besteht meist ausschließlich aus Paaren", beschreibt Monika Wehn. "Singles wollen am Wochenende etwas unternehmen, aber eben nicht mit anderen Paaren. Schließlich wollen sie sich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen." Singles mit ähnlichen Interessen zu finden sei für viele Menschen nicht leicht. An diese richte sich das Angebot des Freizeitclubs - und das sei stark nachgefragt, freut sich Wehn.
Deutschlandweit gibt es 24 Freizeitclubs
Deshalb will sie ihr Programm im Frühjahr um Angebote für Menschen ab 60 erweitern. Das bedeute allerdings nicht, dass sie spezielle Rentner-Programmpunkte zusammentragen werde, betont sie. Auch die Älteren schwingen beispielsweise gern das Tanzbein zu flotter Musik oder liefern sich spannende Matches beim Badminton. So plant sie für Februar unter anderem einen Salsa-Schnupperkurs und eine Schneeschuhtour.
Den Freizeitclub gibt es nicht nur in Karlsruhe. Das Konzept entstand vor 16 Jahren in Esslingen. Freizeitclub-Gründer Peter Riedel wollte ein spezielles erlebnisorientiertes Angebot für Singles schaffen. Er gründete den ersten Freizeitclub in Stuttgart. Mittlerweile gibt es den Club deutschlandweit an 24 Standorten, darunter Berlin, Frankfurt, Mannheim und Heilbronn.
"Offener und herzlicher Umgangston"
Das zehnjährige Jubiläum des Karlsruher Freizeitclubs sollte jedenfalls gebührend gefeiert werden. Dafür hatte Monika Wehn eine Stretchlimousine zum Sektempfang organisiert, die vor dem Lago-Bowling-Center stand, wo es zudem Büffet und Bowling gab. "Die Leute waren einfach begeistert", erzählt Wehn. "Die meisten freuten sich besonders über die Stretchlimo." Auch die lockere Atmosphäre und die schöne Stimmung lobten die Gäste.
Der Umgangston zwischen den Clubmitgliedern ist sehr offen und herzlich, schwärmt Monika Wehn. Alle duzen sich. Das sei für den ein oder anderen ein wenig gewöhnungsbedürftig. Nicht jeder mag diese offene und lockere Art. So entpuppte sich auch schon mal der ein oder andere als schwarzes Schaf und Spielverderber. Doch diese würden recht schnell einsehen, dass diese Form der Gemeinschaft nichts für sie ist, erklärt Wehn.
Großteil der Mitglieder sind Frauen
Rund 300 Mitglieder hat der Karlsruher Club mittlerweile - die meisten davon weiblich. "Frauen trauen sich eher in den Club", spricht die Organisatorin aus Erfahrung. "Sie schätzen die Sicherheit, die ein organisiertes Programm bietet." Sogar einige Paare, die sich im Freizeitclub kennengelernt haben, seien weiterhin dabei - wegen des Angebots oder der Menschen. "Der Großteil der Leute kommt in den Club, um einen Partner zu finden", gibt Monika Wehn zu.
Wer den Freizeitclub ausprobieren möchte, kann sich auf der Website des Clubs anmelden. Anders als bei vielen Portalen ist die Anmeldung damit nicht abgeschlossen. Monika Wehn ruft alle Interessenten persönlich zurück. "Ich verabrede mich mit den Leuten und erkläre ihnen, wie der Club funktioniert", erklärt sie. "Das schafft Vertrauen." Der persönliche Kontakt spiele eine große Rolle. Wer Anonymität sucht, ist dort falsch. Den Probemonat gibt es für 9,90 Euro. Darin enthalten ist die gesamte Organisation der angebotenen Veranstaltungen. Wer dabei bleiben möchte, kann ab 24,90 Euro monatlich Clubmitglied werden.