Bufdi steht für Bundesfreiwilligendienstleistende. Von bundesweit 35.000 angestrebten Bufdi-Stellen sind nach Angaben des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben bislang nur etwa 1.500 besetzt. "Es ist ein zähes Prozedere", sagt Volkmar Hafner-Koch, Personalmanager des Stadtjugendausschusses Karlsruhe. Für Verbände sei es schwierig Bufdis zu rekrutieren, da diese gar nicht genau wüssten, was sie den Freiwilligen bieten könnten.
Stolpersteine für Verbände
Zudem müssen Verbände lange auf seriöse Botschaften der zuständigen Behörden warten. Fast täglich würden neue Informationen herausgebracht. Erst kürzlich sei bekannt geworden, dass Bufdis auch weiterhin Anspruch auf Kindergeld hätten. "Das ist alles schon sehr knapp", so Hafner-Koch. Am 30. Juni endet beim Stadtjugendausschuss der Einsatz von 13 Zivis. Erst zwei dieser Stellen konnten zum 1. Juli durch Bufdis ersetzt werden.
Einer davon ist Henning Kestler. Der 20-jährige Abiturient aus Karlsdorf hat sich entschieden nach der Schule "etwas soziales zu machen". Für ein Jahr unterstützt Kestler daher den Stadtjugendausschuss im Büro und bei Hausmeistertätigkeiten. "Viele aus meiner Schule wissen gar nicht, dass es diesen Freiwilligendienst gibt", so Kestler. Und genau hier sieht auch sein zukünftiger Chef das Problem: Auch wenn die Idee des BDF ein guter Ansatz sei, würden den Verbänden viele Stolpersteine in den Weg gelegt. Die Verbände stellten sich zurzeit die Fragen: Wie kommen wir an die Leute ran und was können wir Ihnen bieten?
Mehr Anreize schaffen
Der Karlsruher FDP-Bundestagsabgeordnete Heinz Golombeck sieht keinen Fehlstart beim Bundesfreiwilligendienst. Seit Mitte Mai meldeten sich im Schnitt 250 Freiwillige pro Woche, betont Golombeck. Auch wenn die Regierung an der ein oder anderen Stelle etwas übersehen habe, sei der Dienst insgesamt "durchdacht". Klar sei, dass für den BFD vermehrt Anreize geschafften und diese bei der Bevölkerung bekannt gemacht werden müssten. Dass sich Leute freiwillig engagieren, sei eine wichtige Säule der Gesellschaft. "Wir brauchen diese Menschen. Daher kämpfe ich für eine Anerkennungskultur", so der FDP-Politiker.
Die Betriebsleiterin von Reha-Südwest, Rahel Tomczak, schlägt vor, dass Bufdi-Absolventen beispielsweise ein Jahr keine Studiengebühren zahlen müssten oder ihnen einen Teil der Studienzeit erlassen werden könnte. Auch Achim Heinrichs vom Diakonischen Werk Baden fordert mehr Anreize für die Freiwilligen: Die wertvollen Erfahrungen, die die Menschen beim Bufdi sammelten, müssten auch von Unternehmen bei Bewerbungen anerkannt werden. Der BFD müsste von Hochschulen und Arbeitgebern so gewertet werden, wie das bereits bestehende Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Bisher hatte das Diakonischen Werk 500 Zivis im Einsatz.
Wie viele Bufdis nach Karlsruhe kommen, weiß keiner
Insgesamt waren in der Region Karlsruhe am 1. Juni noch 213 Zivis im Einsatz. Das teilte das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben auf ka-news-Anfrage mit. Wie viele Bufdis zum 1. Juli den Dienst in Karlsruhe antreten, kann das Amt nocht nicht mitteilen. "Wir wissen, dass bundesweit rund 1.500 Vereinbarungen unterschrieben wurden", teilte eine Sprecherin gegenüber ka-news mit. Wie viele Bufdis in der Region arbeiten werden, könne das Amt allerdings erst nach dem 1. Juli sagen.
Grund für die Schaffung des neuen Dienstes ist, dass nach 55 Jahren die Wehrpflicht - und damit eben auch der bisherige Zivildienst - abgeschafft wird. Die Bundesregierung gibt dafür rund 350 Millionen Euro aus. Der Einsatz kann in sozialen, ökologischen und kulturellen Bereichen sowie im Sport, im Zivil- und Katastrophenschutz oder der Integration stattfinden. Die Freiwilligen sollen 330 Euro Taschengeld bekommen. Der Dienst soll dem Gesetz zufolge ebenso wie der Zivildienst keine regulären Arbeitsplätze kosten, sondern allein unterstützende Tätigkeiten beinhalten. Anders als beim Zivildienst ist der BFD offen für Männer und Frauen jeden Alters.
Weitere Informationen zum BFD finden Sie unter: www.bundesfreiwilligendienst.de
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